Der Jemen hat etwa 20,7 Millionen Einwohner und die Hauptstadt der Republik ist Sanaa. 26 Prozent der Einwohner leben in Städten. Wichtigste soziale Einheiten sind die traditionellen Stämme oder Clans, ein Sozialversicherungssystem gibt es nicht. Die medizinische Versorgung ist unzulänglich, vor allem in ländlichen Regionen. Auf einen Arzt kommen 5 000 Einwohner.
Amtssprache im Jemen ist Arabisch aber Englisch ist die wichtigste Handelssprache des Landes. Fast die gesamte Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Die Bewohner der nördlichen, zentralen und östlichen Regionen des Landes sind überwiegend Schiiten, während im Süden und Westen vorwiegend Sunniten.
Aden liegt im Süden und ist der wichtigste Hafen des Landes, es ist Wirtschaftshauptstadt und zweitgrößte Stadt der Republik. Die Stadt Aden liegt an der Südspitze der Arabischen Halbinsel auf zwei kleinen Halbinseln, die vulkanischen Ursprungs sind. Die Stadt unterteilt sich in das östlich gelegen Aden und dem westlichen Klein-Aden, die sich jeweils rund 300 Meter über den Meeresspiegel erheben. Die sehenswerte Altstadt mit Resten einer Befestigungsanlage aus dem 11. bis 13. Jahrhundert erstreckt sich im Krater eines erloschenen Vulkans. Fast alle Schiffe, die den Suezkanal passieren, tanken in Aden auf. In Klein-Aden befindet sich eine große Erdölraffinerie, die gemeinsam mit dem Hafen der größte Arbeitgeber der Stadt ist. Ja, und in diesem Hafen liegen wir nun vor Anker.
Unser erster Gang, dieses mal zusammen mit Helmut und Ilse von der ESPERANZA, führte uns in das pralle Leben der arabischen Welt. Sie war komplett anders als die im Oman. Oman ist reich und geschäftig, die Menschen haben einen hohen Lebensstandart und das Land strebt in die Moderne. Aden ist da ganz anders. Menschen über menschen sind in den verstaubten Gassen und Straßen. das Leben spielt sich auf der Straße ab. Zumindestens für die Männer.
Auch wir bekamen langsam Hunger und suchten uns ein Lokal. Oder besser gesagt Maurizio suchte uns ein Lokal aus. Er ist um die 65 Jahre, geboren in Aden, kennt sich bestens aus in den Bedürfnissen der ankommenden Segler und wurde gleich am ersten Tag unser kleiner Reiseführer durch die Stadt. Englisch kann er gut, nur dadurch das er keinen einzigen Zahn mehr im Mund hat war es manchmal doch etwas schwieriger. Maurizio suchte uns also ein passendes Lokal für uns aus.
Maurizio öffnete uns in den kommenden Tagen, an den er uns durch die kleine Innenstadt begleitete, die Türen zu den Einheimischen. Nach drei Tagen wurden wir von vielen Seiten begrüßt wie alte Bekannte. Auch lernten wir diesen eindrucksvollen Mann, links im Bild, kennen. Er sprach nicht viel Englisch aber er schob Stefan erst einmal sein Wasser rüber und dann sollte er auch alles weitere von seinem Teller probieren.
Ilse und Helmut waren ebenfalls begeistert von der guten Stimmung und der Atmosphäre in Klein-Aden. Wir unternahmen in diesen Tagen viel zusammen. Die drei anderen Crews von der YAGOONA, der YARA und Martin von der JUST DO IT waren bereits in die Hauptstadt Sanaa unterwegs. Wir hatten leider noch einiges an Bord unserer MULINE zu tun bevor wir nach Sanaa aufbrechen konnten. Und dabei mußte uns Helmut helfen. Unser Motor sprang seit der Überfahrt von Salalah nach Aden nicht mehr von alleine an und Helmut der Tüftler, fand es schließlich heraus woran das lag. Es war nicht der Anlasser wie wir vermuteten, sondern das Zündschloss hatte eine Macke. Nach vier Stunden Arbeit war alles wieder in Ordnung aber ohne Helmut würde das sicher nicht so aussehen.
Abends bummelten wir gemeinsam durch die Stadt oder aßen auf der MULINE zu Abend. Am Tage ließen wir aber die einheimische Küche nicht nehmen und versuchten verschiedenes zu probierten.
Die menschen sind hier in der Stadt wirklich sehr freundlich und hilfsbereit. Sie kamen manchmal auf uns und fragten woher wir kommen. Sie fragen nach den Namen und stellten sich und häufig auch ihre Freunde vor. Nur sehr wenige Gesichter verzogen keine Mine wenn wir sie freundlich anlächelten.
Sicherlich habt Ihr auf den Bildern schon erkennen können, dass Ilse und ich ein Kopftuch tragen. Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, dass wir von so vielen Seiten freundlich aufgenommen wurden. Zwei andere Seglerinnen hatten in den vergangenen Tagen schlechte Erfahrungen in der Stadt machen müssen. Steine sind geflogen und trafen die eine im Rücken und die ander an den Beinen. Bei der einen Seglerin wissen wir, dass sie keine Kopfbedeckung und auch nur Knielange Hosen trug. Auch eng anliegende Kleidung kommt scheinbar nicht gut in diesem Land an. Ein Kopftuch um den Kopf zu tragen ist nicht weiter dramatisch und keiner verlangt, dass wir Ausländer uns verschleiern oder nur einen Sehschlitz tragen, wie sehr viele Frauen in der Stadt. Nur, es ist sehr warm unter dem Tuch und das ist noch gewöhnungsbedürftig.
Im Vergleich zu den arabischen Nachbarstaaten sind Wirtschaft und Infrastruktur der Republik Jemen schwach entwickelt. Die Finanzwirtschaft konzentriert sich auf die Stadt Aden, die gleichzeitig ein bedeutendes Handelszentrum des Landes ist. 1991 wurde in Aden eine Freihandelszone errichtet. Eine wichtige Einnahmequelle des Landes ist der Export von Erdöl und Erdölprodukten. Jemen ist aber im hohen Maß abhängig von ausländischer Hilfe und Überweisungen von im Ausland arbeitenden Jemeniten.
Aufgrund der seit Jahrzehnten stattfindenden Entführungen ist der Tourismussektor praktisch fast komplett eingebrochen. Am stärksten davon ist der Süden betoffen. Der Tourismus hat aber in den letzten Jahren vor allem im Norden des Landes etwas zugenommen. Auch im Süden ist eine behutsame Öffnung zu verzeichnen. Hier ist jedoch für steigende Besucherzahlen bislang die nötige Infrastruktur noch nicht vorhanden.