Atlantik Teil 1

Camaret-sur-Mer, 18. Juli 2006

Schade das seit Tagen die Sicht äußerst diesig ist. Auf dem Weg nach Camaret umrundeten wir die nordwestliche Küste von Frankreich und diese ist gesäumt mit vielen monumentalen Leuchttürmen. Leider konnten wir sie nur durch einen Dunstschleier sehen. Die See war platt wie eine Flunder und die zahlreichen Yachten, die mit uns um das nordwestliche Kap Frankreichs in die Biskaya wollten, mußten wie wir, diese schöne Strecke unter Motor fahren. Camaret-sur-Mer ist ein kleines hübsches Hafenstädtchen mit einem gut bestückten Fischladen, einer alten Kirche, die mitten im Hafengebiet liegt und einer belebten Hafenpromenade. Besonders reizvoll sah das Hafengebiet am Abend mit seiner Beleuchtung aus.

Am nächsten Morgen wurden wir von prasselnden Regen und Donner geweckt. Das hieß für uns: weiter schlafen, wir bleiben im Hafen und segeln erst morgen weiter. Allerdings zog es uns nun deutlich nach la Rochelle. Dort wollten wir zum einen Stefans Bruder und seine Schwägerin treffen, die sich auf einer Fahrradtour durch Frankreich befanden und zum anderen sollten wir in la Rochelle unser repariertes Modem aus Deutschland zurück erhalten. Die Zeit, keine E-Mails von Bord senden zu können, war für uns sehr unbefriedigend. Immer waren wir auf der Suche nach einem Internet-Cafe, in dem wir unsere Mail abrufen und kurz beantworten wollten. In Frankreich solch ein Cafe zu finden war schwierig. Zum Teil gab es gar keins oder die Preise für die Benutzung waren sehr hoch. Hoffentlich ist das Problem ab la Rochelle erledigt.

20.-30. Juli 2006

Unsere weiteren Stationen führten uns über:

St. Evette, einer kleinen Anker-Bucht in der Nähe der Stadt Audierne; Bénodet, einem kleinen quirligen Touristenort, in welchem wir in einem wunderschönem Flusslauf lagen; die vorgelagerten Inseln Ile de Groix, Belle-Ile, Ile d`Yeu und in die Touristenhochburg Les Sables d`Olonne. Besonders die Inseln werden wir in bleibender Erinnerung behalten. Wir lagen in superkleinen Häfen oder vor den Häfen an Bojen oder vor eigenem Anker. Auf den Inseln waren viele Straßenkünstler unterwegs. Diese Art der Unterhaltung ist in Deutschland scheinbar in Vergessenheit geraten. Schade eigentlich. Wir sahen Seiltänzer, Geschichtenerzähler, Jongleure und Komiker. Bis spät in die Nacht verfolgten "Herscharen" von Kindern die Künstler. Anders als in Deutschland sind hier die Kinder im abendlichen Strassenbild präsent. Abends gegen 21 Uhr kommen die kompletten Familien in die Restaurants. Kein Geschrei oder Gequängele an den Tischen, ganz selbstverständlich und ohne großen Aufhebens um die Kinder, werden sie mit in den Abend integriert. In den kleinen Ortschaften herrschte eine fast familiäre Atmosphäre. Interessant war auch zu sehen, wie manche Fischerhäfen total trocken fielen. Der Tidenhub betrug bis zu 9 Metern. Wir Yachtis lagen dicht an dicht in den Teilen der Häfen, die noch genügend Wasser unter den Kielen liessen. Und auch da holten Franzosen ihre Gitarren aus ihren Booten und sangen bekannte alte Oldies oder mir unbekannte fanzösische Chansons. Viele Crews der umliegenden Booten lauschten den Klängen und spendeten anerkennenden Applaus.

Tolle Perspektive
die franzoesische Kueste ist gespickt mit monumentalen Leuchttuermen
La Rochelle, 31. Juli 2006

Vor la Rochelle liegt einer der größten europäischen Yachthäfen mit ca 3000 Liegeplätzen. Wir hatten das Glück, direkt im Vieux Port, dem alten Stadthafen, festmachen zu können. Hier blieben wir eine Woche. Wir bekamen unseren Pactor repariert zurück, freuten uns sehr über den Besuch von Rita und Reinhard, die 1000 Fahrrad-Kilometer mit ihren Fahrrädern in den Beinen hatten und lernten Bernd und Hans mit der SY Butt aus Deutschland kennen. Sie sind auch wie wir auf dem Weg nach Süden unterwegs. Allerdings mit dem grossen Unterschied, dass ihre Zeit nicht begrenzt ist.

Eine Strassenkünstler, er erzählte den zuhörenden Kindern eine Geschichte von zwei kleineren Knirpsen die sich auf eine Reise ins Unbekante befanden
Oben: wir liegen ganz rechts im Bild
Rechts: La Rochelle bei Nacht, von unserer Plicht aus
La Coruna, 11. August 2006

Hinter uns liegen 3 Tage mit zum Teil stürmischer Überfahrt durch die Biskaya. Wir sind 350 Seemeilen gesegelt und haben dafür 72 Stunden benötigt. Der Wetterbericht in la Rochelle sagte für diese Tage 3-5 Beaufort mit einer Windrichtung aus dem nördlichen Sektor voraus. Besser hätte die Vorhersage nicht sein können. Bei dem morgendlichen Hochwasser um 7 Uhr liefen wir in la Rochelle aus. Der Himmel war bedeckt, der Wind kam aus Nord und wehte mit knappen 3 Beaufort. Am Vormittig liess sich dann die Sonne sehen und wir hatten den ganzen Tag über schönstes Segelwetter. Gegen 17 Uhr gab es dann einen Knall. Unser Blick ging nach oben und dort sahen wir, dass sich unser Vorfall (das ist eine Leine, welches das Vorsegel - die Rollgenua - oben in der Mastspitze hält) gelöst hatte. Der obere Teil des Segels flatterte nun unkontrolliert im Wind und wir mussten schleunigst zusehen, das grosse Segeltuch zu bergen, bevor es alleine vollständig runter käme und ins Wasser rauschte. Stefan blieb am Ruder und ich spurtete kurz entschlossen auf das Vorschiff und zottelte das Segel auf das Deck. Hilfreich war, dass der Wind nur um die 3-4 Beaufort bliess. Nun standen wir erst einmal ohne Vorsegel da. Da unser Boot mit einem zweiten (Ersatz)- Vorfall ausgerüstet ist, versuchten wir nun das Segel wieder zu setzen d.h. die Rollgenua in eine Nut einzuführen. Aber nach meheren Versuchen stellten wir fest, das dafür der Wind doch zu stark war. Also musste eine andere Lösung her. In Vorbereitung auf die Überfahrt durch die Biskaya hatten wir in La Rochelle unser mobiles Kutterstag gesetzt. An diesem Kutterstag kann man ein zusätzliches Segel, zum eigentlichen Vorsegel, setzen. Wir hatten die Überlegung gehabt, bei Starkwind oder Sturm an diesem Kutterstag unser neues Sturmsegel hoch zu ziehen, sofern dies nötig gewesen wäre. Das nun in so kurzer Zeit das Kutterstag so hilfreich sein würde, hatten wir in la Rochelle noch nicht geahnt. Also holten wir unser Kuttersegel aus der Vorschiffskoje und setzten dieses. Das Kuttersegel ist zwar bei weitem nicht so groß wie unsere Rollgenua, aber es war besser als gar nichts.

Nach diesem Segelwechsel ging meine Übelkeit los. Erst kamen die Pflaumen, später das Brötchen und zum Schluss nur noch Galle. Gott sei Dank war dieses Theater nach 3 Stunden überstanden. Die Nacht verlief ruhig. Wir segelten mit flotten 6,5 Knoten in Richtung la Coruna, hatten Vollmond, weit und breit waren keine Fischer zu sehen und wir wechselten uns alle 2-3 Stunden am Ruder ab. Abgesehen davon, dass man ein starkes mulmiges Gefühl im Bauch hat, sich o weit von der Küste zu entfernen, nur noch den Elementen ausgesetzt zu sein und wir noch mindestens zwei Tage auf See vor uns hatten, war alles im grünen Bereich.

Der zweite Tag begann genauso schön. Allerdings sahen wir jetzt häufiger Fischerflotten. Der Wind kam weiterhin aus Nordost mit 4 Beaufort und die Sonne schien ebenfalls. Und zu unserer grossen Freude bekamen wir endlich unsere Windsteueranlage in Gang gesetzt. Am Vortag dokterten wir relativ halbherzig an ihr ergebnislos herum. Nun musste keiner mehr unentwegt am Ruder sitzen. Unsere Windsteueranlage steuerte nun MULINE sicher durch die Biskaya. Das war eine große Hilfe. Gegen 20 Uhr hatten wir noch 190 Seemeilen bis zur spanischen Küste vor uns. Über die Hälfte der Distanz lag bereits hinter uns.

