Marquesas - Fatu Hiva - In der Bucht Hanavave
Nach 25 Tagen und 2,5 Stunden erreichten wir die Insel Fatu Hiva auf den Marquesas. Rückblickend können wir sagen, dass diese Ankerbucht die beeindruckendste Kulisse hatte, von all unseren Buchten auf den Marquesas.
Das Marquesas Archipel gehört zu Französisch Polynesien und das gliedert sich in vier weitere Archipel Gruppen: in die Gesellschaftsinseln, auch Society Islands genannt, dem Tuamotu-Archipel, den Gambier-Inseln und die Austral-Inseln (Tubuai-Inseln). Die Clipperton-Insel, ein unbewohntes Atoll südlich der Küste Mexikos, gehört ebenfalls zu Französisch Polynesien. Insgesamt umfasst Französisch Polynesien 120 Inseln, die weit voneinander entfernt liegen und über eine Meeresfläche von circa vier Millionen Quadratkilometern verstreut sind.
Ein Teil der Inseln ist vulkanischen Ursprungs, viele andere sind Korallenatolle. Auf den Inseln herrscht feuchttropisches Klima.
Die Marquesas Inseln besteht aus zehn Vulkaninseln, die gebirgig und fruchtbar sind. Angebaut werden u. a. Kokospalmen und Tabak. Auf Hiva Oa, der zweitgrößten Insel, befindet sich das Grab des französischen Malers Paul Gauguin und auf Nuku Hiva, der größten Insel im Archipel, liegt der Verwaltungssitz Taiohae. Die Einwohnerzahl der gesamten Inselgruppe beträgt etwa um die neun Tausend Einwohner.
Fatu Hiva war die erste Insel der marquesas, auf der Europäer an Land gingen. Hier legte im Jahre 1695 Alvaro de Mendana an, kein anderer als der spätere Entdecker der Salomonen. Die Inseln wurden 1842 von Frankreich annektiert.
Fatu Hiva in der Ansteuerung
Ich sitze bereit zum Anker fallen lassen. Vor uns liegt die Bucht von Hanavave.
Es lagen bereits drei Yachten vor Ort und eine war die SY SEABERYL, mit dem holländischen Einhandsegler Burt. Mit ihm hatten wir lange zusammen auf Galapagos gelegen und sind auch fast zeitgleich mit ihm über den Pazifik gestartet. Er wartete schon auf uns und die Freude nach so langer Zeit auf See war groß. Das mußte auch gleich begossen werden....
Das war unsere Ankerbucht von Hanavave auf Fatu Hiva.
Am nächsten Tag, nach unserer Ankunft, war unserer Bucht gleich etwas los. Die drei Einheimischen kamen von der Ziegenjagd zurück. Die toten Ziegen wurden den Berghang einfach heruntergerollt und dann ins Wasser geworfen. Dort warteten bereits zwei weitere Männer aus dem Dorf in ihren Booten und fischte die toten Ziegen aus dem Wasser.
An diesem Hang wurden die Ziegen gejagd und geschossen. Den besten Handel gegen frisches Obst oder andere Sachen kann man hier mit Patronen für Kleinkalibergeschosse 22 mm machen. Die sind hier auf den Marquesas überall Mangelware und heiß begehrt.
Hier warten zwei Boote, um die Ziegen abzutransportieren.....
.....hier wird gerade eine Ziege in das Boot gehieft. Dann ging es postwendend ins Dorf zum Ausnehmen der Tiere.
Die Ziegen wurden zum Ausnehmen an die Bäume gehängt. Ein Kind mußte die Ziege an die Hörner packen, damit die Ziege beim Enthäuten nicht so schlingerte. Die Eingeweide wurden dann einfach ins Wasser geworfen.
Ich hatte so etwas noch nicht gesehen.
Am Wochenende soll auf der Nachbarinsel Hiva Oa ein dreitägiges Fest stattfinden. Von allen Inseln der Marquesas kommen die Einwohner zu diesem Fest und leisten ihren Beitrag dazu. Die Einwohner von Hanavave werden vier geschlachtete Ziegen mitbringen.
