Im Roten Meer
Nach drei Tagen verließen wir unsere wunderschönen Vulkaninseln von Zubayr und steuerten Eritrea an. Eritrea sollte auf unserer Fahrt etwas zu kurz kommen. Wir wollten nur eine Insel anlaufen, weit weg vom Festland und wenn die Winde günstig stünden, wollten wir gleich weiter in den Sudan.
Ein letzter Blick auf den North Peak. Auf seinem Kraterrand hatten wir vor zwei Tagen gestanden. Vor uns lagen jetzt 150 Seemeilen und unsere nächste Insel hieß Harmil.
Salalah interessierte das alles wiedereinmal herzlich wenig, schließlich war es noch sehr früh. Um 7 Uhr holten wir unseren Anker hoch.
Das schwierige am Roten Meer ist, dass die vorherrschende Windrichtung aus dem Nordsektor kommt. Ja, und das ist auch genau unsere Richtung, in der wir den Suezkanal erreichen müssen. Für diese Überfahrt zur Harmil Insel waren zu Beginn Winde aus dem südlichen Sektor gemeldet, dann sollte er im Laufe der Strecke allmählich auf Nordwest drehen. Wir hofften, dass der Wind nicht zu früh drehte und wir dadurch nicht so lange gegen den Wind aufkreuzen mußten.

Und wir hatten etwas Glück. Der Wind drehte spät und nur auf NNW, und somit konnten wir fast unseren Kurs bis zuletzt anlegen.

Die Harmil Insel gehört zu Eritrea.
Auf dem Weg nach Harmil ging uns noch dieser kapitale Fang an die Angel. Ganz genau konnten wir seinen Namen nicht bestimmen. Entweder ist es ein Kingfisch oder ein Tanguigue. Unser Fischbestimmungsbuch läßt leider keine bessere Bestimmung zu. Aber wie dem auch sei, beide Fische sollen exzellent schmecken und das tat auch unserer. Wir alle waren vor Freude aus dem Häuschen, Salalah natürlich auch und Ilse und Helmut von der ESPERANZA freuten sich ebenfalls schon auf das abendliche drei Gänge-Fisch-Menue.
Salalah konnte das Ausnehmen des Fisches kaum abwarten. Bis es endlich los ging, nagte er schon mal an den Flossen rum.
Harmil Island ist eine flache, drei Meter hohe Wüsteninsel. Sie hat die Form eines Backenzahnes und zwischen den Wurzeln lagen wir gut geschützt gegen den zunehmenden Nordwestwind. Die Insel ist unbewohnt, nur in drei Ruinen, die wieder von freundlichen jungen Militärburschen bewohnt wurden, waren die einzigen Bewohner oder vielmehr Bewacher dieser Insel. Wie schon zuvor auf der jemenitischen Jabal Zubayr Insel statteten uns nun die jungen eritreischen Männer vom Militär einen Besuch ab. Sie ließen sich die Pässe zeigen und fragten gleichfalls nach Zigaretten. Dann waren sie auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
ESPERANZA und MULINE gemeinsam vor Anker.
Viel gab es auf den ersten Blick nicht zu sehen. Aber bei genauerem Beobachten entdeckten wir doch so manches Leben auf der Insel.....
Das ist ein Raubvogelhorst. Kreisen sehen haben wir viele Raubvögel in der Luft, aber welche Art sie sind, dass können wir nicht mit Bestimmtheit sagen. Ihr Horst ist auf jedenfall sehr mächtig und wenn man so will auch fast die höchste Erhebung der Insel. Gezählt haben wir über sechs Nester, die auf der Insel verteilt sind. Und fotografieren ließ sich auch einer von den Vögeln....
Aber es gab nicht nur Greifvögel, sondern auch Spuren von Schildkröten, einer Katzenart, Spuren im Sand von Echsen waren auf der gesamten Insel zu sehen und Pelikane gab es auch. Natürlich ging mein und auch Ilses Interesse dahin, ob es auch Muscheln auf der Insel gab. Und es gab sie. Es gab nicht viele, aber wenn wir mal eine fanden, war sie auch gleich ein Volltreffer.
Dieses fragile Exemplar freute mich besonders. Solche Art von Schnecke hatte ich zuvor noch nicht gefunden und das Gehäuse war fast komplett intakt. Sie heißt mit biologischem Namen Murex scolopax und soll ihr Verbreitungsgebiet um den Arabischen Golf haben. Das könnte passen.....
Das Gehäuse war beeindruckend und das fand auch dieser kleine Einsiedlerkrebs......
.....natürlich wollte ich das Gehäuse behalten und das bitte ohne Bewohner. Also machte ich mich an Bord der MULINE auf die Suche nach einem passenden neuen Haus für den kleinen Krebs. Ich durchsuchte meine ewigen Jagdgründe, die unendlich vielen Dosen gefüllt mit Muscheln von aller Herren Länder und fand ein passendes neues Eigenheim aus Vanuatu. Der eritreische Einsiedlerkrebs fand das ihm unbekannte Häuschen aus Vanuatu phantastisch und schon nach 10 Minuten war er umgezogen! Ich hatte meine hübsche Schnecke und der Einsiedlerkrebs ein neues exotisches Haus. Am nächsten Tag brachten wir ihn zurück zu seinen Kumpels, wo er sicherlich der Star unter den Einsiedlerkrebsen sein wird.