Biskaya, vielleicht erahnt man die Höhe der Welle die hinter mir aufsteigt
Gegen 21 Uhr zog dann allmählich von Nordwesten eine Wolkenbank auf. Und das geschah zunehmend schneller. Also begannen wir unser Großsegel aus Vorsicht zu verkleinern. Cirka 1 1/2 Stunden später war der gesammte Himmel bedeckt. Der Wind hatte etwas zugelegt und wir entschieden uns, das Großsegel nochmals zu verkleinern. Unsere MULINE suchte sich zusammen mit der Windsteueranlage den besten Weg durch die Wellen und wir beobachteten das Schauspiel. Wegen der geschlossenen Wolkendecke wurde es schnell dunkel und der Wind nahm stetig zu. Um Mitternacht schätzten wir den Wind um gute 7 Beaufort. Die Wellen waren jetzt deutlich höher. In der Dunkelheit sah die See recht beängstigend aus. Abwechselnd gingen wir Ruderwache aber an richtigen Schlaf war nicht zu denken. Die Geräusche unter Deck waren genauso beeindruckend wie die See da draußen. Die Nacht verging nur langsam und im Morgengraun sahen wir dann die aufgewülte See. Da war sie nun, die brüchtigte Biskaya! Obwohl den gesamten Tag über die Sonne schien, schön war der Anblick nicht. Im weiteren Tagesverlauf kamen immer wieder starke Böen zu dem schlechthin starken Wind hinzu. Am Nachmittag verkleinerten wir unser Großsegel zum dritten Mal. Was wirklich unangenehm war, dass zusätzlich zu den Wellen von schräg hinten immer wieder Wellen quer zum Schiff kamen. Schließlich entschieden wir uns wieder selbst Ruder zu gehen, um diese Wellen besser abfangen zu können. Mit der Zeit entwickelten wir am Ruder ein Gefühl für diese querlaufenden Seen Die dritte und letzte Nacht lag vor uns und gegen 7 Uhr morgens würden wir la Coruna erreicht haben. Das war ein Lichtblick!
Was die Biskaya zu ihrem oft stürmischen Wetter noch zusätzlich schwierig macht, ist, ihr Meeresbodenprofil. Auf einer kurzen Distanz steigt der Meeresboden von ca 4000 Metern auf 300 Meter an. Man kann sich gut vorstellen, dass das Wellenprofil ein anderes ist, wenn der gesammte Atlantik von Amerika aus auf diese Schwelle trifft. Wir waren froh, nicht noch mehr Überraschungen erleben zu müssen. Natürlich waren wir angespannt als wir diese Schwelle übersegelten. Aber es blieb bei den uns bekannten Wellenbergen und ihren Verläufen. In der Nacht näherten wir uns mit 8 Knoten Fahrt der spanische Küste. Sie war hoch und stark bewohnt. Überall waren tausende kleine Lichter an den Berghängen zusehen. Allmählich nahmen die Höhe der Wellen ab und wir konnten die letzten Stunden entspannter La Coruna entgegensegeln.
Noch im Dunkeln, um 5 Uhr morgens, erreichten wir die Bucht von la Coruna. Wir starteten den Motor und bargen die Segel. Viele Fischerboote verließen die Bucht in Richtung offene See. Es war wie auf einem Bahnhof. Um 6.30 Uhr war es dann so weit. Wir machten an einer Boje im Hafen von la Coruna fest, hinter dem ca 800 Meter langen Wellenbrecher! Totmüde fielen wir in unsere Kojen. Unsere letzten Gedanken gingen noch an Bernd und Hans. Sie waren jetzt noch irgendwo auf der Biskaya. Sie waren einen Tag später als wir aus La Rochelle gestartet. Wir schickten ihnen noch, wie vereinbart, eine SMS, dass wir in La Coruna angekommen seien. Dann schliefen wir ein.
La Coruna, 11. August 2006

Nach unserem ausgiebigen Erholungsschlaf gab es gleich zwei gute Nachrichten. Zum einen meldete sich für übermorgen Besuch aus Berlin an, und zwar Maria. Zum anderen meldeten sich Hans und Bernd von ihrer Segelyacht BUTT per SMS und gaben ihre Position durch, wonach sie morgen gegen 11 Uhr im Hafen sein würden. Dann pumpten wir unser Dinghi auf und machten uns für einen Stadtbummel ausgehfein.

La Coruna, 12. August 2006

11.30 Uhr Bernd und Hans winkten uns zu und legten am Steg der Marina la Coruna an. Wir gaben ihnen 15 Minuten zur Erholung und paddelten dann mit unserem Dinghi zum Steg. Beide begrüßten uns - zu unserer Überraschung ausgeschlafen, scheinbar gut erholt und bestens gelaunt - mit dem Spruch "Solch ein Dinghi können wir jetzt auch gut gebrauchen" Wir kletterten an Bord und bei einem guten Cognac erzählten wir uns gegeseitig unsere Erlebnisse der Überfahrt. Ergebnisse waren: Verlust eines Dinghis und ein zerbrochenes Cognacglas auf der BUTT, Stimmung bestens und auf der MULINE ein gerissenes Vorfall und eine leicht verstörte Besatzung. Am Abend gingen wir in die Altstadt und liessen es uns bis spät in die Nacht in einer der hervorragendenden und dennoch sehr preiswerten Tapa- Restaurants gut gehen.

Torre de Hércules, dass ist einer der ältesten Leuchttürme der Welt und er ist noch in Betrieb. Von oben hatten wir einen wunderbaren Rundumblick auf la Coruna und die Küste mit ihren Buchten
Das Rathaus von la Coruna
La Coruna ist voll mit kunstvollen Sehenswürdigkeiten und überall lassen sich interessante Ideen als Bereicherung des Stadtbildes finden. Hier sind wir auf dem Platz des Humor.
La Coruna, 13.-19. August 2006

Mittags flog Maria von Düsseldorf über Madrid in la Coruna ein. Wir freuten uns sehr über ihren Besuch, holten sie mit dem Bus vom Flughafen ab und erkundeten gemeinsam mit ihr, Bernd und Hans von der Segelyacht BUTT unsere erste spanische Stadt, von der wir alle begeistert waren.

Camarinas, 20. August 2006

Das ist bereits unser zweiter Ankerplatz nach la Coruna und dieses Mal vor der kleinen Stadt Camarinas in der gleichnamigen Bucht. Endlich geht es mit dem Ankern los. Maria hatten wir gestern mit lieben Grüßen an alle nach Deutschland zurückfliegen lassen und waren noch am selbigen Tag zusammen mit der BUTT zu unserer ersten Ankerbucht, unweit des Städtchens Malpica, ausgelaufen. Leider setzte in diese Bucht starker Schwell, aber zu ankern und weit und breit keine Yachten oder andere Schiffe zu sehen und nur Natur um sich zu haben, das hatte schon was. Hans und Bernd von der BUTT waren etwas früher in der Bucht angekommen und als wir mit unserem Ankermanöver fertig waren, riefen die beiden uns zu, das Essen sei fertig und wir sollten rüber kommen. Toller Empfang!

Die Bucht von Camarinas war gut geschützt gegen den Schwell aus dem Atlantik. Allerdings pfiff der Wind deutlich mehr an diesem Tag, so das wir stramm an unserer neuen Ankerkette hingen. Mit uns ankerten noch weitere 7 Yachten vor Camarinas. Da der Ort nicht so verlockend aussah, entschieden wir uns mit Hans und Bernd, eine Dinghi-Tour zu starten. Da die beiden ihr großes Schlauchboot auf der Biskaya verloren hatten, war jetzt die Zeit für unser neues "Mega-Dinghi" gekommen. Ich sage es deshalb so, weil wir jetzt feststellten, daß wir dieses Dinghi eine Nummer zu groß gekauft hatten. Nachher ist man immer schlauer. Nun gut, für unsere Schlauchboot- Tour zu viert war es optimal. Kein Spritzwasser kam über, alle hatten genügend Platz und mit dem stärkeren Außenborder und seinem zusätzlichen Tank von der BUTT wurde es ein wunderschöner Ausflug. In die Bucht mündete nämlich ein Flusslauf, welcher, wenn man ihn hinnauf fährt, zu einem kleinen spanischen Örtchen führt. Und das taten wir auch. Wir fuhren durch Wald und Wiesen und nach ca einer halben Stunde kamen wir in dem Ort an. Es waren kaum Menschen zu sehen und da es Sonntag war, war auch kein Geschäft geöffnet. An der Umgebung des Dorfes und auch schon parallel des Flusslaufes konnten wir sehen, wie diese Region von den derzeit wütenden Waldbränden gezeichnet worden war. Überall ragten schwarze Bergkuppen hervor, zum Teil sahen wir Häuser, die dicht an der Brandgrenze standen bzw. vom Brand eingeschlossen waren. Da es die letzten Tage immer wieder stark geregnet hatte, war jetzt nirgends ein Brandherd, auch nicht in der Ferne, zu sehen. Nach vier Stunden waren wir wieder zurück auf unseren Booten. Der Wind pfiff immer noch. Wir steckten noch weitere 10 Meter Kette, um einfach für die Nacht sicher zu gehen.

