Maledivische Gastfreundschaft
Bevor wir die Malediven erreichten, bekamen wir ein Mail von meinen Eltern, in der meine Mutter mir schrieb ".....wir haben uns schon einmal das Atoll Uligan auf Google Earth angesehen, es war kaum zu finden bzw. heran zu zoomen. Es ist ja murksig. In der Nähe des Atolls befinden sich weitere, noch kleinere Atolle. Wir sind gespannt, was es da überhaupt Besonderes zu erforschen gibt...." Da hatte meine Mutter sicherlich recht. Auf Uligan selbst gibt es kaum etwas zu erforschen, aber die Menschen die hier leben, sind die eigentliche Überraschung.

Schon beim Einklarieren bekamen wir diesen Eindruck. Sie begegneten uns mit einer Professionalität und Freundlichkeit, die wir in europäischen Gefilden nur selten fanden. In der gesamten Zeit, in der wir hier vor Uligan vor Anker lagen, war für uns Segler ein sogenannter Agent der ständige Ansprechpartner. Er hieß Imad Abdhulla und war mitte zwanzig. Er war dafür zuständig, uns Fragen zu beantworten wie: wo und wie wir Diesel und Trinkwasser bekommen können, wo ein Einkaufsladen ist, ob es Internet auf der Insel oder ob wir noch weitere Inseln besuchen dürfen. Also unsere typischen Seglerfragen. Aber nicht nur das. Er organisierte auch alle Events, die in den nächsten Tagen noch folgen sollten.

Zuerst regte er ein Essen an, zu welchen die Einheimischen ihre maledivischen Speisen präsentierten wollten. Dieses Essen fand am Abend statt und alle Segler, die ein Interesse an diesem Dinner hatten, waren gegen einen Obolus herzlich eingeladen. Natürlich war das Interesse groß...
Imad und Marc von der YAGOONA. Marc koordinierte das Dinner seitens der Segler und sammelte das Geld ein und Imad tat sein Bestes seitens der Einheimischen.
Hier helfen gerade Martin von der JUST DO IT und Herbert von der YARA einem französischen Einhandsegler, sein Ding an Land zu tragen.
Es waren 17 Yachten gekommen und damit waren wir über 35 Segler, wovon drei Kinder waren, die an diesem Abendessen teilnahmen. Natürlich war nicht nur das Dinner der Zugpunkt an diesem Abend, sondern auch die Gelegenheit, dass sich alle Yachten von dem Ankerplatz in solch hoher Anzahl gemeinsam trafen. Das hatte ebenfalls Seltenheitswert und war für alle spannend.
Hier eine multi-kulti Crew aus Frankreich, Holland und Deutschland.
Wir waren eine bunt gewürfelte Seglerkolonie. Segler aus Frankreich, Holland, Amerika, Dänemark, England, Norwegen, der Türkei, Kanada, Deutschland und aus Österreich waren vertreten. Deutschland und Österreich waren die am stärksten vertretenden Nationen. Deutschland mit fünf und Österreich mit vier Booten. Nach einem ausgiebigen Small Talk ging es zum Abendessen, denn wir wollten unsere Gastgeber nicht warten lassen.
Auf dem Weg ins Dorf.
Die Einheimischen hatten über 20 verschiede Gerichte zubereitet. Und keines von ihnen hatten wir je zuvor gegessen.
Begrüßt wurde jeder von uns mit einem erfrischenden Kokosnussgetränk. Die Menschen auf den Malediven gehören dem Islam an und damit waren alkoholische Getränke auf der Insel tabu. Das machte aber nichts, denn auch der Tee, den sie uns anboten schmeckte hervorragend. Wir konnten sogar wählen zwischen gesüßtem und ungesüßtem Tee.
Mit einfachsten Mittel aber doch wirkungsvoll dekorierten die Dorfbewohner diesen Platz. Als Tisch diente ein Bauziegel und obendrauf eine Fliese, der Platz wurde von Palmenwedel begrenzt, die in der Mitte gespalten und an den Enden kunstvoll zusammen geflochten wurden.
An der Kokosnuss steckte eine Frangipaniblüte.
Die Gerichte sehr vielfältig. Aus einigen konnten wir Kokosraspeln herausschmecken, Kartoffeln und Tomate, es gab Curry-Gerichte, eine Art Fladenbrot, Reis und gerillten Fisch, auch Kürbissalat mit Kokosfleisch stand bereit und vieles mehr, was wir gar nicht richtig identifizieren konnten, aber hervorragend schmeckte. Als Nachtisch hatte sie eine Art Pudding mit Ananas zubereitet, außerdem frische Papaya geschnitten und einen Kuchen gebacken. Leider bekamen wir keine der Köchinnen zu Gesicht. Die Frauen hielten sich im Hintergrund und überließen die Präsentation ihrer Arbeit den Männern. Das war schade.
Wir hatten schon gelesen und auch von Imad erfahren, dass die Regierung streng darauf achtet, die Bevölkerung fern von den Touristen zu halten. Auf den Malediven gibt es zum überwiegenden Teil nur reine Touristeninseln oder nur Inseln, auf denen Einheimische wohnen. Nur sehr wenige Inseln sind gemischt, so wie Uligan. Aber auch dann gibt es strenge Regeln. Wir bekamen bei dem Einklarieren ein Papier mit diesen Regeln überreicht.. Zum Beispiel dürfen wir den Bewohnern keine Geschenke machen oder einen Einheimischer an Bord bitten. Nur mit einer vorhergehenden Erlaubnis ist das möglich.
Nach dem Essen holten die Jungs aus dem Dorf noch ihre Trommeln raus. Zu diesen fremdländischen Klängen wurde dann auch von den Jungs Tänze vorgeführt und zu unserer aller "Freude" "durften" wir ebenfalls mittanzen.
Ein Junge aus dem Dorf begann nach einem dieser exotischen und manchmal für uns unrhythmischen Trommelschläge zu tanzen an und gab dann ein kleines weißes Tuch an einen der Segler weiter. Dieser war nun damit aufgefordert. in die Mitte zu kommen und um den anderen Seglern ebenfalls etwas vorzutanzen. Das wurde eine lustige Angelegenheit für jeden von uns. Und sie dauerte fast eine Stunde. Denn wenn man glaubte, dass das weiße Tuch an einem vorüber geht, der hatte sich geirrt..... Michael (oben im Bild) ging der Taktik nach: Verstecken hinter anderen Seglern. Es wurde ein rundum gelungener Abend!
Das ist Michael von dem deutschen Segelboot VERA
Schon am darauffolgenden Tag fand das nächste Treffen mit den Dorfbewohnern statt. Imad hatte die Idee, gemeinsam ein Fußballspiel zu veranstallten. Im Dorf gab es ein Sportplatz und ihre Jungs, so erzählte er uns, würden gut spielen. Da alle Segler etwas an Bewegungsarmut leiden, stimmte viele zu. Also trafen wir uns am nächsten Nachmittag, nach der großen Mittagshitze auf dem Sportplatz.
Ok, das sind nicht alle Spieler die später mitspielten aber einige. Oben im Bild ist die Mannschaft der Gastgeber zu sehen und links die Segler-Mannschaft. Unter im Bild alle zusammen
Die Idee, die Segler spielen gegen die Jungs aus dem Dorf, erwies sich schon nach 10 Minuten als unrealistisch. Kurz gesagt, unsere Jungs kamen den flinken Gastgebern nicht hinterher. Zu Deutsch: ihre Kondition reichte nicht aus. Zudem waren die Jungs aus dem Dorf in zu großer Überzahl. Also wurde neue Teams gebildet. Die Mannschaften wurde gemischt und als Erkennungszeichen mußte sich eine Mannschaft die T-shirts ausziehen. Dann ging es vom Neuen los....
Nachdem sich alle die Hand gegeben hatten, ging es los....
Die Einheimischen waren wirklich gute Spieler. man konnte erkennen, dass sie regelmäßig auf dem Platz spielten. Einige hatte richtige Fußballschuhe und Stulpen an, andere widerum spielten nur mit Badelatschen oder ganz barfuß.
Herbert von der YARA.
Zaungäste gab es reichlich.
Seit der Ankunft der ersten europäischen Reisegruppe auf den Malediven im Jahr 1972 wuchs der Tourismussektor des Landes schnell und stetig. Innerhalb weniger Jahre stellten die Einkünfte aus dem Fremdenverkehr den größten Teil des Bruttoinlandsprodukts dar. Auch auf dieser Insel konnten wir solch einen Einfluß erkennen. Nicht zuletzt durch unsere Anwesenheit als durchreisende Segler veränderte sich das Dorfleben.