In dieser Schubkarre liegen zwei fertig ausgenommende Ziegen.
Das Dorf Hanavave hat viele Gesichter. Das obere Bild erinnert fast ein wenig an die Alpen und das untere strotzt wieder vor Exotik. In solchen modernen Hütten wohnen zum überwiegenden Teil viele Dorfbewohner. Die Zeiten der Palmhütten oder ähnlichem ist längst vorbei. Innen sind die Hütten gefliest und ein Fernseher ist auch in vielen Haushalten zu sehen.
Im Dorf hatten wir gehört, nicht weit entfernt gäbe es einen sehr schönen Wasserfall. Also machten wir uns auf den Weg.
In der Mitte des Bildes ist einer der zwei Dorfflüsse zu sehen. An Wasser mangelt es diesen Dorfbewohnern nicht.
Hier sind wir auf der suche nach dem Wasserfall.
Der Weg zum Wasserfall war abenteuerlich. Natürlich gab es keinen gut asphaltierten, mit kleineren Lokalitäten gespickten Wanderweg dorthin, nein, es wurde wild und exotisch. Wir mußten über bzw. durch einen tieferen Wasserlauf waten, den Wanderweg erahnen und wenn vorhanden, einem sehr originellen Wegweiser folgen. An einigen exponierten Stellen wurden einfach mehrere kleine Steine zu einem Steinhäufchen aufgetürmt. Zwischen durch kam ich mir vor, wie eine der vielen Bergziegen auf dieser Insel. Mit meinen fast dünnen Seglerbeinen krackselte ich über Stock und Stein, immer weiter in die Höhe. Zwischendurch meckerte ich nach einer kleinen Imbissbude, nach Erholung und Abkühlung. Mittlerweile mußte ich auch wie eine Bergziege riechen, denn schwitzen war gar kein Ausdruck mehr. Stefan trieb mich einfach nur an, ich solle nicht so ein Weichei sein.
Ein gut gefüllter Wasserlauf forderte unseren Einfallsreichtum.So einfach von Stein zu Stein hangeln war da nicht. Aber nach einiger Zeit klappte der Überstieg doch und der Weg führte uns immer mehr in den Dungel.
Das waren unsere Wegweiser zum Wasserfall. Kleine Steinhäufchen.
Nach knapp zwei Stunden und ich weiß nicht wievielen Kletterpartien endlich angekommen, war die Freude bei uns groß. Aus zirka 60 Meter Höhe fiel ein Flusslauf steil in eine kleine enge Schlucht mit einem Wasserbecken. Bei Sonne stand ein Regenborgen über diesem Wasserreservard. Der Weg hatte sich wirklich gelohnt.
Von Jean-Claude erfuhren wir, dass er von 5 Uhr morgens bis 13 Uhr arbeiten muß , er morgen Vormittag gemeinnützige Arbeiten im Dorf leisten muss und dass die jungen Menschen vielsprachig aufwachsen. Die offizielle Amtssprache ist Französisch, in der Schule wird Englisch unterrichtet, zu Hause spricht man Marquisisch oder Thaitianisch, sein Neffe sprach noch spanisch und italienisch. Ob die letzten beiden Sprachen auch in der Schule vermittelt werden, bekamen wir allerdings nicht heraus.
Hier gab es erst einmal eine lange Verschnaufpause, bevor es wieder zurück zum Dorf ging.
Zurück auf unserem Boot empfing uns eine atemberaubende Abendkulisse. Ein Doppelregenbogen. Wenig Später sah die Bucht wieder ganz anders aus.