Cap Finistere, 21. August 2006

Der Wetterbericht verhieß gute Winde für das berüchtigte Cap Finistere, Nordost um 3-4 Beaufort war gemeldet. Fast immer findet man an ausgeprägten Caps besondere Wind-und Wellenverhältnisse vor. Man kann immer damit rechnen, dass die Windgeschwindigkeit abrupt und sehr schnell zunimmt (nicht selten um 2 Beaufort und mehr) und zudem sich die Windrichtung komplett ändert. Der Seegang kann hier sehr ausgeprägt oder konfus sein. Wir waren gespannt, was uns an diesem nordwestlichsten Cap Europas erwarten würde Hier würden wir die Biskaya verlassen und ab diesem Punkt bis hin zum Capde SaoVicente, das südwestlichste Cap Europas, einen südlichen Kurs steuern. Danach wartet die nächste längere Überfahrt auf uns, zu den Kanarischen Inseln.

17.45 Uhr. Wir haben den Anker auf ca 5 Meter fallen lassen und gehen längs an die BUTT. Die Wind-und Wellenbedingungen am Cap waren Gott sei Dank nicht so drastisch ausgefallen, wie wir gedacht hatten. Der Wind frischte zwar etwas stärker auf, aber es blieb alles im grünen Bereich. Allerdings blieb der Wind in der Bucht von Finistere bestehen. Beeindruckend war, dass der Wind in der gesamten Bucht deutlich wärmer war. Wir verkrochen uns mit unseren Booten in eine kleine Ecke der Bucht, nahe des Dorfes Ezardo.Vor uns lag ein weisser Sandstrand und um uns herrum ragten riesege rote Bergformationen, überwiegend aus Granit, von den Ufern empor. Am Abend leuchten sie in einem kräftigen Rot-Ton und die gesammte Bucht wurde in dieses Licht eingehüllt. Beeindruckend!

Am morgen übten wir uns in einem Manöver der besonderen Art. Unsere beide Schiffe lagen Seite an Seite im Doppelpack, aber jeweils an ihrem eigenen Anker. In der Nacht nun hatte der Wind nachgelassen und scheinbar mehrmals gedreht. Jetzt guckten wir Vier von oben ganz gefesselt auf unsere Ankerketten. Diese hatte sich mehrmals um sich selbst gewickelt. Das Wasser war klar und die "Bescherung" gut zu erkennen. Bernd rief: " Hans Du kannst jetzt endlich die Taucherausrüstung ausprobieren!" Hans verdrehte nur die Augen. Also entschlossen wir uns den Kreiseltanz in die entgegengesetzte Richtung zu machen. Jeder warf sein Motor an und drehte damit die Boote, im Doppelpack auf dem Teller, entgegengesetzt der Verwirbelung. Hans und ich verfolgten das Ganze am Bug und beobachteten die Ketten. Und es klappte! Dann ging es nach Vigo.

Vigo, 24. August 2006

In den vergangenen Tagen hatten wir ausgiebig geankert. Nach Ezardo bei Cap Finistere verlegten wir uns in die Bucht Ria de Arosa, nahe dem Ort Palmeira. Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite, so dass wir in dieser Bucht noch einen weiteren Tag blieben. Hans und Stefan unternahmen am Tage wieder eine kleine Schlauchboot-Tour und abends gingen wir gemeinsam in eines der einheimischen Lokale essen. Es gab T-Bohne-Steaks. Aber was für welche! Solch eine Größe von Fleisch hatte ich bis dato noch nicht auf dem Teller vorgefunden. Und es war super. Die Einheimischen im Lokal sahen Fernsehen, Fussball. Nach einiger Zeit stellten wir fest, dass sich Bayern München gegen FC Barcelona eine Partie lieferten. Ich glaube, dass Bayern haushoch verloren hatte.Was für ein Abend. Gut das Bernd eine Frau vor der Dorfkirche angesprochen hatte, wo sie denn im Dorf essen gehen würde. Es war ein guter Tip.

Vigo ist unser letzter spanischer Hafen und der ist noch nicht einmal besonders schön. Eigentlich wollten wir hier ein bis zwei Tage bleiben, aber unser Liegeplatz hier in der engen Marina ist äußerst bescheiden. Wir liegen dicht an der Hafeneinfahrt, in der der Schwell stark reinsetzt und wir haben den relativ starken Wind im Cockpit stehen. Also beschränken wir uns auf einen Stadtbummel zum Supermarkt, werden abends Tapas essen gehen und morgen nach Portugal auslaufen.

die Segelyacht BUTT
Viana do Castelo, 25. / 26. August 2006

Die beiden letzten Tage waren von starkem Nebel geprägt. Die gesamte Fahrt von Vigo nach Vienna, ca 40 Seemeilen, mussten wir unter Motor und vor allem aber mit ständig mitlaufendem Radar fahren. Der Nebel war so dicht, dass wir zeitweise nicht mehr als 50 Meter Sicht hatten. Auf dem Radarbildschirm sahen wir die gesammte Strecke über ein Objekt, welches gleichbleibend ca 300 Meter hinter uns fuhr und auch denselben Kurs hatte wie wir. Später stellte sich heraus, dass es eine schwedische Yacht war, die auch in den Hafen von Vienna wollte. Da die BUTT eine Stunde nach uns aus Vigo aufgebrochen war, sahen wir Bernd und Hans nicht auf unserem Radar. Wir teilten ihnen über Funk unsere Wettersituation mit und überlegten kurz gemeinsam, ob wir eventuell wieder nach Vigo zurückkehren sollten. Dann entschieden wir uns aber doch für das Weiterfahren. Die gesamte Fahrt blieben wir mit der BUTT über unseren UKW-Funk in Verbindung. Am unangenehmsten waren eigentlich die unzähligen Fischerstangen. Zum Teil sind sie sehr schlecht markiert. Manchmal mit einem kurzen Stab, ca 50 cm oder gar keinem und einem dazugehörigen Ball. Andere haben einen langen Stab mit bunten Fähnchen. Die waren etwas besser zusehen und z. T. auch auf dem Radar. Die Sicht reichte gerade so aus, um ihnen auszuweichen. Vorallem hofften wir aber, dass wir uns kein Fischernetz einfangen würden. Die gesamte Fahrt über musste jedenfalls immer einer von uns hochkonzentriert Ausschau halten. Den Kurs hielt zuverlässig unser Autopilot. Das war nun unser Sommerurlaub im Süden von Europa. Nebel, Feuchte, ein Haufen Fischerstäbe und Temperaturen um die 15 Grad. Wir fühlten uns ein wenig heimisch. Irgendwie erinnerte uns das an die Ostsee, auch wenn es dort weniger Fischerstäbchen gibt.

Als wir uns der portugisischen Stadt Viana do Castelo näherten, um genau zu sein, uns in der Hafeneinfahrt befanden, riss der Nebel auf. Die Stadt lag außerhalb des Nebelfeldes. Und das sah beeindruckend aus. Vor uns lag die Stadt in der Sonne und hinter uns die Nebelbank. Da die schwedische Yacht kurz nach uns die Hafeneinfahrt passierte, sahen wir sie, wie den Fliegenden Holländer aus den Nebelschwaden entsteigen. Sie erzählten uns später im Hafen, dass sich in der letzten Woche sage und schreibe dreimal ein Fischernetz in ihrer Schraube verfangen habe. Einaml mussten sie die Küstenwache alamieren, damit Taucher die Schraube wieder von dem Netz befreit konnten. Das dauerte zehn Stunden. Einmal ist ihnen dieses Malör direkt in der Hafenbucht von la Coruna passiert! Ein anders Mal mitten in der Nacht auf offener See. Zum Spaß meinten wir, sie zukünftig immer als "Netzfänger" vorfahren zu lassen, um dann in ihrem Kielwasser sicher vor Nezten zu sein. Die Schweden, die wir noch öfter trafen, nahmen es gelassen.