Linkes Bild:

Das ist eine Cowrie die nur im Roten Meer zu finden ist. Es ist Lyncina pantherina, zu deutsch, eine Pantherschnecke. Sie lebt vor allem im Roten Meer und manchmal kommt sie auch im Golf von Aden vor. Die Gruppe der Cowries gehören zu den Porzellanschnecken und diese Cowrie hatte ein perfektes Gehäuse, ohne Makel und ohne Bewohner.

Eine Pantherschnecke
Das Wetter hielt uns länger fest als wir es vorgesehen hatten. Der Wind blies unvermindert mit 5-6 Beaufort aus Nordwest und das war immer noch unsere Richtung, auch für die nächste Inselgruppe im Sudan. Also unternahmen wir gemeinsam mit Helmut und Ilse regelmäßig Spaziergänge über die Insel. Mal ging es in den Südteil der Insel, mal in den Nordteil.
So wüstenartig die Landschaft auf dieser Insel war, Blumen gab es trotzdem. Helmut vermutete bei der gelben Blume, die etwas von einer Hyazinthe hatte, dass diese ebenfalls eine Knollenblume sein könnte. Also machte er sich dran und buddelte so lange nach der Wurzel bis er sie in fast 30 cm Tiefe fand. Und tatsächlich hatte diese gelbe Blume eine Knolle. Die Blume duftete bei weitem nicht so stark wie eine Hyazinthe, sie roch nur leicht süßlich.
Auf der Nordseite der Insel sah es dann so aus. Schroffe Felsen reichten an das Wasser und dieses höhlte den weichen Stein aus. Es kam immer wieder zu Abbrüchen und wir mußte uns von den Kanten fernhalten. Die See war hier aufgewühlter. Eine komplett flache Ebene führte dann von den Felskanten in das Inselinnere. Die Oberfläche war verharscht und unter der Sandkruste fanden wir oft große Muschelgehäuse, die vom Wind blank gerieben waren. Wieder auf der Südseite der Insel erstreckte sich ein weiße breiter Sandstrand mit türkisblauen Wasser.....
Wann hatten wir solch einen Strand zu Letzt gesehen? Das war lange her....
Helmut schaute weniger nach Muscheln, er inspizierten jeden Zivilisationsmüll....
....hier entdeckte er einen Kompressor. Helmut machte sich sofort daran und überprüfte, was noch intakt von dem Gerät war. Aber seine Diagnose: da ist nichts mehr zu machen......
Ilse sammelt genauso gerne Muscheln wie ich. Aber ihr Repertoire ist etwas größer. Sie sammelt zusätzlich noch Steine und Sandproben. Stefan ist froh, dass ich nur den Muscheln verfallen bin, denn somit wird MULINE nicht so schnell sinken können
Nach drei bis vier Stunden Erkundungstour über die Insel ging es immer wieder zurück zu den Booten. Eine kleines Mittagsschläfchen, puzzeln an den Booten und gemeinsam zu Abend essen, so sah unser Seglerleben auf der Harmil Insel aus. Nun hofften wir aber langsam weitersegeln zu können.....
Meine kleine Ausbeute nach einem Strandspaziergang.
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Seit ungefähr drei Wochen hören wir wieder täglich auf der Frequenz 14.313 kHz die Wetterprognosen von dem Amateur-Seefunkverein INTERMAR (www.intermar-ev.de ) in Deutschland. Zuletzt begleiteten sie uns mit ihren punktgenauen Wetterberichten und Prognosen über den Atlantik. Eine Woche lang vertrösteten sie uns nun auf Harmil bis zu unserer Weiterfahr in den Sudan. Die Winde kamen unvermindert mit voller Stärke aus Nordwest mit 5-6 Beaufort. Da war an ein Weiterfahren nicht zudenken aber pünktlich, wie es INTERMAR vorrausgesagt hatte, flaute der Wind nach einer Woche ab und drehte in eine für uns günstige Richtung. Also nichts wie weg....