Hanavave ist für uns der bisher schönste Ankerplatz auf unserer reise. Es ist ja immer so eine Sache mit, was ist schon das Schönste, aber für UNS ist es die bisher schönste Ankerbucht. Auch wenn diese Bucht zwei Wermutstropfen hat. Zum einem ist sie sehr tief. Wir ankern auf 21 Meter Wassertiefe und haben 60 Meter Ankerkette gesteckt! Und zum anderen, über den Tag verteilt kommen von den steilen Berghängen Fallwinde herunter. Das sind Winde, die plötzlich und ungehindert aus der Höhenwindströmung, die steilen Berghänge mit hohen Geschwindigkeiten herunter stürtzen. Sie dauern zwar nur zirka 15 Sekunden aber sie können, und das tuen sie auch hier, Sturmstärke erreichten.
Aber trotz der Fallböen, die Kulisse entschädigt für beides. Wir liegen hier eingerahmt von zirka 200-800 Meter hohen Bergrücken, die in zweier und dreier Reihen hintereinander stehen. Vorne die etwas kleineren und dahinter zeigen sich hohe und steile Felswände. Und jeder Bergrücken sieht anders. Die einen sind rund, die anderen spitz und scharfkantig und andere wiederum sehen aus wie Skulpturen. Wer schon einmal im Elbsandsteingebirge in Sachsen war, den würde die eine oder andere Felsformation daran erinnern. All diese Steilhänge sind von verschiedenen Grüntönen überzogen. Mal stehen Bäume drauf, mal ist es Gras, was darauf wuchert oder es ist ein Mix aus Palmen, Bäumen, Sträuchern oder gras. Dazwischen zeigt sich immer wieder ein pechschwarzer Lavastein. Und vorallem bei den ständig wechselnden Wolken und den damit wechselnden Lichtverhältnissen sieht alles alle 10 Minuten anders aus.
Oben im Bild ist Burt. Er sah jetzt etwas schmaler aus im Gesicht. In Galapagos sah er noch etwas fülliger im Gesicht aus...
Dann berichtete er uns, Fisch gäbe es in der Bucht zur genüge. Er hätte vor ein paar Tagen, innerhalb von 15 Minuten, vier große Fische gefangen. Von Bord aus! Gestern Morgen schwamm für eine Stunde eine Delphinschule von zirka 50 Delphinen durch die Bucht. Und damit es nicht langweilig wird, spingen ab und zu irgendwelche Fische aus dem Wasser. Hier werden wir eine Weile bleiben.
Ein Blick von oben auf die Hanavave Bucht
Unterwegs trafen wir dann noch Jean-Claude mit seinem Neffen. Sie kamen von getaner Arbeit und hatten eine Schuppkarre voll Bananenstauden und Limonen. Wieder bekamen wir einen kleine Einblick in das Leben dieser Südsee-Insel. Allerdings trafen wir die Beiden am Anfang unserer Klettertour, als wir noch nicht ahnten, das die Bananen in einer Stunde ein richtiges Highlight werden würde.
Nach 15 Minuten waren die Regenbögen verschwunden und die Ankerbucht wurde in ein wunderbares Abendlicht getaucht.
Im Scheitel der Bucht liegt das kleine Dorf Hanavave, dort leben ungefähr 300 Menschen in einem fruchtbaren Tal. Übrigens, Fatu Hiva ist für uns die erste Insel, wo die Menschen kein Geld haben wollen. Hier läuft alles über tauschen. Die Kinder fragen nach Süßigkeiten, Kugelschreiber oder Buntstiften, bei den Erwachsenen stehen Zigaretten und Alkohol hoch im Kurs. Als Gegenleistung kann man bekommen: frischen Fisch, Obst, Petroleum oder das was gerade im Dorf vorrätig ist.
Einen kleinen Einkaufsladen gibt es trotzdem aber die Preise sind so exotisch wie die Insel selbst, 12 Eier kosten umgerechnet 6 Euro. Die Menschen hier sind offen und freundlich und haben keine Scheu, uns Segler anzusprechen. Sie berichten freimütig über ihr Leben auf dieser Insel, was sie arbeiten und zu welchen Zeiten, auf welcher Insel sie geboren wurden und wo ihre Sippschaft lebt. Es gibt im Dorf eine Kirche und eine Schule für die Kleinkinder. Die größeren müssen zu den Nachbarinseln Hiva Oa oder nach Nuku Hiva.