Monte de Santa Luzia
Bernd und Hans von der BUTT
Monte de Santa Luzia
Viana ist, wie schon gesagt, unsere erste portugisische Hafenstadt. Hier leben rund 15 Tausend Einwohner. Dieses hübsche Städtchen ist in bewaldete Hügelketten eingebettet. Auf einem der Hügel steht eine Wallfahrtskirche, Monte de Santa Luzia, die ihrem Aussehen nach ein Nachbau der Pariser Kirche Sacré-Coeur ist. Von dort oben hatten wir eine wunderbare Aussicht über die Stadt und die Küste. Normalerweise führt auf diesen Berg eine Seilbahn. Aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt wurden Überholungsarbeiten getätigt. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als den Pilgerweg bzw. die Stufen hinauf zu gehen. Hans zählte ca 1000 Stufen, und das in der Sonne. Der Ausblick entschädigte die sportliche Einlage.
Viana ist, wie schon gesagt, unsere erste portugisische Hafenstadt. Hier leben rund 15 Tausend Einwohner. Dieses hübsche Städtchen ist in bewaldete Hügelketten eingebettet. Auf einem der Hügel steht eine Wallfahrtskirche, Monte de Santa Luzia, die ihrem Aussehen nach ein Nachbau der Pariser Kirche Sacré-Coeur ist. Von dort oben hatten wir eine wunderbare Aussicht über die Stadt und die Küste. Normalerweise führt auf diesen Berg eine Seilbahn. Aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt wurden Überholungsarbeiten getätigt. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als den Pilgerweg bzw. die Stufen hinauf zu gehen. Hans zählte ca 1000 Stufen, und das in der Sonne. Der Ausblick entschädigte die sportliche Einlage.
Vielleicht ein paar Worte zum Einchecken in die Häfen. Bei den Spaniern war es nicht ganz so umfangreich. Aber die Portugiesen nehmen das Einchecken in ihre Häfen sehr genau. Und manchmal wird es etwas umständlich . Zuerst werden alle Bootsdaten auf einen Zettel geschrieben, dann wird ein Formular ausgefüllt und dann alles in den Computer übertragen. Schon die Spanier wollten neben den üblichen Bootsdaten auch die Motorennummer, Segelgröße und Rumpffarbe wissen. Das wir unsere Pässe und unser Flaggenzertifikat vorlegen müssen, ist mittlerweile in jedem Hafen obligat. Bislang sind die Hafengebühren sehr moderat. In Spanien lagen sie immer unter 20 Euro und hier in Viana bei 18 Euro. Da kann man nichts sagen.
Porto (Porto de Leixoes), 27. August 2006

Die Stadt Porto ist bekannt für ihren Portwein. Und das ist in der gesammten Innenstadt nicht zu übersehen. Portwein-Probierstuben, Portwein-Geschäfte und natürlich die Kellereien der bedeutenden Hersteller. Porto hat eine interessante Altstadt, aber ich fand, es war etwas schwierig, sich diese zu erschließen. Da wir mit unseren Booten außerhalb von Porto lagen, mussten wir ca 30 Minuten mit dem Bus in das eigentliche Zentrum fahren. Somit sahen wir auch Stadtteile außerhalb der Altstadt. Sie war stark geprägt von Industrie, neueren Wohnhäusern und wenig ansprechender Architektur.

Porto (Porto de Leixoes), 27. August 2006

Die Stadt Porto ist bekannt für ihren Portwein. Und das ist in der gesammten Innenstadt nicht zu übersehen. Portwein-Probierstuben, Portwein-Geschäfte und natürlich die Kellereien der bedeutenden Hersteller. Porto hat eine interessante Altstadt, aber ich fand, es war etwas schwierig, sich diese zu erschließen. Da wir mit unseren Booten außerhalb von Porto lagen, mussten wir ca 30 Minuten mit dem Bus in das eigentliche Zentrum fahren. Somit sahen wir auch Stadtteile außerhalb der Altstadt. Sie war stark geprägt von Industrie, neueren Wohnhäusern und wenig ansprechender Architektur.

Was uns aufgefallen ist, das sind die stark verfallenen Häuser der Altstadt. Die mitteralterlichen Altstadthäuser sehen aus, als müßten sie sich gegenseitig stützen, um nicht einzufallen. Beeindruckend ist, das diese Häuser alle bewohnt sind. An den Fassaden hängen grün berankte Balkone, davor flattert die aufgehängte Wäsche im Wind. In den superengen und verwinkelten Gassen gibt es Gemüsehändler und Tavernen. In den Gassen brodelt das Leben. Das wiederum war sehr interessant und autentisch. Da die Altstadt auf Hügeln gebaut worden ist, hatten wir an verschiedenen Stellen unterschiedlichste Perspektiven auf die Dächer der Stadt.

Und wie das so manchmal ist, so sind wir in ein Viertel geraten, in welchem man sich als Tourist nicht unbedingt sehen lassen sollte. Offener Heroinkonsum, Armut und Polizeipräsens prägten das Bild. Das und auch manche Blicke ließen uns eine erhöhte Aufmerksamkeit an den Tag legen und wir wurden uns unserer Wertgegenstände wie Uhren und Fotoapparate ganz besonders bewußt. In dem keine 50 Meter tiefergelegenen angrenzenden Viertel war von dieser Armut nichts mehr zu sehen. Welche Kontraste!

Luis I.-Brücke
Wir entschieden uns ,den Abend an Bord der BUTT zu verbringen. Aber mit allen Köstlichkeiten der Region. Wir kauften drei verschiedene Portweine, von unterschiedlicher Farbe und Alter. Einen großen, aber schon entbeinten Schinken, Käse und Weintrauben aus der Region. Mit diesen "Wertsachen" ging es dann in Richtung unseres Hafens. Es wurde köstlich, im wahrsten Sinne des Wortes.
Lissabon, 3. September 2006

Ihr werdet es kaum glauben. Wir hatten bis zum Hineinsegeln in die Bucht von Lissabon nur Nebel. Und es war kalt. Temperaturen um die 12 Grad. Die Hafenmeister der vergangenen Häfen, Aveiro, Figueira da Foz, Nazaré und Peniche versicherte uns, dass dieses Wetter für diesen Küstenabschnitt vollkommen normal sei. Von der portugisischen Küste haben wir bislang nur wenig sehen können. Die Hafenstädte lagen z.T. im dichten Nebel eingehüllt und in den Nächten hörten wir aus allen Richtungen Nebelhörner. Die Fahrten von Hafen zu Hafen mussten wir wieder überwiegend unter Motor laufen, eingeschlossen der Slalomtanz zwischen den Fischerstäbchen. Wir haben einige voreilige Anschaffungen für diese Reise getätigt, aber das Radargerät gehört dazu ganz sicher nicht. Ohne dieses hätten wir die letzten Tage nicht weiterfahren können. Wir hatten zeitweise richtig viel Schiffsverkehr auf unserem Bildschirm beobachten können und mussten einmal sogar unter Radar in einen der Häfen einlaufen, bis dann endlich die Stege zu sehen waren.

Wir hatten aber auch richtig Wind. Um genau zu sein, Sturmstärken, wenn auch nur für kurze Zeit. Und jedes mal war es im Zusammenhang mit einer Cap-Formation. So zum Beispiel beim Runden der Caps von Cabo da Roca und Cabo Raso, kurz vor der Bucht von Lissabon. Wir hatten die gesammte Strecke von Peniche an Wind aus dem Nordosten mit einer Stärke von 4-5 Beaufort. Hinzu kam der dichte Nebel. Wir hatten nur unser Vorsegel teilweise gesetzt und machten trotz alledem ca 6 Knoten Geschwindigkeit. Das schöne war, das sich kaum eine Welle aufgebaut hatte, so das wir ohne das ständige hin und her rollen des Bootes gut vorankamen. Bei dem Nähern des ersten Caps, Cabo da Rosa setzten die ersten Böen ein.Wir verkleinerten das Segel und liefen unverändert um die 6 Knoten. Was wir bis dahin noch nicht kannten, war, dass auch bei dichtestem Nebel der Wind so stark blasen kann,ohne das sich der Nebel verflüchtigt. Am zweiten Cap ging es dann richtig zur Sache. Der Wind legte kräftig zu und blieb eine Zeit lang konstant bei 7 Beaufort und in den Böe 8. Die Welle war jetzt etwas ausgeprägter aber bei weitem nicht so hoch, wie damals in der Biskaya. Nach einer guten 3/4 Stunden war der Zauber vorbei und nach 1 1/2 Stunden dümpelten wir bei 1-2 Beaufort in der Mündung des Flusses Tejo. Die letzten 4 Seemeilen in den Hafen von Lissabon mussten wir unter Motor zurücklegen. Erwähnenswert ist auch, dass der Nebel unmittelbar nach dem zweiten Cap aufhörte. Bernd und Hans, die zeitlich hinter uns segelten und zu denen wir beim Segeln meist in Funkkontakt stehen, gaben wir unsere Wetterbeobachtungen regelmäßig durch.

