Ein langersehntes Wiedersehen.....
Unser nächstes Ziel waren die Balearen. Dort standen zwei Höhepunkte auf unseren Plan. Zum einen hatten sich meine Eltern zu Besuch angesagt und zum anderen liegt ein langjähriger Freund und Seebär mit seiner Yacht IKARIA II seit Jahren auf Deutschlands liebster Insel. Eggert, nun mittlerweile Pensionär, ist vielleicht Stefans "Urvater",der ihn in die ewigen Jagdgründe der Segelei einführte und sie ihm schmackhaft machte. Sie lernten sich beide vor Jahrzehnten als Professor und Student kennen und schon damals war Eggert auf der Suche nach einer Crew. "Wenn Sie Lust haben, können Sie bei mir mitsegeln..." so ungefähr lautete die damals ernstgemeinte und unorthodoxe Einladung mit ungeahnten Folgen. Stefans Neugier von damals endete später bei dieser Weltreise.

Aber erst einmal lagen noch 480 Seemeilen vor uns und die Wetterprognosen sagten für die kommenden Tage eher eine Schwachwindphase für das zentrale Mittelmeer voraus. Das hieß unter Motor gen Westen...

Unser Streckenverlauf.
Wir starteten mit der YARA gemeinsam von Mondello auf Sizilien in Richtung Westen. Unser erster Stopp endete bereits 30 Seemeilen weiter westlich am nordwestlichsten Kap Siziliens vor dem kleinen Ort San Vito. Hier versorgten wir uns nochmals mit frischen Lebensmitteln und am nächsten Tag zogen wir dann aber schon weiter. Die YARAs mit Herbert Gesche und Yannic folgten uns wenig später. Sie hatten nicht solch eine Eile und Besuch aus der Heimat stand bei ihnen vorerst nicht an. Also machten wir uns alleine auf den 480 Seemeilen langen Weg.
Das Kap San Vito, das nordwestliche Kap von Sizilien, mit seinem mächtigen Leuchtturm.
Unsere Überfahrt zu den Balearen wurde ein Mix aus motoren, Segel rein Segel raus, Segel auf die eine Seite, dann auf die andere Seite und schließlich beides; motoren und Segel draußen. Aber wie sagen wir immer, besser als Sturm! Dafür hatten wir Besuch von einer Delphinschule bei spiegelglatter See und atemberaubende Sonnenuntergänge.....
Die Farbtöne der Sonnenuntergänge waren jedesmal verschieden. Manchmal deuten solche farbigen Sonnenuntergänge in Kombination mit tieferen Wolkenschichten auf eine Wetterverschlechterung hin. Besonders dann, wenn die Farbtöne ins Gelbe oder Weiße abdriften. Nur wenn das Abendrot am wolkenlosen Himmel erscheint, ist es ein zuverlässiges Zeichen für weiteres schönes Wetter. In unserem Falle bekamen wir kein schlechteres Wetter aber zeitweise war der Himmel am Tage stark bedeckt. Wind gab es trotzdem keinen.
Unseren Kater Salalah störte das Wetter wenig. Gab es Sonne verschwand er unter einem Kissen, gab es keine, ging es auf Erkundungstour über das Deck.
Nach sechs Tagen auf See erreichten wir die Balearen. Wir hatten auf dem Weg hierher über einen Freund von Eggert die Information erhalten, dass er sich mit seinem Besuch auf der Insel Cabrera befindet und dort vor Anker liegen würde. Und das passte wie die Faust aufs Auge, denn Cabrera lag auf unseren Weg nach Mallorca. Früh am Morgen liefen wir in die Bucht Puerto de Cabrera ein.

Cabrera, auch Illa de Cabrera genannt, übersetzt bedeutet das, die „Ziegeninsel“. Sie ist eine der kleineren zu Spanien gehörenden Inseln und befindet sich südlich von Mallorca. Das gesamte Gebiet um Cabrera ist ein Nationalpark und praktisch unbewohnt, abgesehen von der spanischen Garnison und einigen wenigen zivilen Bewohnern. Wer diese Insel besuchen möchte muß dafür eine spezielle Erlaubnis beantragen und je nach Saison bekommt man gegen eine kleine Gebühr eine Genehmigung zwischen 1-3 Tagen. Das Ankern ist grundsätzlich verboten, sodass in der zur Verfügung gestellten Bucht Moorings für die Segler ausgelegt wurden.

