Pentecost - Das Dorf
Am Vorabend, bei dem vorzüglichen Abendessen auf der amerikanischen Segelgelyacht LONG TALL SALLY, war unsere neue Idee geboren worden. Wir wollten das Dorf Bunlap auf der anderen Seite der Insel besuchen. Luk, der Chief des Dorfes in der Homo Bay, hatte sich uns als Fremenführer angeboten und so trafen wir uns gegen 7.30 Uhr am Strand. Es sollte eine unserer bislang aufregendensten Touren werden
Ausgerüstet mit viel Trinkwasser in den Rucksäcken, festem Schuhwerk, einer kleinen Verpflegung und mit viel Mückenspray bewaffnet ging es in den Dschungel. Natürlich schwebte uns allen im Hinterkopf, dass Vanuatu zu den Hochrisikogebieten der Welt gehört, in denen die gefährliche Malaria Tropica zu Hause ist. Luk berichtete uns zudem, dass Pentecost Probleme mit Malaria-Erkrankungen hat.
Bevor wir unsere Weltreise starteten, hatten wir uns im Berliner Tropen-Institut einige Informationen zu diesem Thema eingeholt. Sie empfahlen uns in diesem Hochrisikogebiet einen Prophylaxe einzunehmen, ausgedehnte Mückschutzmaßnahmen zu treffen (entsprechende Kleidung tragen, vom Sonnenauf- und Untergang an Bord zu bleiben, Mückenspray zu benutzen und unter Moskitonetzen zu schlafen) und auf jeden Fall ein Notfallmedikament für den Fall der Fälle an Bord bereit zu halten.
Wir entschieden uns gegen eine tägliche medikamentöse Prophylaxe, wegen der zu vielen Nebenwirkungen und der zu erwartenden langen Einnahmedauer und vertrauten auf alle anderen Mückenabwehrmaßnahmen. Wir hatten uns schon in Neuseeland bei den erfahrenen Vanuatu-Seglern erkundigt, welches Mückenspray das geeignetste wäre. Es hieß OFF und hat zu 70 Prozent den wundersamen Stoff mit Namen Diethyltoluamid und zu 30 Prozent Di-N-Propyl Isocinchomeronate zum Inhalt. Das soll nun unsere Killerwaffe für die kommenden Monate gegen die weibliche Anopheles Mücke sein, denn auch die Salomonen, Papua Neuguinea und Indonesien sind von der gefährlichen Malaria Tropica betroffen. Zudem haben wir unsere MULINE an allen offenen Luken mit Moskitonetzen verkleidet und für den Notfall haben wir das Medikament Malarone in Bereitschaft. Mit ein wenig Glück sollten wir heile durch die nächsten drei Länder kommen.
Luk, der Chief von der Homo Bay war nun auch unser Fremdenführer. Während einer kleinen Pause macht er sich es in den riesigen Wurzeln eines Banyan Baumes gemütlich.
Den Dschungel hatten wir bislang immer nur vom Ufer oder von See aus gesehen. Jetzt waren wir mitten Drin und mit uns, Marc und Svenja von der YAGOONA und Lars und Neel von der norwegischen Segelyacht LUNA. Die Natur war atemberaubend. Die Temperaturen hielten sich in Grenzen. Immer wieder gingen wir lange Strecken durch den schattigen Urwald und wir überquerten mehrere erfrischende Flußbette.
Linkes Bild:
Nach knapp 3 Stunden kamen wir im Dorf an. Nicht wie geplant in Bunlap sondern in einem Dorf namens Lenan. Wie Stefan schon vor einigen Wochen dazu schrieb, hatten die Bewohner von Bunlap ihr Dorf aufgegeben und einen neuen und besseren Platz für ihr Dorf gefunden. Hier sollte es bessere Flächen zum Anbau von Obst und Gemüse geben. Der Chief des Dorfes Lenan begrüßte als ersten Chief Luk.
Rechtes Bild
Der Chief des Dorfes hatte hier alle seine wichtigen Männer des Dorfes versammelt und wir sollten ein Foto machen. Das taten wir gern. Der Chief des Dorfes ist der vierte von links. Hinter ihm ist Lars von der LUNA und Stefan ist rechts zu erkennen.
Natürlich waren wir genauso eine Attraktion für die Bewohner, wie sie für uns. Anfänglich waren beide Seiten noch etwas schüchtern aber dann überwiegte die Neugier doch. So und jetzt überlasse ich Euch erst einmal der Bilderflut.
Und so sah es in einer Hütte aus.