Unter dem Strich war diese Tour von Peniche nach Lissabon unsere interessanteste bzw. abwechslungsreichste auf unserer Reise. Im Hafen schwärmten Bernd und Hans von der BUTT ebenfalls von dem Törn.

Links: die BUTT im Nebel. Keine 40 Meter liegen zwischen uns und der BUTT

Rechts: Diese Taube ist die gesammte Reise von Peniche bis Lissabon, ca 60 Seemeilen, mit uns gesegelt. Erschöpft landete sie im dichten Nebel auf unserem Deck und suchte Windschatten. Als es mit 7-8 Windstärken wehte, kauerte sie dicht vor unserem Mast. Als wir unter Sonnenschein in Lissabon einliefen, flog sie auf den nächst stehenden Baum

Nun stehen 3-4 Tage Lissabon auf dem Plan und vielleicht werden wir uns ein neues und fest eingebautes Sonnendach anfertigen lassen. Mal sehen, ob wir irgendeine Firma auftreiben können, die solche Arbeiten fertigt.
Lissabon, 4.-8. September 2006

Die Häfen in der Stadt sind nicht besonders atraktiv. Die Wege in die Zentren sind weit aber gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Unmittelbar vor unserer Marina hielten mehere Buslinien und Strassenbahnen. Das öffentliche Verkehrsnetz ist in Lissabon wirklich gut ausgebaut. Etwas gewöhnungsbedürftig war, dass die Stadt keinen so zentralen Stadtkern besitzt. Die Stadt besteht aus vielen Stadtvierteln, welche alle ihr eigenes Zentrum besitzen. Am meisten imponierte uns das Viertel Alfama. Es ist auch eines der ältesten Stadtviertel Lissabons. Die Häuser dieses Viertel haben das grosse Erdbeben im Jahre 1755 weitestgehend unbeschadet überstanden. Hier sind die Gassen z.T. so schmal, dass man auf dem Balkon dem Nachbarn von gegenüber per Handschlag guten Tag sagen könnte. Außerdem liegt dieser Teil der Stadt auf und um einen Hügel herum. Nicht dass die Gassen nur schmal sind, nein, sie sind zudem auch noch steil und verwinkelt. Allerdings nagt auch hier der Zahn der Zeit an den Häusern. Viele sehen verfallen und sanierungsbedürftig aus. Aber den i-Punkt setzt diesem Viertel noch die Strassenbahn auf. Sie fährt durch so enge Gassen, dass sich die Fussgänger in die Hauseingänge drücken müssen, um nicht mit der Bahn in Berührung zu kommen. Dann schlengelt sie sich den Berg hinauf, wo am höchsten Punkt ihrer Strecke ein Castell steht, welches den Besuchern einen bezaubernen Blick über Lissabon bietet. Da Stefan sein Herz für diese alte Strassenbahn gefunden hatte, sind wir mit Hans von der BUTT mindestens einmal am Tag die Rundtour durch dieses nostalgische Viertel gefahren. Wir haben immer wieder neue Dinge entdecken können.

Dieses Viertel hatte für uns noch mehr zu bieten. Einen riesigen Flohmarkt, den Feira da Ladra. Er wird auch der Markt der Diebin genannt, da man dort seine gestohlenen Sachen wiederfinden kann. Ihn soll es schon seit Jahrhunderten geben mit seiner einzigartigen Atmoshäre. Der Markt ist ein Mix aus professionellen Händlern, dem eigentlichen Flohmarkt und dem Verkauf von Obst ,Gemüse und Fisch in einer Markthalle, die sich in der Mitte der des Flohmarktes befindet. Leider hatte diese an unserem Tag geschlossen.
Lissabon war so ziemlich die erste Stadt, in der es um die Mittagszeit fast unerträglich heiß wurde. Also mussten wir unseren Tagesablauf etwas dem Klima anpassen. Morgens um 8.30 Uhr ging die erste Tour durch die Stadt los und spätestens gegen 13 Uhr waren wir wieder in der Marina. Dann verkrochen wir uns in unser Boot und hielten Siesta. Auch viele Händler schliessen über die Mittagszeit ihre Verkaufsläden. Abends gegen 17 Uhr ging es dann mit der zweiten Tour weiter. Allerdings schliessen die Geschäfte in Portugal zum überwiegenden Teil schon um 19 Uhr. Dann wurden die Strassen deutlich leerer und ruhiger. Spanien hat uns da besser gefallen. Auch die Spanier schliessen ihre Geschäfte um die Mittagszeit, aber dafür haben viele sehr lange in den Abend hinein geöffnet. Nicht selten bis 22 Uhr. Das Leben auf den Strassen ist in Spanien auch ausgeprägter als in Portugal. Überall kleine Tapa-Bars, Cafe´s und kleine Restaurationen, in welchen die Leute dichtgedrängt sitzen und speisen. In den Strassen ist es lauter und gegen 22 Uhr "tobt der Bär". Portugal dagegen ist reservierter und vielleicht auch etwas nichtssagender als Spanien. Ich habe auch den Eindruck, dass die Menschen in Spanien deutlich selbstbewußter und lebensbejahender durch das Leben gehen als die Portugiesen. Ob das die farbenfrohe Kleidung ist oder die vielen Strassenkünstler oder die liebevollen Details in ihren Städten oder nur die Atmosphäre in den Städten, die Spanier hinterlassen einen bewundernswerten Eindruck. Aber in einem nehmen sich beide Länder nichts, ihre Bausubstanzen sehen verlottert aus. Vielleicht liegt das an ihrer Mentalität, in der das Äußere ihrer Behausungen nicht so von Bedeutung ist wie bei uns.
Einen Vormittag ging es in das Ozeanarium. Es wurde anlässlich der Expo 1998 gebaut und soll das zweitgrößte Aquarium der Welt besitzen. Hier haben wir uns Fische aus fünf verschiedenen Klimazonen angesehen. Aber im Mittelpunkt dieser Einrichtung steht das grosse Aquarium. Barracudas, Stachelrochen , große Makrelenschwärme, Thunfisch, Haie und ein Mondfisch waren zusehen. Diesen Fisch haben wir auf unserer Reise auch schon live gesehen. An den Tagen, an denen wir starken Nebel und Flaute hatten, konnten wir ihn gut im Wasser ausmachen. Dieser Fisch ist relativ platt und rund. Er kann bis zu 2 Tonnen wiegen, seine Farbe ist silbrig und er hat große Augen. An den Seiten seines Körpers sind jeweils zwei kleinere Flossen. Dieser Fisch liebt es nun unmittelbar unter der Wasseroberfläche auf der Seite zu liegen, sich mit der Strömung treiben zulassen und dabei aus dem Wasser mit der Seitenflosse zu schlagen. Und dieses "Winken" mit der Flosse konnten wir gut auf dem spiegelglatten Meer erkennen. Allerdings hat diese Vorliebe für den Fisch einen großen Nachteil. Da er dadurch gut zuerkennen ist und er nicht besonders schnell ist, wird er dafür aber besonders schnell gefangen. Mitlerweile ist er vom Aussterben bedroht.
Nun komme ich aus einer Stadt, in welcher es ebenfalls ein Meeresmuseum gibt. Ich kann nur sagen: Leute fahrt nach Stralsund und nicht nach Lissbon, wenn ihr Fische sehen wollt und dazu noch Informationen bekommen möchtet. Natürlich hinkt der Vergleich. In Lissabon wird nur das Aquarium in dn Mittelpunkt gestellt, in Stralsund wird neben seinen diversen Bassins noch Wissenswertes über den Fischfang, die Ostsee, die Fauna und Flora um die Meere herum berichtet. Aber ich finde, wenn man solch ein großes Aquarium wie in Lissabon mit so vielen interessanten Fischen füllt, dann muss dem Besucher auch deutlich mehr an Hintergrundinformationen geboten werden. Das war leider nicht der Fall. Trotz alledem, interessant war es, solch ein riesiges Fischbecken zu sehen.
Mit unserem Sonnendach, dem Binimini, hat es nicht geklappt. Wir hatten zwar eine Adresse von einem Segelmacher, mit dem wir uns auch auf unserem Boot getroffen haben. Aber der machte keine Arbeiten mit Nirogestänge. Er konnte uns auch keine Firma in Lissabon empfehlen, die diese Anfertigung für uns zeitgünstig umsetzen könnte. Schade, also werden wir noch eine Weile beim Segeln in die Sonne blicken. Eine nächste Adresse haben wir aber bereits schon. In Vilamoura an der Algarve soll es einen Segelmacher geben, der auch feste Binimins über dem Cockpit baut. Also auf nach Vilamoura!
Sines, 9./11. September 2006

Vorerst muss Hans mit der BUTT alleine mit uns weitersegeln. Bernd ist für unbestimmte Zeit nach Berlin zurückgeflogen, da es leider gesundheitliche Probleme in der Familie gibt. So werden wir die Strecken etwas kürzer halten und ein Auge auf den alleinsegelnden Hans werfen.