Das Dorf war nicht arm. Wir sahen riesige Parabolantennen, neue Regenauffangbehälter, einige Bewohner waren in guter westlicher Kleidung gekleidet, viele dufteten stark nach Parfum, es gab moderne Fotokameras und Handys gab es hier auch. Sicherlich wird sich das Leben hier im Dorf nochmals verändern, wenn das Resort, das die Hälfte der Insel einnimmt, fertiggestellt sein wird. Ein neuer Hafen ist auch geplant und bereits im Bau.

Aber zurück zum Spiel...

Hier ist Yannic und Svenja zu sehen. Yannic hatte gerade an Svenja seine neue Hutkreation ausprobiert....
Diese junge Dame war noch etwas zu jung um mit zu spielen.
Unsere Jungs schlugen sich wacker. Nicht nur die Kondition machte ihnen zu schaffen, auch die noch am Himmel stehende Sonne.
Nach kapp eineinhalb Stunden war das Spiel beendet und alle waren erlöst. Pressefotografen war auch vor Ort, um für die Dorf- und Seglerkronik alles festzuhalten.
An diesem Abend fielen sicherlich einige der Segler totmüde in ihre Kojen.
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Und dies sollte nicht unser letztes gemeinsames Zusammentreffen mit den Dorfbewohnern werden. Es wurde bereits eine gemeinsame Beach Party geplant. Wir Segler wollten auch ein Dankeschön sagen und da die Einheimischen Interesse auch an unseren Speisen, europäischer, türkischer oder kanadischer zeigten, sollte bald am Strand ein weiteres Event stattfinden.