Svenja von der YAGOONA.
Luk, der Chief von dem Dorf in der Homo Bay und unser Begleiter und Lars von der LUNA
........Stefan, rechts im Bild, im Plausch mit dem Chief von Lenan.
Ich mitten der Kinder.....
.........Neel von der SY LUNA auch und ....
Links im Bild sind kleine Jungs zu sehen, die sich im Männerhaus aufhalten mußten. Vor einem Monat wurden sie beschnitten und nun warteten sie noch zwei weitere Monate darauf, die Hütte wieder verlassen zu können.
Die Männer, Marc, Lars und Stefan wurden sogar in das Männerhaus eingeladen. Die Männer die dort mit den Kindern in den drei Monaten zusammen lebten, erklärten den Dreien, dass die sechs Knaben vor einem Monat beschnitten worden seien und seit diesem Zeitpunkt im Männerhaus lebten, getrennt von ihren Müttern. Diese dürften sie erst wieder im Juli sehen, nach einem großen Fest zu Ehren der Beschneidung. Während den weiteren zwei Monaten werden die Knaben von den Männern in alten Traditionen unterrichtet. Die Beschneidung, so erfuhren sie, wird immer noch mit aus Bambus gefertigten Messern durchgeführt. Stolz zeigte einer der Männer an einem Knaben, wie der Penisköcher gebunden wird und wie die Wunde darunter jeden Morgen mit einer speziellen Heilflüssigkeit gesäubert und mit einem Teil eines Bananenblattes kunstvoll umwickelt wird.
Im Männer Haus.
Links ist der Chief des Dorfes. Nachdem er unsere kleinen Gastgeschenke in Empfang genommen hatte, lud er uns zu einem üppigen Mal ein.
Es gab Yams und Taro, als Beilage Makrele in Tomatensoße und das Alles wurde auf Bananenblätter serviert. Als Getränk wurde uns Zitronenwasser gereicht. Natürlich klingelten bei uns vorsichtigen Europäern gleich die Alarmglocke. Sahen wir uns doch gleich tagelang nicht mehr von den Toiletten runterkommen. Wir hatten ja auch noch unsere eigenen Wasserflaschen in den Taschen aber das hätte den gastfreundlichen Chief und seine Männer vielleicht doch etwas brüskiert. Also gossen wir uns alle die Becher voll, lächelten und hofften, dass unser zweijähriges Traveln durch Welt ausreichen würde, dass sich auch unsere Körper an die veränderten Eßgewohnheiten angepasst haben. Und es sollte nichts passieren. Auch Tage danach gab es bei keinem von uns Problem.
Allmählich mußten wir uns auf den Heimweg machen. Es lag noch ein dreistündiger Fußmarsch vor uns.
Wir alle beim Essen und die Dorfbewohner sahen uns dabei zu.......
Marc und Svenja von der YAGOONA verabschieden sich bei einem kleinen Jungen und dem Chief des Dorfes Lenan.
Bild unten:
Nach ein Blick vom Dorf Lenan in Richtung der gegenüberliegenden Insel Ambrym. Dort hatten wir vor vier Tagen noch den ROM-Tanz in Fanla gesehen.
Zurück auf dem Weg in die Homo Bay. Luk war guter Fremdenführer. Er brachte uns nicht nur sicher durch den Urwald, er zeigte uns auch verschiedenste Pflanzen, die sie für unterschiedlichste Zwecke verwendeten. Er gab uns auch gleich ein paar Kostproben, wenn die Frucht des Baumes oder der Pflanze zum essen war.
Hier sieht man eine Pandanuss Frucht. In der Mitte der einzelnen Segmente befindet sich eine wohlschmeckende Nuss. Aber die herauszubekommen ist eine Kunst für sich. Stefan und Lars machten sich gleich an die Arbeit. Aber nur mit mäßigen Erfolg. Luk war der absolute Profi.
Gegen vier Uhr Nachmittag kamen wir wieder in der Homo Bay an. Erschlagen von all den Eindrücken. Gestern noch das Land Diving und dass war schon ein Hammer und heute ein Ausflug in die Vorzeit. Solche Bilder hatten wir bislang nur in Dokumentarfilmen gesehen und jetzt waren wir selber vor Ort. Das wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis wir all dass richtig einordnen und abspeichern können.
Und das sollte unsere weitere Route durch die Inselwelt Vanuatus werden. Wir wolten in Richtung Norden aufbrechen, in die Banks und Torres Islands. In Sola, in den Banks wollten ausklarieren und weiter in Richtung den Salomonen segeln.