Sines, die Geburtstadt von Vasco da Gama, hatte einen wunderschönen Ankerplatz am Sandstrand und zu Füssen der Stadt zu bieten. Das Wasser war klar und endlich auch warm genug für mich. Zwei Tage blieben wir und im Wechsel gingen wir baden und die Stadt besichtigen. Hier lernten wir nette Schweizer kennen, die seit 6 Jahren mit ihrer Segelyacht MARICA, eine Ovni 38, durch die Welt segeln. Ursprünglich wollten sie ebenfalls den Globus umrunden, aber dann trafen sie andere Segeler, die so begeistert von der Ostküste Amerikas und vor allem von Kanada mit seinen unzähligen Seen waren, dass sie kurzerhand ihre Route in der Karibik änderten und nach Norden weitersegelten. Abends trafen wir uns zu Fünft auf der MARICA, bei Marie-Christine und Marcus, und sie erzählten von ihrer Reise. Es war ein toller Abend.

Cabo Saó Vicente, Balaira, 12./13.September 2006

Jetzt waren wir schon zu dritt. Die BUTT, die MARICA und MULINE. Alle drei Segelboote umrundeten bei Bilderbuchwetter das südwestlichste Cap Europas, Cabo Saò Vicente. Wie auch die anderen markanten Caps, war dieses hoch und steil. Unten brach sich die See und oben auf dem Felsen ragte ein Leuchtturm empor. Die Strecke von Sines nach Balaira war relativ lang, da es zwischen den beiden Orten keinen weiteren Hafen mehr gab, den man hätte anlaufen können. 65 Seemeilen mußten wir zurück legen. Dafür brachen wir schon im Morgengrauen, um 6.30 Uhr auf. Wir hatten den überwiegenden Teil der Strecke einen guten fünfer Wind von hinten und wie sollte es anders sein, am Cap legte der Wind kräftig zu. Bei 7 Beaufort und stark verkleinerten Segeln düsten wir um das imposante Cap herum. Balaira selbst hatte keinen Yacht-Hafen aber eine empfohlende Ankerbucht, die sich vor dem Dorf befand. Aber auch da noch, ca 6 Seemeilen vom Cap entfernt bliess es mit 6-7 Beaufort. Die BUTT lag bereits vor Anker als MARICA und MULINE die Bucht erreichten.Wir warfen unseren Anker. Dann beobachteten wir eine Zeit lang den Wind und das Boot und entschieden uns noch einen weiteren Anker auszubringen. Sicher ist sicher. Und das war auch gut so. Der Wind legte spät abends nochmals zu und flaute erst weit nach Mitternacht ab.

Wir blieben noch einen weiteren Tag. Wieder dem Wetter entsprechend, ging es am Morgen mit Hans auf die Klippen, durch das Dorf und auf der Flucht vor der Sonne ins nächst gelegene Cafè. Abends gab es dann, zusammen mit MARICA, einen kräftigen Umtrunk auf der BUTT. Das über uns eine Kaltfront mit starkem Regen und Böen hinwegzog, störte uns nur wenig an diesem Abend. Hatten wir doch alle einen zweiten Anker ausgebracht, die Stefan zudem noch abgetaucht hatte.

Portimao, 15. September 2006

Es war wirklich ein gelungerner Abend. Hans hatte verschiedene kleinere Leckereien vorbereitet, ein tolles Party-Brot frisch im Brotbackautomaten gebacken und dazu gab es landestypischen Vino Verde. Es wurde spaet. Aber trotz dieser mitternaechtlichen Stunde mussten Markus und Marie-Christine ihre Sissi, das ist eine Dackeldame, noch an Land zum Gassi bringen. Sissi scheint aber eine recht pflegeleichte Dackeldame zu sein. Ein Hund an Bord hat wie ueberall im Leben seine Vor-und Nachteile. Natuerlich ist es mit mehr Umstaendlichkeiten verbunden. Im Falle Sissi, sie ist erst seit ca 1-2 Monaten an Bord der MARICA, hat sich die Hundedame relativ schnell an das Bordleben gewoehnt. Sie ist fast frei von der Seekrankheit und sie bleibt bei Anlege-oder Segelmanoevern brav in einer Ecke sitzen und wartet bis diese beendet sind. Allerdings schafft sie es noch nicht an Bord auf das Hundeklo zu gehen. Sissi „kneift den gesamten Segeltag den Po zusammen“ und sofern das Boot vor Anker liegt oder im Hafen fest gemacht hat, geht es ab zum Gassi-Gehen. Im Hafen kein Problem aber vor Anker bedeutet das, dass Marcus morgens und abends, egal bei welchem Wind und Wetter, Sissi im Beiboot an Land bringen muss.

Gegen 10 Uhr segelten wir gemeinsam mit der SY MARICA in Richtung Lagos. Hans folgte uns etwas spaeter. Es bliess ein kraeftiger Nordwind mit 5-6 Bft. Wir mussten reffen (d.h. die Segel verkleinern). Die MARICA segelte dicht neben uns und wir konnten sehen, dass auch Sissi ihren Segelspass hatte. Mit fliegenden Ohren schaute sie vom Arm Marie-Christines zu uns herueber. Gegen 13 Uhr waren wir kurz vor der Hafeneinfahrt von Lagos. An Ankern war hier nicht zu denken. Die Bucht war ungeschuetzt und der Wind dafuer zu stark. Lagos machte vom Wasser aus keinen sehr einladenen Eindruck. Ueberall Bettenburgen und dicht belegte Straende. So entschlossen wir uns kurzerhand weiter zu segeln und unser Glueck in Portimao zu suchen. So trennten sich unsere Wege. Die MARICA und die BUTT liefen in Lagos ein und wir gingen in Portimao im Vorhafen vor Anker.

Faro, Ilha de Culatra, 15./19. September 2006

Wir bekommen ein neues Binimini! Und darauf warten wir jetzt. Tatsächlich gab es in Vilamoura einen Segelmacher, der solche Arbeiten anfertigt. Aber von vorne.

Heute morgen segelten wir von Portimao, welches wirklich eine wunderschoene Ankerbucht im Vorhafen zu bieten hatte, in das 20 Seemeilen entfernte Vilamoura. In unserem englischen Hafenhandbuch gab es eine Adresse von einem Segelmacherpaerchen, welches laut Buch neben Segelarbeiten auch Edelstahlarbeiten machen sollte. In Vilamoura ist eine super neue Edel-Marina, die 2004 aus dem Boden gestampft worden ist. Dort angekommen, legten wir uns an den Warteponton der Capitanerie und erkundigten uns im Hafenbuero nach der Adresse der Segelmacher. Wir hatten Glueck. Die Firma war im Gebaeude nebenan. Allerdings waren beide Segelmacher gerade ausser Haus, so das wir zwei Stunden spaeter unser Glueck noch einmal versuchen mussten. Aber dann kam uns freundlich Joana Keeping, die Segelmacherin, entgegen und fragte uns, ob sie uns helfen koennte. Wir erklaerten ihr unser Anliegen, ein festes Sonnendach ueber unsere Plicht sollte es sein. Kein Problem fuer sie, sagte sie, aber der Chef der Firma, die das Gestaenge aus Edelstahl baue, sei im Urlaub. Auf den Azoren zum segeln. Hm?! Joana telefonierte dann ein paar male hin und her und berichtete uns dann, das nur der Chef im Urlaub sei aber nicht aber sein Arbeiter. der waere in der Werkstadt. Zu dem sollten wir dann gehen und unser Anliegen vortragen. Ebenfalls im Nachbargebaeude fanden wir dann Atenazio, den Mechaniker. Wir erklaerten ihm unsere Vorstellungen. Besser gesagt, wir versuchten ihm zu erklaeren, denn Atenazio sprach nur portugisisch. Gluecklicherweise kam uns der zweite Segelmacher zu hilfe und der dolmetschte denn das ganze fuer uns. Am Ende kam folgendes heraus: Atenazio telefonierte mit seiem Chef auf den Azoren, erfragte den Preis und sagte dann zu uns, in einer Woche sei er fertig. Joana sicherte uns zu, wenn Atenazio mit seinem Gestaenge fertig ist, braeuchte sie nur einen Tag fuer ihre Arbeiten. Das hoerte sich alles prima an. Also kamen wir alle ins Geschaeft und Atenazio und Joana kamen mit auf unser Boot und nahmen Mass wir ihre Arbeiten.