Die Einfahrt in die Bucht.
Die Bucht war voll belegt aber durch unser Fernglas konnten wir die IKARIA II schnell ausmachen. Mehr als 10 Jahre ist unser letzter Besuch auf der IKARIA II her und doch hat sie sich kaum verändert. Eggert winkte uns schon vom weiten zu und wir konnten es immer noch nicht glauben. Eggert unser Freund und Seebär mit seiner IKARIA II und wir mit unserer MULINE lagen jetzt gemeinsam an einer Mooring. Die Wiedersehensfreude war riesengroß.
Zum Schutz der Natur wurden diese Moorings in der Bucht Puerto de Cabrera ausgelegt.
Und da gab es auch gleich mal am frühen Morgen ein Wiedersehensbier. Wir schauten uns alle in die Augen und stellten fest, außer dass alle etwas älter geworden waren, gab es keine Veränderungen. Wir freuten uns wirklich riesig Eggert zusammen mit seiner IKARIA II hier auf den Balearen zu sehen.
Eggert war nicht allein auf seinem Boot. Er hatte seine Lieben zu Besuch, seine Tochter Laura und seinen Schwiegersohn Benni in spe mit Enkelin Yara. Beide standen kurz vor ihrer Hochzeit und genehmigten sich vor dem großen Trubel am 4.Juli noch mal einen kleinen Erholungsurlaub. Zur Verstärkung hatten Laura ihre langjährige Freundin Julia und deren Freund Gerrit mit an Bord gebracht. Eggert hatte also ein volles Haus. So machten wir uns dann nach unserem frühen Bier an das Frühstück und tafelten ausgiebig.
Rechts ist Laura zu sehen, Eggert und Stefan

Es gab viel zu erzählen. Wir erinnerten uns an unsere gemeinsame Zeit hier auf Cabrera. Und das lag fast 13 Jahren zurück. Wir waren damals im Januar für eine Woche zu Besuch nach Mallorca geflogen und dann mit der IKARIA II nach Cabrera gesegelt. Damals konnten wir noch nicht segeln und steckten gerade in unserern Segelkursen in Berlin. Das kam Eggert natürlich gelegen, denn so konnte er uns das eine und andere Mal als Crew gewinnen.

Cabrera liegt knappe 30 Seemeilen südlich vor Mallorca und gehört geologisch gesehen zu Mallorca. Vor 15 Tausend Jahren wurde Cabrera von Mallorca getrennt.

Lauras Freundin Julia mit Freund Gerrit.
Im 14. Jahrhundert wurde die diese Burg zum Schutz vor Piratenüberfällen errichtet. Während des sogenannten Spanischen Unabhängigkeitskrieges von 1807 bis 1814 wurde hier auf der Insel dann, ab 1809, eine Art Internierungslager für einen Teil der französischen Gefangenen eingerichtet, die in spanische Hände gefallen waren. Von den insgesamt etwa 18.000 Gefangenen der Grande Armèe wurden rund 12.000 auf die Insel verbracht. Ohne ausreichend Wasser, Nahrungsmittel und medizinische Versorgung zu haben, starben hier auf Cabrera zwischen 3.500 und 5.000 Gefangene. Ein Denkmal in der Mitte der Insel erinnert heute noch an diese tragische und fast vergessene Episode der Inselgeschichte.

Im 19. Jahrhundert wurden die Leuchttürme der Insel errichtet und ein neuerlicher Besiedlungsversuch fand statt. Ein zu dieser Zeit durch die Familie Feliu erbauter Weinkeller dient heute als Raum für das Ethnografische Museum. Aufgrund der strategischen Lage wurden die Besitzungen auf Cabrera während des Ersten Weltkrieges im Jahr 1916 enteignet und eine Garnison errichtet. Und diese besteht noch heute.

Die Zeit beim Frühstück reichte für uns natürlich nicht aus, die letzten Jahre gründlich zu beleuchten. Gegen Mittag machten wir dann vorerst eine Pause und segelten gemeinsam nach Mallorca.
Das Landschaftsbild ist ziemlich felsig und verkarstet, wofür die wilden Ziegen verantwortlich waren, die mit ihrem Appetit auf frisches Grün jeden Baumwuchs im Keim erstickten. Sie wurden vor einigen Jahren von der Insel gebracht, weil die Gefahr bestand, dass sie alles Grün abgrasen. Insgesamt ist die Insel relativ flach mit vielen felsigen Buchteinschnitten, darunter ein sehr großer, windgeschützter Naturhafen und in demwir nun an einer Mooring lagen. Im Jahr 1991 wurde Cabrera mit seinen kleinen dazugehörigen Inseln und einschließlich des umliegenden Meeresgebietes zum Nationalpark erklärt.
Eggert macht zusammen mit seiner Crew alles klar zum Auslaufen. Dann wurden die Segel gesetzt und ab ging die Post nach Cala Nova, in die Heimatmarina der IKARIA II.
Auf der IKARIA II werden die Segel gesetzt.
Ein letzter Blick auf die Burg aus dem 14. Jahrhundert. Gemeinsam segelten IKARIA II und MULINE aus der Bucht Puerto de Cabrera.
Die IKARIA II unter Segeln. Dieses Segelboot ist auch schon eine betagtere Dame wie unsere MULINE aber immer noch schön, fit und schnell am Wind.
Und der Wind meldete sich zurück. Spät, denn wir waren ja fast die gesamte Strecke von Sizilien nach Cabrera motort, aber für die letzten 30 Seemeilen blies er mit guten 5 Windstärken von achtern. Es wurde ein richtiges Segelvergnügen.
Später hörten wir in der Marina, dass die kleine 7 Monate alte Enkelin Yara das Segeln bestens vertragen würde. Anders verhielt es sich da schon mit dem Papa Benni. Auch Gerrit schwächelte das eine oder andere Mal aber bei dieser Überfahrt ging es den beiden Männer prima. Keiner der beiden kam "grün" in Cala Nova an. Laura und Julia hatten sich über die Jahre schon Seebeine wachsen lassen und konnten ihre Männer nur beschmunzeln.....
Am frühen Abend erreichten wir die große Bucht von Palma und in der Ferne konnten wir die mächtige Kathedrale La Seu aus dem Jahre 1230 ausmachen. Im Hintergrund erhebt sich die mächtige Gebirgskette Serra de Tamuntana . Sie erstreckt sich im Nordwest der Insel und steigt in Höhen von über Tausend Meter.

