Auf der Hurtigroute an der Küste von Ägypten
Der Sudan lag nun hinter uns und unser nächstes Ziel war nun Ägypten. Unser Plan war, dass sich geöffnete Wetterfenster zu nutzen und soviel Seemeilen Richtung Norden zu machen wie es ging. Vielleicht einen kleinen Zwischenstop in irgend einer Bucht oder einem geschützten Riff aber das große Ziel war vornehmlich Port Ghalib, der erste mögliche Einklarierungshafen in Ägypten.
Die Distanz zwischen Suakin und Port Ghalib war nicht allzu groß. Zirka 550 Seemeilen trennten die beiden kleinen Ortschaften voneinander aber da die vorherrschenden Wind häufig aus Nord im Roten Meer kommen, hofften wir, nicht allzu viele Kreuzschläge machen zu müssen. Unser Wetterbericht stimmte, im Nachhinein, nur im Groben. Die ersten zwei drei Tage hatten wir statt 5 Beaufort doch eher Winde zwischen 6-7 Beaufort und die bekamen wir auch noch auf die Nase. Das hieß, Segel stark reffen, auf die Kreuz gehen und über die Wellen buckeln. Salalah und ich waren diese Tage etwas unpässlich und wir beide reduzierten die Nahrungsaufnahme auf ein Minimum. Stefan dagegen hielt sich etwas wackerer. Aber wie es immer so ist, auch das ging nach zwei Tagen vorbei und der Wind beruhigte sich so stark, dass wir unter Motor weiterfuhren.
Von vielen anderen Seglern hatte wir gehört, dass das Dolphin Riff ein muß ist um zu stoppen. Das ist ein Riffgürtel der Möglichkeiten zum Ankern bereithält, der sehr guten Schutz gegen viele Windrichtungen bietet, klarstes Wasser hat, wunderbar zum Schnorcheln ist und regelmäßig von großen Delphinschulen besucht wird. Deses Riff lag zudem noch auf unserer Strecke, so dass wir nach 450 Seemeilen einen Stop einlegten. Aber die Freude im Riff werte nur kurz, denn schon am selben Abend an dem wir das Dolphin Riff erreichten, hörten wir im Wetterbericht von INTERMAR, dem Amateurfunkverein für Segler, dass in zwei Tagen sehr starke Winde aus Nordwest kommen würden.
Das bedeutete für uns, den nächsten Tag Anker auf zu gehen und Port Ghalib erreichen. Der Hafen lag nur knappe 100 Seemeilen entfernt und war gut bis zum eintreffen der Starkwinde zu erreichen.
Port Ghalib ist eine Marina und da kam ein neues Abendteuer auf uns und vor allem auf Salalah zu. Unser kleiner Kater kannte bis dahin nur das vor Anker liegen und keine Marina. Das Land war immer weit entfernt und auch keine andere Yacht lag so dicht neben uns wie in einem Hafen. Also bastelte ich schon mal ein Halsband für Salalah, für den Fall, er geht stiften.
Natürlich hatten wir Angst unser kleiner Kater wird sofort an Land springen, um seiner neue Umwelt zu erkunden und findet dann zu allem Unglück zu seiner MULINE nicht zurück. Also gaben wir ihm im Vorfeld sein Lieblingsessen, die Breakies, damit er auch weiß, dass es ihm bei uns am besten geht. Wir hofften, es würde alles gut gehen.
Salalahs neues Halsband.
In der Ansteuerung auf das ägyptische Port Ghalib. Hier sind wir knapp eine Seemeile vor dem Hafen.
Ja, solche Bilder erschrecken jeden Segler, insbesondere wenn ein solches Wrack unmittelbar neben der Hafeneinfahrt liegt. Diese Yacht versuchte fünf Monate zuvor, mit Motorschaden und bei sehr rauhen Wetter den Hafen zu erreichen. Leider hatte es nicht ganz geklappt .....
Wir hatten glücklicherweise gutes Wetter, fast Windstille und beste Sicht. Die Einfahrt war somit unkompliziert. Über UKW-Funk hatten wir uns einige Seemeilen zuvor angemeldet und die Behörden erwarteten uns bereits.
Für diese Familien war die Reise hier zu Ende. Jeden Segler stimmt ein Wrack auch traurig, denn solch ein Unfall kann jede Seglercrew unerwartet und schnell treffen.
Wir waren nicht die einzigen die die neuesten Wetterinformationen hatten und so drängelten sich bereits sieben Yachten an dem Einklarierungssteg. Und es folgten noch fünf weitere Yachten, die den Schutz des Hafens in Ghalib suchten. Viele Boote kannten wir bereits oder zumindestens vom sehen. Alle Crews waren gut gelaunt, nicht zuletzt deshalb rechtzeitig den Hafen erreicht zu haben und nette Bekannte wieder zu treffen.