Nun liegen wir vor der Insel Culatra bei Faro vor Anker, ca 17 Seemeilen von Vilamoura entfernt. Vilamoura ist eine neue und auch sehr teure Marina. Also verlegten wir uns hierher, nachdem Joana und Atenazio mit dem Maßnehmen fertig waren. Dieser Ankerplatz vor der Ilha de Culatra war ein Tip von der Segelmacherin und mit der verblieben so, dass sie uns eine SMS auf unser Handy schicken werde, sofern Atenazio mit seiner Anfertigung fertig sei. Tolle Idee.

2. Ankertag

Wenn man einige Zeit vor Anker liegt bekommt man Muße, Dinge zu erledigen, welche man schon laengere Zeit vor sich herschiebt. Zum einen wollten wir endlich unseren Ausserborder fuer unser Schlauchboot in Betrieb nehmen. Er liegt immer noch nagelneu verpackt in unsere Achterkabine. Zum anderen funktoniert ein Brenner von unserem Herd nicht richtig und unsere Aries, die Windsteueranlage muckt auch ein wenig. Ausserdem haben wir immer noch keine zuendende Idee, wie wir unseren Cockpittisch in der Plicht richtig befestigen koennen. Wie ihr seht, es gibt immer etwas zu arbeiten.

Also nahmen wir jeden Tag etwas in Angriff. Zuerst war der Brenner dran. Denn mussten wir komplett wechseln. Ich nehme an, dass er total verrusst ist. Er wird jetzt aufgehoben und spaeter gereinigt, wenn wir wissen, wie man ihn fachgerecht auseinander nimmt. Die Windsteueranlage hatten wir zwar z.T. auseinander genommen und auch wieder zusammensetzen koennen. Aber ob das Problem damit behoben ist, bleibt weiterhin offen. Sollten wir irgendwo im Hafen ein Boot mit unserer Aries sehen, dann muessen wir uns mal mit diesen Eignern austauschen. Vielleicht ist das Problem, welches wir meinen zusehen, gar nicht so von Bedeutung. Unser Aussenborder und die Tischbefestigung sind weiter auf Eis gelegt. Aber wie sagt man so schoen: „Gut Ding will Weile haben." Und zu viel arbeiten in der Sonne tut auch nicht gut.  

3. Ankertag

18.30 Uhr. Große Ueberraschung! Marie-Christine, Marcus und Sissi von der MARICA werfen neben uns ihren Anker. Vor vier Tagen sind sie in Lagos eingelaufen und wir nach Portimao weiter gesegelt. Nun liegen sie wieder neben uns. Herzliches Winken auf beiden Booten und Marcus ruft: „ Die BUTT kommt warscheinlich morgen hierher“ Wir verabreden uns fuer morgen abend auf unserer MULINE zu selbstgemachten Nudeln und einem Glas Rotwein.  

4. Ankertag

Das Wetter ist zauberhaft. Und das schon seit Tagen. Ein leichter Wind, nicht zu stark und Sonne. So komme ich endlich auch einmal zum faul in der Sonne liegen. Die Insel Culatra hat nicht viel zu bieten, aber dennoch ist sie beeindruckend. Zum großen Teil ist sie Naturschutzgebiet und sehr duenn besiedelt. Der kleine Ort, dort wohnen nicht mehr als 800 Menschen, liegt unmittelbar gegenueber unseres Ankerplatzes. An Tourismus scheinen die Insulaner wenig Interessen zu haben. Obwohl taeglich zwei kleinere Ausflugsboote die Insel mit Touristen anfaehrt. Nirgends ein Souvenirshop oder aehnliches. Einzig ein Cafe, in welchen auch die Einheimischen verkehren. Autos gibt es auch keine, da nirgens eine befestigte Strasse auf der Insel zu finden ist. Dafuer gibt es genuegend Traktoren hier, die mit ihren riesigen Raedern prima die „Sandstrassen“ befahren koennen. Culatra ist eine Fischerinsel. Mit uns liegen vor dieser Insel viele kleine Fischerboote. Und der Strand, an welchem die Fischer ihre Netze und Geraetschaften liegen haben, sieht grausam aus. Dreck, Muell und Abfaelle. Selbst die Wohnsiedlung der Bewohner ist nicht sonderlich aufgeraeumt. Alles sieht etwas stark vernachlaessigt, ungepflegt und vermoehlt aus. Aber immer noch besser als in einer Bettenhochburg zu liegen und dafuer noch 40 Euro die Nacht zu zahlen.

17.00 Uhr die BUTT laeuft ein. Hans winkt uns munter zu und wir rufen ihm zu, dass es heute abend bei uns selbstgemachte Nudeln gäbe und er herzlich eingeladen sei. So sieht man sich wieder.

Abends erzaehlt uns dann Hanns, dass ihm ein Zahn gezogen wurden! Wir wußten, dass ihm schon in La Rochelle eine Plombe verloren gegangen war und dass er vergeblich in la Rochelle einen Zahnarzt gesuchte, der ihn behandeln sollte. Aber die Zahnaerzte die er fand hatten kein Mitleid und vergaben nur Termine, die einen Zeitraum von ueber 3 Wochen hatten. So lange wollte er und Bernd auch nicht in La Rochelle bleiben. Im portugiesischen Lagos, so berichtete uns Hans jetzt, fand er einen deutschen Zahnarzt, auch Segler, und der nahm ihn innerhalb von zwei Stunden ran und machte scheinbar kuzen Prozeß. „Nun habe ich wenigstens meine Ruhe“ sagte Hans.  

5. Ankertag

Am Vormittag hilft uns Hans, unseren neuen  Außenborder in Betrieb zu nehmen. Nach einer Stunde ist er einsatzbereit. Und zur Jungfernfahrt geht es dann zu dritt in das knappe 2 Seemeilen entfernte Olhao.

Dort gibt es eine große Markthalle, in welcher wir unsere Frischvorraete wie Obst und Gemuese wieder auffuellten. Schon voll erschoepft von den vielen Aktivitaeten des Tages ging es dann in ein nahe gelegenes Cafe. Schoen im Schatten und den Blick auf den Hafen und unser Schlauchboot mit dem neuen Außenborder.

Im Cafe gab es zusaetzlich den Service eines kostenlosen Internetzuganges. Also nichts wie ran und alle Mails und den aktuellen Wetterbericht abfragen. Es stellte sich bei dem Wetterbericht heraus, dass der Wirbelsturm, der noch vor kurzem in der Karibik und an der suedamerikanischen Kueste wuetete, einen Schlenker in Richtung Europa gemacht hat und nun mit seinen Auslaeufern auch die portugisische Kueste streifen wird. Fuer morgen werden schon 7-8 Bft erwartet. Das brachte unsere Plaene durcheinander. Morgen erst wollten wir nach Vilamoura zurueck segeln, da der Termin fuer unser Sonnendach ist. Es half nichts. Wir entschlossen uns, sofort Anker auf zu gehen, um noch vor Sonnenuntergang und vor allem, vor dem Einsetzen des Starkwindes in Vilamoura zu sein. Wir verabschiedeten uns wieder von der BUTT und den Schweizern von der MARICA und um 15.30 Uhr holten wir den Anker auf.

Vilamoura, 21.-28. September 2006

Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang erreichten wir gestern bei Windstille den Hafen. Wir checkten ein und bekamen einen Liegeplatz zugewiesen. Neben uns ein Segelboot aus Deutschland. Welch ein Zufall. Unsere Nachbarn sagten freundlich guten Abend und hießen uns herzlich willkommen.

Heute ging es zur Segelmacherin und zu Atanazio. Aber es war nichts fertig. Atanazio berichtete uns, dass er nicht das entsprechende Material bekommen konnte und wir uns gemeinsam eine neue Loesung, mit seinen zur Verfuegung stehenden Materialien, ueberlegen muessten. Das war erst einmal ein Schreck fuer uns aber es stellte sich schnell heraus, dass es kein Problem werden wuerde. Wir fanden eine akzeptable Loesung und in vier Tagen wollte Atanzio das Gestaenge fuer das Sonnendach fertig haben. Joana, die Segelmacherin, sicherte uns zu, das Sonnendach innerhalb eines Tages fertig zu stellen. Also willigten wir ein. Jetzt lagen wir doch fuer ca eine Woche in dem sehr teuren aber hochmodernen Yachthafen von Vilamoura. Denn an Raussegeln bei dem angesagten Wind war nicht zu denken.

