Unsere ersen Tage in der Hafenstadt Aden
Der Jemen ist ein Staat im Nahen Osten, genauer gesagt im Süden der Arabischen Halbinsel. Er ist etwa eineinhalbmal so groß wie Deutschland. Die Republik Jemen wurde 1990 durch die Vereinigung der Demokratischen Volksrepublik Jemen und der Arabischen Republik Jemen gegründet. Zum Jemen gehören auch diegroße Insel Sokota sowie zahlreiche kleinere Inseln im Bab al-Mandab, der Meerenge zum Roten Meer und dem Arabischen Meer.

Der Jemen hat etwa 20,7 Millionen Einwohner und die Hauptstadt der Republik ist Sanaa. 26 Prozent der Einwohner leben in Städten. Wichtigste soziale Einheiten sind die traditionellen Stämme oder Clans, ein Sozialversicherungssystem gibt es nicht. Die medizinische Versorgung ist unzulänglich, vor allem in ländlichen Regionen. Auf einen Arzt kommen 5 000 Einwohner.

Rund 97 % der Einwohner sind Araber, etwa 1 % der Bevölkerung sind pakistanische oder indische-muslimische Gastarbeiter, etwa 2 % ethnische Somali, von denen viele schon länger im Lande leben. In jüngerer Zeit versuchen vermehrt Äthiopier und Somalier als Bootsflüchtlinge nach Jemen zu gelangen. Die Somalier erhalten dabei meist Flüchtlingsstatus und verbleiben in Lagern im Jemen, während
die Äthiopier als gastarbeiter in andere arabische Staaten gehen.

Amtssprache im Jemen ist Arabisch aber Englisch ist die wichtigste Handelssprache des Landes. Fast die gesamte Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Die Bewohner der nördlichen, zentralen und östlichen Regionen des Landes sind überwiegend Schiiten, während im Süden und Westen vorwiegend Sunniten.

Aden liegt im Süden und ist der wichtigste Hafen des Landes, es ist Wirtschaftshauptstadt und zweitgrößte Stadt der Republik. Die Stadt Aden liegt an der Südspitze der Arabischen Halbinsel auf zwei kleinen Halbinseln, die vulkanischen Ursprungs sind. Die Stadt unterteilt sich in das östlich gelegen Aden und dem westlichen Klein-Aden, die sich jeweils rund 300 Meter über den Meeresspiegel erheben. Die sehenswerte Altstadt mit Resten einer Befestigungsanlage aus dem 11. bis 13. Jahrhundert erstreckt sich im Krater eines erloschenen Vulkans. Fast alle Schiffe, die den Suezkanal passieren, tanken in Aden auf. In Klein-Aden befindet sich eine große Erdölraffinerie, die gemeinsam mit dem Hafen der größte Arbeitgeber der Stadt ist. Ja, und in diesem Hafen liegen wir nun vor Anker.

Als erstes ging es wie immer zum Einklarieren. Die Hafenhandbücher schrieben, dass das Einklarieren in diesem Land schnell und unkompliziert sein und wir können dies auch bestätigen. Nach einer knappen halben Stunde war alles erledigt.
Ein Blick von unserem Cockpit aus auf Klein-Aden
Die Beamten waren sehr freundlich aber etwas Backschisch wollten sie doch. Es hielt sich in Grenzen. Das Visa kostete 58 US Dollar und das Permit zum Reisen im Land war kostenlos. Aber das mußten wir erst im Ministerium für Tourismus beantragen. Jetzt hatten wir ein Visum zum Verlassen des Hafengeländes. Das Visum müssen wir immer bei uns tragen, sofern wir en Hafen verlassen wollen.
Vor dem Gebäude der Immigration.
Das Einreisen mit Tieren in den Jemen ist ebenfalls unkompliziert und das gilt auch für alle weiteren arabischen Länder. Angeben brauchten wir also nicht, dass wir Salalah an Bord haben. Erst mit der Einfahrt in europäische Gewässer werden wir uns darüber Gedanken machen müssen.

Unser erster Gang, dieses mal zusammen mit Helmut und Ilse von der ESPERANZA, führte uns in das pralle Leben der arabischen Welt. Sie war komplett anders als die im Oman. Oman ist reich und geschäftig, die Menschen haben einen hohen Lebensstandart und das Land strebt in die Moderne. Aden ist da ganz anders. Menschen über menschen sind in den verstaubten Gassen und Straßen. das Leben spielt sich auf der Straße ab. Zumindestens für die Männer.