Die Behörden hatten nun alle Hände voll zu tun, um die 13 Yachten abzufertigen. Es mußten einige Papiere ausgefüllt werden, Visa für Ägypten erteilt und Segelerlaubnisse genehmigt werden. Das brauchte seine Zeit und die Segler vertrieben sich diese mit Kaffee trinken und den Tratsch und Klatsch der letzten Wochen aus dem Piratengebiet im Golf von Aden aufzuarbeiten. Natürlich gab auch das aktuelle Wetter Gesprächsstoff, denn noch am selben Abend sollte der Starkwind einsetzten.....
.....und das tat er dann tatsächlich. Am Abend heulte der Wind durch die Wanten aller Boote und der Wind legte sogar am darauffolgenden Tag noch zu. Fast alle Häfen an der ägyptischen Küsten waren geschlossen und ohne Genehmigung der Küstenwache war ein Auslaufen aus den Häfen nicht mehr möglich.
Kater Salalah unterdessen, machte seine ersten Erfahrungen mit einer Marina. Unsere Befürchtungen, Salalah würde sofort an Land springen bestätigten sich Gott sei Dank nicht. Land kannte er noch nicht, die Geräusche die von dort kamen, machten ihm eher Angst und er verschwand lieber unter Deck. ABER....was unser kleiner Kater kannte war ein Segelboot. Schon am Einklarierungskai wechselte er auf eine andere Yacht und ging auf Erkundungstour. Diese Yacht hatte sich zu uns ins Päckchen gelegt, da kein weiterer Platz am Kai mehr frei war. Später in der Marina am Liegeplatz lagen die Segelyachten glücklicherweise nicht so dich zusammen und wir hatten jeweils mindestens drei Meter Luft zu jeder Seite.
MULINE am Einklarierungskai in Port Ghalib.
Das Wasser im Hafen war richtig klar und zu unser Freude zeigte sich ein Feuerfisch dicht unter der Wasseroberfläche an der Kaiwand.
Port Ghalib wurde aus dem Boden gestampft. Es war eine Satelitenstadt, wenn man Ghalib überhaupt als Stadt bezeichnen kann. Es lag mitten in der Wüste, bestand aus drei Komplexen, dem Hotel und Restaurantbereich und einem Wohnkomplexbereich. Menschen sahen wir nur wenige. Die Hotels sahen leer aus und die Restaurants
ebenfalls. Ghalib kam uns wie eine Geisterstadt vor. Zudem war alles hier sehr teuer. Die Einheimischen die wir hier trafen erzählten uns, dass sich nur wenige Ägypter die Preise hier leisten können und das Personal der Einrichtungen in den entfernteren Städten Safaga oder Hurghada wohnten. Es gab einen kleinen einheimischen Supermarkt und ein kleines Eßlokal. Auch wir mieden soweit es ging den Restaurantbereich der Hotels und probierten die hiesige Küche und diese war sehr gut.
Das Hafengelände aus der Ferne.
Ägypten, auch "Egy-Ptah" genannt, bedeutet wörtlich: Das Haus des Einzigen Gottes. In arabisch heißt Ägypten مصر Misr und der offizielle Name lautet Arabische Republik Ägypten. Es gibt also verschiedene Namen für Ägypten.
Der altägyptische Landesname Km.t bedeutet „Schwarzes Land“ und bezieht sich auf die fruchtbaren Böden des Niltals im Gegensatz zum „Roten Land“ der angrenzenden Wüsten, dem DSr.t. In der koptischen Schreibweise wurde daraus Kimi oder Kima, im Altgriechischen schließlich Kymeia. Vielleicht nahm diese Erklärung Einfluß auf die spätere Auswahl der Flaggenfarben Ägyptens. Das allerdings haben wir nirgendwo bestätigt gefunden.
Der arabische Begriff Misr, heute der offizielle Staatsname, ist semitischen Ursprungs. Er ist der ursprünglichen assyrischen Schreibweise Misir/Musur sehr ähnlich, aber auch mit dem hebräischen מִצְרַיִם verwandt. Er bedeutet schlicht „Land“ oder „Staat“, wobei historisch damit im engeren Sinn Unterägypten gemeint war und später auf das gesamte Land (Unter- und Oberägypten) übertragen wurde.
Die europäischen Begriffe Egypt, Ägypten, Egypte, Egitto etc. stammen von dem lateinischen Aegyptus und damit letztlich vom altgriechischen Aigyptos ab. Daraus entstand das im Deutschen genannte Ägypten.
