Pentecost - Land Diving
Am Abend zuvor hatte uns Lug beim Kava trinken einiges über das Land Diving erzählt. Früher, vor einigen Jahren, sprangen die Menschen ausschließlich für sich selbst. Heute dient es fast nur noch als Geldeinnahmequelle für das Dorf.

Dieses Land Diving, in Bislama Nangol genannt, wird nur im Süden von Pentecost praktiziert. Auch heute noch, zu Beginn der Yams Ernte, wenn der Mond einen bestimmten Stand am Himmel hat, wird dieses traditionelle Springen veranstaltet. Es soll den Ertrag der Ernte steigern, so hoffen die Einheimischen und wird zugleich als Initiationsritus für die Jungen genutzt um im Kreise der Männer aufgenommen zu werden.

Jedes Jahr wird der Turm neu gebaut und am Ende jeder Saison abgerissen. Dafür wird eine spezielle Art von Hölzern verwendet, die sie im Dschungel finden und die Luk uns uns am nächsten Tag auf unserer Wanderung nach Bunlup auch zeigen sollte. Der Turm ist ungefähr 40 Meter hoch und die letzte Absprungplattform soll bei 30 Metern liegen. Der Sprungturm ist leicht nach hinten gebogen, ist insich leicht beweglich und durch einige Lianen seitlich und nach hinten fixiert.
Man kann kaum glauben, dass sich freiwillig Männer da runter stürzen und nicht nur Männer. Aber dazu später.
Ein Blick vom Hügel, auf dem der Turm steht, runter in das Tal. Wir Frauen durften bei den Vorbereitungen zum Springen nicht in die Nähe des Sprungturmes kommen. Wir mußten im gebührenden Abstand, unten bei den Zuschauerplätzen warten. Unterdessen begutachteten Lars von der LUNA, Marc von der YAGOONA und Stefan die Vorbereitungen zum Springen. Es war ihnen sogar erlaubt, auf den Turm zu klettern, bis ganz nach oben. Alle drei nahmen die Gelegenheit wahr und "erstürmten" den Turm.
Links im Bild ist Stefan auf der Turmspitze zu sehen......

..... und rechts im Bild Lars, der Norweger, von der SY LUNA

Oben: Wichtige markante Punkte am Turm wurden kontrolliert.

Linkes Bild:

Vor dem Turm, wo später die Springer aufprallten sollten, wurde die Erde mit Stöckern aufgelockert, von Steinen gesäubert und immer wieder mit Wasser befeuchtet. Dieses Vorgehen wurde nach jedem Sprung wiederholt. Es diente dazu, den Fallenden eine etwas weichere Aufprallfläche zu bieten.

Das sind die Lianen, die die Springer kurz vor dem Aufprall auf die gelockerte Erde abfangen sollen. Auch sie werden von speziellen Bäumen geschlagen. Lug erzählte uns, dass es mit zunehmender Saison immer schwieriger wird, frische und elastische Lianen zu finden. Denn sie werden mit der Zeit zu trocken. Dadurch ist die Verletzungsgefahr bei den Springern höher. Früher sprangen sie nur zu Beginn der Yams Ernte, aber heute stellt dieses Springen eine Haupteinnahmequelle für ihr Dorf. Die Land Diving Saison geht jetzt fast 2 1/2 Monate! Gesprungen wird jeden Samstag und dafür kommt aus Port Vila extra ein Flieger mit zahlenden Touristen, und ab und zu halt auch Segler.Viele Springer, so berichtete uns Lug, haben nach dieser langen Saison große Probleme mit ihren Schultern, Hüft- Knie-und Fußgelenken.
Auch Lug, links im Bild, half bei den Vorbereitungen. An beiden Enden der Lianen wurden diese zerfasert, so daß es möglich wurde, zum einen die Liane am Sprungturm zu befestigen und zum anderen an den Fußgelenken der Springer.
Wie auch immer sie die Längen der Lianen genau berechneten, damit keiner ungebremst zu Boden saust oder zwei, drei Meter über der Erde in der Luft hängen bleibt, blieb uns ein Rätsel. Aber sie ließen sich bei den Vorbereitungen genügend Zeit.
So sieht ein zerfranstes Ende einer Liane aus, welches später an den Fußgelenken verknotet wird.
Linkses Bild: Ein erfahrener Springer aus dem Nachbardorf Bunlab. Bunlab liegt auf der anderen Küsten-Seite von Pentecost und er hatte heute morgen schon einen Fußmarsch von drei Stunden hinter sich. Pentecost ist bergig, besitzt eine Bergkette, die sich von Nord nach Süd durchzieht, die ungefähr eine durchschnittliche Höhe von 500 Metern hat und es war gerade erst 9 Uhr. Aber das nur nebenbei erzählt
Allmählich ging es los. Das Spingen wurde von traditionellen Gesängen begleitet.
Linkes Bild:

So sieht eine Absprungstelle aus. Sie ist sehr schmal und die Springer passen mit ihren Füßen gerade mal beidbeinig auf den Vorsprung.

Als erstes kam Kenzi an die Reihe. Und wir konnten es kaum glauben. Mein kleiner fleißiger Muschelsammler von gestern. Kenzi ist 8 Jahre alt und sein Vater zählt ebenfalls zu einem der erfahrensten Land Divern. Er half Kenzi auch beim Befestigen der Lianen um die Fußgelenke. Für jedes Fußgelenk eine Liane.
Ich fand es schwierig zuzusehen. Der kleine Junge stürzte sich kopfüber in die Tiefe und kurz vor dem Boden wurde er durch einen kräftigen Ruck, durch die Liane, zurück gezogen. Unglaublich.
Kenzi unversehrt, stehend auf beiden Beinen und glücklich. Ein Mann hilft ihm beim Lösen der Lianen.
links: Weitere Springer. Die meisten waren Kinder oder Teenager. Die Älteren hatten scheinbar schon genug in der Saison gesprungen. Nun war die Jugend dran.
Neel von der LUNA. Auch sie schaute dem Spektakel beeindruckt zu.
Der letzte Springer. Er war nun auf einer Höhe von ungefähr 17 Metern. Es sah gigantisch hoch aus. Auch wenn es nicht der höchste Punkt auf dem Turm war. Aber keiner war unzufrieden, denn dieses Springen sah auch aus dieser Höhe kreuzgefährlich aus. So reichte es uns auch, diesen Jungen von dieser Höhe springen zu sehen. Lug erzählte uns später auch, dass es vorkam, dass sich Springer schwer verletzten oder auch starben.
Hohe Konzentration und Mut sammeln. Wenn das nicht ausreichte, so erzählte man uns, dann wird mit ein paar Schlucken Alkohol nachgeholfen. Die Flachmänner standen bereit. Aber heute brauchte keiner etwas davon.
Und ab ging die Post.
Nichts passiert und auch er kam heile unten an.
Linkes Bild: Kenzi, der jüngste Land Diver im Dorf. Er bekam zur Belohnung eine große Portion Reis.
Zum Schluß gab es noch einen kleinen Plausch mit allen Beteiligten. Dann bedankten wir uns bei allen, für ihren Mut und ihre Gesänge. Und sie wünschten uns eine noch einen schönen Aufenthalt auf Pentecost. Lug, unser Chief, brachte uns zurück ins Dorf und abends war er und die drei Besatzungen von der LUNA, der YAGOONA und wir von der MULINE zu einem Abendessen auf der amerikanischen Segelyacht LONG TALL SALLY eingeladen. Dort wollten wir unser Erlebtes vom Tage, bei einem guten Essen Revue passieren lassen. Und dort am Abend, wurde auch schon unsere nächste Idee geboren. Wir wußten von dem Ort Bunlab auf der anderen Seite der Insel und dahin wollten wir allesamt hinwandern. Lug bot sich an, uns zu begleiten. Das war eine phantastische Idee!!
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