2. Hafentag

Unser Bootsnachbar, er heißt Joseph, entpuppte sich als eine sehr angenehme und unterhaltsame Bekanntschaft. Er liegt mit seinem schoenen Boot, der THETIS, einer Romanée, seit ca 3 Jahren als Dauerlieger hier in Vilamoura. Zusammen mit seiner Frau Ellen bereiste er 10 Jahre lang die Atlantikkueste, die Karibik und den Sueden der USA. Er hatte viele interessante, lustige aber auch nachdenkliche Geschichten zu erzaehlen. Joseph hat das Herz an der richtigen Stelle und die Zunge am richtgen Fleck. Es war immer wieder spannend, seinen Erlebnissen zu zuhoeren. Zudem hatte er fuer uns viele praktische Tips und Informationen fuer unsere kommenden Segelreviere. Ob es das Handling mit den Bootsboys in der Karibik ist, auf welcher Insel man sich gut verproviantieren und Ersatzteile besorgen kann oder was wir in der Karibik an Lebensmitteln gar nicht oder nur zu sehr erhoehten Preisen kaufen koennen. Joseph bot uns gleichfalls an, sich und sein Auto zur Verfuegung zu stellen, wollten wir hier noch groessere Einkaeufe erledigen. Natuerlich nahmen wir dankend an. Abends zeigte uns Joseph die beste Haehchen-Grillerei der Region und wir bedankten uns mit einem Essen fuer seine Unterstuetzung.

4. Hafentag

Wir brauchte zwei Tage um unseren Großeinkauf in unserem sowieso schon voll bepackten Boot zu verstauen. Dabei blieb das naechste Malheur nicht auf sich warten. Bei dem Verstauen der Saefte touchierte ich das Schauglas unseres Petroleumtankes und der bedankte sich damit, dass er zu lecken anfing. Nun war guter Rat teuer. Der Tank ist komplett in einem schwer zugaenglichen Schrank eingebaut. Uns blieb erst einmal nichts anderes uebrig, als den Druck aus dem Tank zu nehmen, damit nicht weiter Petroleum aus dem Tank leckte.

6. Hafentag

Heute war viel los. Atanazio hatte das Gestaenge fuer unser neues Sonnendach fertig, Joana, die Segelmacherin kam und nahm Maß fuer das Sonnendach und Schiko reparierte unseren leckenden Petroleumtank. Schiko war ein guter Freund von Atanazio. Er war klein und zierlich, ungefaehr 75 Jahre alt, konnte ein wenig Englisch und laechelte uns regelmaeßig und sehr herzlich mit seinen noch drei verbliebenen Zaehnen an. Und, das war natuerlich das wichtigste fuer uns, er verstand sein Handwerk. Nach ca 1 Stunde war der Tank dicht. Ohne das Geloetet, Geschweißt oder noch viel schlimmer der Tank ausgebaut werden musste. Allerdings haben wir jetzt kein Schauglas mehr. Egal, Hauptsache fuer immer dicht. Wir bedankten uns herzlich bei Schiko und er laechelte stolz zurueck.

Josef half uns bei unseren Einkaeufen.

Vilamoura, 28. September 2006

Heute werden wir in Richtung Kanarische Inseln starten. Das Sonnendach wurde puenktlich fertig. Und Josef ist gestern Abend nochmals mit uns in einen Großkauf, wie bei uns die METRO, gefahren. Er kuemmert sich wirklich rueherend um uns und wenn die letzten Sachen gut verstaut sind, werden wir die Leinen los werfen und unsere erste lange Tour in Angriff nehmen. Es werden ungefaehr 550 Seemeilen sein und wir vermuten, wenn der Wind konstant bleibt und wir im Schnitt 5 Knoten in der Stunde segeln, dass wir in 5 Tagen die Kanaren erreichen werden.

4. Tag auf See, 1. Oktober 2006

Bislang ist es wirklich toll. Es ist ueberhaupt kein Verleich mit unserer Kaoten-Tour ueber die Biskaya. Der Wind wehte die letzten Tage im Schnitt mit 3-4 Beaufort und heute schlaeft er fast ganz ein. An eine zuegige Ueberfahrt ist dieses Mal nicht zu denken. Traurig sind wir nicht darueber. Unsere Windsteueranlage mag solche leichten Winde gar nicht. Der Winddruck, den die Windfahne der Anlage braucht, um das Boot auf den richtigen Kurs zu halten, ist dann zu gering und das bedeutet fuer uns, dass wir immer wieder den Kurs korrigieren muessen. Wenn der Wind weiterhin mit weniger als 2 Beaufort wehen wird, werden wir moeglicherweise unseren elektrischen Autopilot einschalten. Aber erst einmal abwarten und sich dazu auf das Vorschiff zum Sonnen legen. Schließlich kostet der Autopilot Strom und das einzige was ein Segelboot nicht im ausreichenden Maße zur Verfuegung hat, ist diese kostbare Energie.

Heute Morgen, ich hatte Wache von 6 bis 9 Uhr, war die See deutlich anders als in den vergangenen Tagen. In der Daemmerung konnte ich es noch nicht richtig erkennen aber deshalb sah es auch fast etwas gruselig aus. Es hatte sich eine hohe Duenung entwickelt. Das ist eine hohe, sehr langgezogene Welle, die verursacht werden kann, wenn irgendwo in einem weit entfernten Seegebiet sehr viel Wind war oder sich gerade ein neues, sehr starkes Windgebiet in unsere Richtung bewegt. Die Wettervorhersage fuer die kommenden Tage, die wir jeden zweiten Tag ueber unsere Kurzwellenanlage abrufen, verriet uns, dass in ein bis zwei Tagen der Wind staerker werde wuerde. In unserem Seegebiet soll es dann mit ca 6 Beaufort wehen. Wir sind gespannt, noch duempeln wir vor uns hin.

Aber beeindruckend ist solch eine Duenung schon. Sie ist zwar sehr hoch aber dafuer sehr langgezogen. Wenn die Welle auf uns zukommt sieht das aus, als wuerde sie uns ueberrollen, so hoch ist sie. Aber das tut sie natuerlich nicht. Sie hebt das Heck von MULINE sachte an und rollt dann ganz langsam unter uns durch. Und dann geht es ab ins Wellental. Man kann sich das wie Achterbahnfahren vorstellen, nur im Zeitlupentempo. Mit der Zeit gewoehnt man sich an den Anblick solcher Wellen und an ihren Rhythmus.

Solch eine laengere Ueberfahrt erinnert mich ein bischen an meine Bereitschaftsdienste im Krankenhaus. Wir haben fuer die Nacht einen Wachrhytmus von 3 Stunden festgelegt. Sollte allerdings ein Manoever anstehen, dann muss der derjenige, der in Freiwache ist, aufstehen und helfen. Auch haben wir vereinbart, dass in der Nacht der „Diensthabende“ die Plicht (Cockpit) nicht in Richtung Vorschiff verlaesst. Mit dem 3-Stunden-Rhythmus kommen wir ganz gut hin. Von anderen Seglern haben wir auch schon andere Modelle gehoert, 4 Stunden oder sogar 6 Stunden-Rhytmen. Aber wir glauben, dass jede Crew, entsprechend der Anzahl der Segler, den Faehigkeiten des Einzelnen und den Vorlieben entsprechend, individuell ihren Rhythmus finden wird.

Bislang waren die Nachtwachen entspannend. Wir hatten klaren Himmel und der Mond brachte uns relativ viel Licht. Schade, dass man so wenig vom Sternenhimmel versteht bzw. ihn nicht richtig zu interpretieren weiß. Pro Wache hatten wir 2-3 Frachter gesichtet. Diese waren entweder auf dem  Weg ins Mittelmeer oder kamen aus dem Mittelmeer. In der Nacht sind sie durch ihre Positionslichter ganz gut zu erkennen. Ansonsten vertrieb sich Stefan mit Gymnastik oder Lesen die Zeit und ich hoerte CD`s.

Kulinarisch gesehen, muessen wir auch nicht darben. Vorgestern hatte Stefan mit unserem Schnellkochtopf einen leckeren Eintopf gezaubert. Darin waren Bohnen, Wirsing, Fleisch und Kartoffeln. Am Tage, wenn es so heiß ist, gibt es Tomatensalat oder Avocado oder Pimentos de Padron. Das sind kleine gruene paprikaaehnliche Schoten, die in Olivenoel, Knoblauch und groben Meersalz gebraten werden. Eine echte spanische Vorspeisen-Spezialitaet.

Hier endet der Teil 1