Jetzt war unser osmanische Salalah auf jemenitischen Boden. das hat er sich sicherlich vor einigen Tagen auch nicht träumen lassen.
Auf den Straßen pulsierte das Leben.
An allen Ecken wurde gebrutzelt. Hier wird gerade eine art Brotfladen gebacken. dazu gab es verschiedene Pasten oder Hühnerfleisch eingewickelt. Stefan fragte ob er ein paar Fotos machen könnte und wir stellten fest, dass die Jemeniten gar nicht so Kamera scheu sind wie wir dachten. Also ergriff stefan die Gunst der Stunde und hielt drauf.

Auch wir bekamen langsam Hunger und suchten uns ein Lokal. Oder besser gesagt Maurizio suchte uns ein Lokal aus. Er ist um die 65 Jahre, geboren in Aden, kennt sich bestens aus in den Bedürfnissen der ankommenden Segler und wurde gleich am ersten Tag unser kleiner Reiseführer durch die Stadt. Englisch kann er gut, nur dadurch das er keinen einzigen Zahn mehr im Mund hat war es manchmal doch etwas schwieriger. Maurizio suchte uns also ein passendes Lokal für uns aus.

Links im Bild ist Maurizio zu sehen. Maurizio war über die Geschichte Deutschlands und die Politiker gut informiert. Er fragte uns, ob Helmut Schmidt noch lebt und wie es Helmut Kohl ginge. Auch das unsere First Lady Angela Merkel heißt, war im bekannt. Er fand, das der Jemen und das vereinigte Deutschland eine ähnlich Geschichte hätte. In Jemen wären auch die Russen gewesen und der Norden und der sozialisstische Süden hätten sich, wie Ost und West Deutschland, vereint. Er fand es interessant, dass Stefan aus dem Westen und ich aus den Osten Deutschland stamme. Bei dem Namen Erich Honnecker mußte er schmunzeln. Dann unterhielt er sich mit mir lieber über Viagra, damit könnte man über 20 Stunden lang Sex machen, erzählte er mir dann ganz unvermittelt. Da mußte ich dann schmunzeln...Auf solch ein gesprächsthema mit einem Araber wäre ich nicht gekommen.
Wir bekamen große Brotfladen, die fast einen Durchmesser von 50 cm hatten, eine wirklich gut gewürzte Suppe, einen Yoghurtsalat, der mit Tomate und scharfen Paprikas angemacht war und knusprige Hühner vom Grill.

Maurizio öffnete uns in den kommenden Tagen, an den er uns durch die kleine Innenstadt begleitete, die Türen zu den Einheimischen. Nach drei Tagen wurden wir von vielen Seiten begrüßt wie alte Bekannte. Auch lernten wir diesen eindrucksvollen Mann, links im Bild, kennen. Er sprach nicht viel Englisch aber er schob Stefan erst einmal sein Wasser rüber und dann sollte er auch alles weitere von seinem Teller probieren.

Ilse und Helmut waren ebenfalls begeistert von der guten Stimmung und der Atmosphäre in Klein-Aden. Wir unternahmen in diesen Tagen viel zusammen. Die drei anderen Crews von der YAGOONA, der YARA und Martin von der JUST DO IT waren bereits in die Hauptstadt Sanaa unterwegs. Wir hatten leider noch einiges an Bord unserer MULINE zu tun bevor wir nach Sanaa aufbrechen konnten. Und dabei mußte uns Helmut helfen. Unser Motor sprang seit der Überfahrt von Salalah nach Aden nicht mehr von alleine an und Helmut der Tüftler, fand es schließlich heraus woran das lag. Es war nicht der Anlasser wie wir vermuteten, sondern das Zündschloss hatte eine Macke. Nach vier Stunden Arbeit war alles wieder in Ordnung aber ohne Helmut würde das sicher nicht so aussehen.

Er hieß Mohammed und sein Vater Ibrahim. Er kannte den Vater von Maurizio, der bereits tot war, sehr gut. Maurizio schätzte Mohammed weit über 90 Jahre alt.
Die ESPERANZA von Ilse und Helmut vor dem Stadtbild Klein-Aden. Wir hatten aber nicht nur mit unserem Motor zu tun, wir brauchten auch noch 280 Liter Diesel, mußten unser Permit im Ministerium für Tourismus beantragen, Katzenstreu und Whiskas auftreiben und einige Erkundigungen für unsere Reise nach Sanaa einholen.