Zu Port Ghalib brauchen wir nicht viel berichten. Es lohnt einfach nicht weiter. Es ist eine Retortenstadt, die auf seine tausenden von Touristen wartet, die sich einfach nicht in diesen trostlosen Ort verirren wollen.
Wir Segler belebten nun für einige Tage das Bild aber auch wir verschwanden nach drei Tagen aus dem Geisterort. Der Wind flaute merklich ab und weiter ging es Richtung Norden.
Auf der Strecke zum Suezkanal lag noch die Taucherstadt Hurghada. Dort hielten wir nur für eine Nacht und setzten dann unseren Törn fort. Das Wetter sagte für die kommenden Tage günstige Winde vorrraus und das wollten wir nutzen.
Die Sonnenuntergänge im Roten Meer sind fast immer ein Highlight am Abend.
Unser Ankerplatz in Hurghada. Überall lagen große Motoryachten, die die vielen Taucher zu ihren Tauchplätzen fahren. Hurghada selbst ist der größte und am besten ausgebaute Ort an der Küste. Auch Hurghada ist eine Retortenstadt, die vor einigen Jahrzehnten hier ihren Anfang nahm. Der Tourismus bestimmt den Rhythmus der Stadt aber trotzalledem soll Hurghada ein paar stimmungsvolle Ecken haben.
Wie schon gesagt, wir blieben nur für eine Nacht und gingen auch nicht an Land und nächstes Landziel sollte die Stadt Suez sein.
Hurghada von Seeseite aus.
Hurghada zieht sich fast 20 Kilometer lang an der Küste des Roten Meeres entlang.
Und unverhofft kommt oft. Hier fahren wir gerade an der Stadtmarina von Hurghada vorbei und erkennen durch unser Fernglas den markanten Mast der Segelyacht JUST DO IT von Martin. Und da kann die YAGOONA auch nicht weit sein sein. Also riefen wir über UKW-Funk nach den beiden Yachten und siehe da, Martin und die YAGOONAs meldete sich über Funk zurück.
Das letzte Mal hatten wir uns in Aden im Jemen gesehen und waren dann getrennt weitergefahren. Hier kreuzten sich nun unsere Wege wieder und wie der Zufall es wollte, beide Yachten waren gerade dabei in einer Stunde die Marina zu verlassen. Da wir eine kleinere Reparatur an unserem Großsegel vornehmen wollten, verabredeten wir uns 20 Seemeilen weiter in einer geschützten Bucht zum Wiedersehenstreffen.
Gegen 16 Uhr lagen wir alle vor Anker und die Freude war groß. Es gab ein leckeres Abendessen und am nächsten Tag liefen wir gemeinsam unter Motor in Richtung Suez weiter.
Die JUST DO IT und die YAGOONA in der Bucht Endouver Harbour. vor Anker.
Unser Kater Salalah wurde mit der Zeit immer mutiger und eroberte immer mehr alle Plätze auf der MULINE. Zuerst fanden alle Leinen, Schoten und Bändsel seine ungeteilte Aufmerksamkeit, jetzt waren es die Segel.
Unser kleiner Kater "hoch zu Roß".
Dieser Besuch auf unserer Windanzeige gefiel uns gar nicht und Salalah auch nicht. Beide Tiere beäugten sich gegenseitig und wir versuchten unterdessen mit vielen Geräuschen und Krawall den großen Vogel von unsere anzeige zu verscheuchen. Nach drei vier minuten flog der Raubvogel davon und alle waren zufrieden.
Von diesem Ankerplatz waren es noch knapp 150 Seemeilen bis zum Eingang der Suezkanals bei der Stadt Suez. Hier teilte sich auch das Rote Meer in zwei Arme, in den Golf von Akaba und in den Golf von Suez. In der Mitte liegt die Halbinsel Sinai.
Meerenge Bab el Mandeb bis nach Suez in Ägypten. Es ist an einigen Stellen bis zu 2 635 Meter tief und bis zu 355 Kilometer breit. In den Jahrhunderten nach dem Zerfall des Römischen Reiches diente das Rote Meer der Arabisch sprechenden Welt als wichtigste Verkehrs- und Handelsstraße nach Ostafrika, Persien (heute Iran) und dem Fernen Osten. Seine große wirtschaftliche Bedeutung für die europäischen Staaten
bekam das Rote Meer erst 1869 mit dem Bau des Suezkanals, der eine direkte Seeverbindung zwischen Europa und Ostasien und Australien schuf. Zu den wichtigsten Häfen am Roten Meer gehören heute Suez und El Quseir in Ägypten, Port Sudan und Suakin im Sudan, Massaua in Eritrea, Djidda in Saudi-Arabien sowie Hodeida und Mocha im Jemen.