Gegen 18 Uhr liefen wir dann gemeinsam in die Marina Cala Nova ein. Hier in dieser Marina liegt Eggert seit fast 30 Jahren mit seinem Boot und sie ist mittlerweile sein seine zweite Heimat geworden.

Die Marina. Sie kann 225 Booten einen Liegeplatz zur Verfügung stellen und liegt nur knappe 3 Seemeilen von dem zentralen Yachthafen und dem Zentrum von Palma entfernt. Hier sucht man vergebens nach Schickie Mickie Flair oder überstylten Seglerlook. In dieser Marina geht es sehr familiär zu und zudem befindet sich hier die über Inselufern hinaus bekannte Segelschule "Escola Nacional de Vela". Allerdings gibt es auch die saftigen Marinapreise der Luxuskategorie von 73 Euro die Nacht. Diese galten Gott sei Dank nicht für Gäste von Dauerliegern wie Eggert. Da hatten wir noch mal Glück gehabt.
Die Zeit mit Eggert und seinem Besuch verging wie im Fluge. Samstag ging es zum Fischmarkt mit gleichzeitigen Brunch, dann fuhren mit der IKARIA II zum Grillen in eine benachbarte Bucht, tagsüber half er uns bei einigen Besorgungen für unsere MULINE und abends ging es dann in urige spanische Esslokalitäten. Die Abende wurde immer lang. Vor 1 Uhr in der Nacht machte keiner die Augen zu und manchmal nicht vor 4 Uhr in der Frühe. Es gab soviel zu erzählen. Und mit von der Partie war immer ein kühles Bier und ein köstlicher Wein.
Ein riesiger Fischmarkt im Herzen von Palma. Natürlich konnten wir von hier nicht ohne Fisch für Salalah heimkommen. Es gab seinen Lieblings Fisch : Kalamares.
Linkes Bild:

zum Brunch gab es einige Leckerein der spanischen Küche. Zum einen Piementos de Padron. Das waren sehr kleine grüne Paprikaschoten, die kurz in der Pfanne in Öl angebraten wurden und dann mit Meersalz gewürzt serviert wurden. Der Clou an diesem Gericht ist, dass nicht alle dieser Schoten den gleichen Geschmack haben, denn einige unter ihnen sind feuerscharf. Nur weiß man nicht im Vorhinein, welche von ihnen zu den scharfen gehören. Außerdem gab es Boquerones, das sind fritierte Sardellen und gebackene Kalamaresringe. Und Fisch soll ja schwimmen, dazu gab es ein kühles Bier oder ein Wein aus der Region.

Die Marina Cala Nova hat einen strategisch guten Standort, denn die nächsten Bade- und Ankerbuchten sind nicht weit entfernt. Und für die, die keine so richtigen Seebärenbeine hatten, war der Weg nicht so weit von der Marina entfernt.

Es war schon beeindruckend für uns, wie dich auf engsten Raum hier geankert wird. Natürlich sind wir die letzten Jahre mit menschenleeren Buchten verwöhnt worden. Gut das wir hier mit der IKARIA II und unseren erfahrenen Skipper Eggert unterwegs waren. mit Hier müßten wir erst einmal wieder an einen exakten Ankermanöver üben.

Eggerts Boot ist bestens ausgerüstet für allerlei Badespass. Stefan machte sich mit dem Paddelboot auf Erkundungstour durch die Bucht und für die kleine Yara gab es sogar eine Gummibadewanne mit Meerwasser an Deck der IKARIA II.

Leider verging die Zeit wieder einmal zu schnell und nach fünf Tagen flogen Eggert und seine Familie zurück nach Deutschland. Dort standen jetzt viele Vorbereitungen für die geplante Hochzeit an. Bei uns erwarteten wir meine Eltern, die am gleichen Tag der Abreise von Eggert in Palma landen sollten. Die Ereignisse gingen nahtlos ineinander über....

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