Abends bummelten wir gemeinsam durch die Stadt oder aßen auf der MULINE zu Abend. Am Tage ließen wir aber die einheimische Küche nicht nehmen und versuchten verschiedenes zu probierten.

Diesen Anblick eines Billardtisches auf der Straße findet man häufig in Klein-Aden. Und manchmal standen auch gleich zwei nebeneinander. Vor zwei Tagen wurde mir der Kö für einen Stoß angeboten und links im Bild ist Helmut gerade dabei sein bestes zu geben.

Die menschen sind hier in der Stadt wirklich sehr freundlich und hilfsbereit. Sie kamen manchmal auf uns und fragten woher wir kommen. Sie fragen nach den Namen und stellten sich und häufig auch ihre Freunde vor. Nur sehr wenige Gesichter verzogen keine Mine wenn wir sie freundlich anlächelten.

Sicherlich habt Ihr auf den Bildern schon erkennen können, dass Ilse und ich ein Kopftuch tragen. Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, dass wir von so vielen Seiten freundlich aufgenommen wurden. Zwei andere Seglerinnen hatten in den vergangenen Tagen schlechte Erfahrungen in der Stadt machen müssen. Steine sind geflogen und trafen die eine im Rücken und die ander an den Beinen. Bei der einen Seglerin wissen wir, dass sie keine Kopfbedeckung und auch nur Knielange Hosen trug. Auch eng anliegende Kleidung kommt scheinbar nicht gut in diesem Land an. Ein Kopftuch um den Kopf zu tragen ist nicht weiter dramatisch und keiner verlangt, dass wir Ausländer uns verschleiern oder nur einen Sehschlitz tragen, wie sehr viele Frauen in der Stadt. Nur, es ist sehr warm unter dem Tuch und das ist noch gewöhnungsbedürftig.

Fußballfans. Sie kennen natürlich einige unserer Spieler in Deutschland
Machmud verkauf Süßspeisen. das eine sah aus wie rote Götterspeise mit Pinienkernen, das andere schmeckte wie gepresster Erdnussbutterteig. Zudem war er noch heiß.

Im Vergleich zu den arabischen Nachbarstaaten sind Wirtschaft und Infrastruktur der Republik Jemen schwach entwickelt. Die Finanzwirtschaft konzentriert sich auf die Stadt Aden, die gleichzeitig ein bedeutendes Handelszentrum des Landes ist. 1991 wurde in Aden eine Freihandelszone errichtet. Eine wichtige Einnahmequelle des Landes ist der Export von Erdöl und Erdölprodukten. Jemen ist aber im hohen Maß abhängig von ausländischer Hilfe und Überweisungen von im Ausland arbeitenden Jemeniten.

Aufgrund der seit Jahrzehnten stattfindenden Entführungen ist der Tourismussektor praktisch fast komplett eingebrochen. Am stärksten davon ist der Süden betoffen. Der Tourismus hat aber in den letzten Jahren vor allem im Norden des Landes etwas zugenommen. Auch im Süden ist eine behutsame Öffnung zu verzeichnen. Hier ist jedoch für steigende Besucherzahlen bislang die nötige Infrastruktur noch nicht vorhanden.

Mit der Unabhängigkeit der Südarabischen Föderation am 30. November 1967 wurde Aden Hauptstadt des neuen Staates Demokratische Republik Jemen, der von 1970 bis 1990 bestand. Dieser vereinte sich mit der Arabischen Republik Jemen am 22. Mai 1990 zur Republik Jemen. Die Einwohnerzahl von Aden beträgt etwa 600 000.
Hier sitzen wir in einem "Café", gut geschützt vor der Sonne und trinken einen Tee. Der Tee wird hier genauso genannt wie im Russischen: Tschai. Vermutlich eine kleine Erbschaft aus der Zeit des kalten Krieges, als die Sowjetunion noch ein guter Freund von Südjemen war.
Hier ein Blick in die Küche eines Esslokals. Es ist in allen Restaurants, Schnellimbissen eine Männerwirtschaft vorhanden. Nirgends sieht man Frauen, nicht hinter dem Herd, auch als Bedienung nicht und schon gar nicht als Gast. Selbst in Frauenunterwäscheläden oder als Kassiererin oder Frisör, nirgends sind Frauen in Berufen sichtbar. Ganz Jemen scheint aus Männern zu bestehen. Die reinste Männerwirtschaft, im wahrsten Sinne des Wortes.....
zurück zur Übersicht