Das Rotes Meer ist ein schmales Binnenmeer, das die Arabische Halbinsel vom Nordosten Afrikas trennt. Es erstreckt sich über eine Länge von 2 253 Kilometern von der
Und auch wir konnten hautnah miterleben wieviel Schiffverkehr in diesem Gewässer zu Gange war. Erleichternd für uns Segler ist, dass das Rote Meer von einem Verkehrstrennungsgebiet durchzogen ist. Das heißt, das auf Grund des hohen Schiffsaufkommen die Verkehrsströme nach internationalen Vereinbarungen planmäßig getrennt werden. Es gibt vorgeschriebene "Einbahnstraßen" für die jeweilige Fahrtrichtung und alle Schiffe über 20 Meter Länge müssen diese Verkehrswege nutzen. Das erleichtert uns Seglern die Fahrt durch dieses schmale Seegebiet ungemein. Natürlich müssen wir weiterhin auf Fischer achten aber ein großer Brummi kann uns nicht so einfach entgegen kommen.
Links im Bild die YAGOONA und oben die MULINE.
Die JUST DO IT. Das Verkehrstrennungsgebiet lag nur kapp eine Seemeile von uns entfernt.
Der bedeutendste Bodenschatz Ägyptens ist das Erdöl, das vor allem hier im Golf von Sues, in der Kattarasenke und auf der Sinai Halbinsel gefördert wird. Viele Bohrinsel haben wir in dem Golf von Sues gesehen. Einige waren in Betrieb aber viele die wir sahen waren stillgelegt.
Die liberale Wirtschaftspolitik unter Präsident Sadat führte in den 70er Jahren zu einer Lockerung der zuvor weitgehend sozialistischen Planwirtschaft Ägyptens und zur Öffnung nach außen. Zwar ist Ägypten heute nach Südafrika das am stärksten industrialisierte Land Afrikas, doch ist die Landwirtschaft nach wie vor eine wichtige Grundlage der Wirtschaft. Die Haupteinnahmequellen Ägyptens sind der Erlös aus dem Erdölexport und der Benutzung des Sueskanals sowie die Gastarbeiterüberweisungen und der Tourismus. Ein gravierendes Problem ist immer noch die hohe Auslandsverschuldung. Die Außenhandelsbilanz ist schon seit Jahren defizitär. Die Einfuhren können bei weitem nicht durch die Exporteinnahmen finanziert werden, was zu einer enormen Auslandsverschuldung geführt hat.
Rechtes Bild: Salalah stört das alles wenig.
Ja, und kurz vor Schluß überraschte uns dann noch Starkwind. Martin von der JUST DO IT war uns einige Seemeilen vorraus, als er uns und der YAGOONA berichtete, dass er innerhalb von fünf Minuten über 30 Knoten Wind, das sind 7 Beaufort, gegen sich hatte. Wir lagen 10 Seemeilen hinter ihm und bereiteten uns auf den kommenden Starkwind vor. Noch hatten wir Flaute aber wir zogen schon einmal vorsichtshalber das dritte Reff in unser Großsegel, schlossen alle Luken und Ventile. Der Sonnenuntergang wurde blutrot und dunkle Wolken waren am Himmel zu sehen. Nach knapp 15 Minuten erreichte auch uns der Wind aber glücklicherweise nicht ganz so stark aber immernoch aus Nord und da lag unser Ziel. Leider hieß das nun für uns aufkreuzen und vor den nächsten sechs Stunden würden wir den Hafen nicht erreichen. Und wir hatten uns doch schon in drei Stunden im Hafen von Sues liegen sehen...
Tatsächlich erreichten wir den Hafen erst fast acht Stunden später. Morgens um halb Fünf machten wir unsere MULINE an einer Mooring fest. Die JUST DO IT und die YAGOONA lagen bereits im Hafen und auch wir fielen jetzt in unsere Kojen.
Der Aufenthalt in Sues gestalltete sich sehr kurz. Am selben Morgen gegen Neun Uhr kam bereits ein Vermesser für unser Boot an Bord, um alle Daten von MULINE aufzunehmen. Am darauffolgenden Morgen, um halb Fünf, stand bereits unser Lotse an Bord für die Passage nach Ismailia. Dort, in Ismailia, wollten wir dann eine Woche bleiben und einen Ausflug nach Kairo zu unternehmen.
Gemeinsam mit Martin, Marc und Svenja gingen wir in Sues noch kurz durch die Innenstadt, kauften ein paar frische Sachen zum Essen und setzten uns eines der netten Straßencafés. Abends ging es auf einen Drink auf der YAGOONA und Salalah war damit beschäftigt, unser Boot gegen den Hund auf dem Nachbarboot zu "verteidigen".