Ismailia - Warten auf ein Wetterfenster für das Mittelmeer
Unser Kairoausflug lag nun hinter uns und nun ging es für uns an die Vorbereitungen für die Weiterfahrt durch den Suezkanal und weiter in Richtung Mittelmeer. Unser nächstes Ziel sollte Griechenland sein. Dort wollten wir Freunde, Traudel und Friedel, auf den Peloponnes besuchen. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg, knappe 600 Seemeilen, und die mußten noch etwas vorbereitet werden.
Es mußte Diesel getankt und unser Wassertank aufgefüllt werden, frisches Gemüse auf dem Markt einkauft und die Wetterprognosen für die kommenden vier Tage gecheckt werden. Und dabei machten wir dann große Augen. Die Vorhersagen zeigten ein kräftiges und umfangreiches Tiefdruckgebiet, das in den kommenden Tagen genau in Richtung unserer Reiseroute zog. Na und das bedeutete für uns, an ein Wegfahren in Richtung Griechenland war für die nächsten fünf Tage gar nicht erst zu denken.
Das Selbe galt für die YAGOONAs, mit Marc und Svenja und Vasco und Ralica von der MAGNOLIA. Nur Martin von der JUST DO IT konnte diese Wetterlage für sich nutzen, denn sein nächstes Ziel war Israel.
Nun hatten wir unendlich viel Zeit. Unsere Vorbereitungen für die Weiterfahrt konnten wir nun auf mehere Tage verteilen und die eine oder andere Sache, die schon lange auf ihre Erledigung wartete konnte nun in Angriff genommen werden.
Aber nicht nur das. Wir drei Bootsmannschaften hockten nun auch jeden Abend gemütlich beisammen und kochten gemeinsam. Und wenn man soviel Zeit hat kommen so manchem tolle kreative Ideen. Stefan und Marc unsere Meisterköche hatte da folgendes in ihren Köpfen.....
....hier im Land der Kamele gab es viele von der Sorte. Die Kamele wurden nicht nur für die Touristen zum Reiten in der Wüste bereitgehalten, nein, auch ihr Fleisch wurde auf den Märkten überall angeboten. Das erste Mal hatten wir Kamelfleisch im Oman gegessen. Das war auf unserer Wüstentour ins " Leere Viertel". Es schmeckte uns damals hervorragend und da kam Stefan und Marc die Idee die gelegenheit beim Schopfe zu packen und auch einmal Kamelfleisch zuzubereiten. Den einen Abend versuchte sich Stefan am Kamelgulasch und den Abend darauf Marc. Er suchte sich im Internet ein Rezept heraus und dann gab es vorzügliches Kamelfleisch aus dem Ofen.
Ihr werdet es kaum glauben aber oben im Bild seht ihr Kamele vor einer Kamelfleischerei. Sie stehen direkt vor dem Schlachterladen und warten auf......naja Ihr wißt schon. Das Fleisch soll frisch sein, denn Kühlung auf den Märkten gibt es nicht.
Beide Zubereitungen unserer Chefköche wurden ein voller Erfolg. Die beiden Bulgaren Ralica und Vasco kannten Kamelfleisch noch nicht und auch sie waren begeistert. Sie revanchierten sich ihrer seits mit Gerichten ihrer Nation und verwöhnten uns an anderen Abenden mit einer kalte Gurkensuppe und einem Auberginengericht. Wir schlemmten die Tage bis die Knöpfe fielen und damit es nicht zu staubig im Mund wurde, gab es die letzten Reserven unserer Spirituosenvorräte.....
Ralica und Vasco aus Bulgarien. Ihre Segelyacht MAGNOLIA ist erst das fünfte bulgarische Segelboot, das den Weg einer Weltumseglung meistert. Vasco und Ralica haben ihr Boot selbst gebaut und das sieben Jahre lang. Es ist aus Ferrozement und knapp 11 Meter lang. Ganz fertig ist es noch nicht, der Innenausbau ist noch in Arbeit aber Vasco sagte, vielleicht noch ein weiteres Jahr und dann sind wir fertig!
Die MAGNOLIA
Beim Schlachter.
Es gab nicht nur schlechtes Wetter im Mittelmeer sondern auch bei uns im geschützen Hafen von Ismailia. Scheinbar streiften uns die Ausläufer des Tiefdruckgebietes, das keine 100 Seemeilen von Ägypten entfernt lag. In der Nacht drehte der Wind und blies mit vollen 7 Beaufort in die Marina. Wir waren froh zwei Heckleinen ausgebracht zu haben, denn nun drückte uns der Wind von hinten an die Kaimauer. Gott sei Dank hatten wir MULINE etwas weiter weg vom Kai gebunden, damit Salalah nicht so ohne weites an Land springen konnte.
Der nächste Tag sah dann so aus..... Der wind hatte von der Nacht etwas nachgelassen aber er brachte nun Sand aus der Wüste mit. Zu "Freude" aller Segler! Denn die meisten Segler hatten bereits ihre Boote vom Sand und Salz der letzten Monate befreit. Auch die Sandberge im Boot waren bereits verschwunden aber dieser Sandsturm setzte allem die Krone auf. Wir konnten fast Sandburgen auf und in MULINE bauen. Überall kroch nun der Sand erneut in jede Ritze und Schrank.
Ein Blick raus in die Bucht....
.....und so sah das ganze zwei Tage später aus. Der Sand in der Luft war verschwunden, der Wind auch und wir hatten wieder eine klare Sicht über die Bucht.
An dem Tag als der Sandsturm war, kamen auch keine Segelyachten aus dem südlichen Sues an. Die Sichtverhältnisse waren für die Segelboote scheinbar zu schlecht. Ob auch die schlechte Sicht die Durchfahrt der großen Frachter durch den Kanal beeinträchtigte wissen wir nicht. Sehen konnten wir bis zum Kanal auch nicht, ob dort die Großschifffahrt planmäßig ihre Transfers hatte. Erst wieder als sich das Wetter normalisiert hatte, erreichten drei neue Segelboote Ismailia. Eines von ihnen ging Backbords neben uns an die Pier und bei dem Manöver eine Mooring zu fangen, kam uns die amerikanische Yacht, mit französischer Besatzung, sehr nahe.
Und wir trauten unseren Augen kaum, Salalah sprang einfach rüber und wechselte das Boot! Ganz aufgeregt spintete er über das neue Deck und fing sofort mit seinen Erkundungen an. Nach eins zwei Minuten war er fertig aber die Boote zu weit von einander entfernt, um jetzt wieder zurück zu springen. Salalah lief nun etwas irritiert über das deck und wurde dann noch zu guter Letzt von einem der Crewmitglieder versehentlich getrennten. Da fing Salalah an zu mautzen und schaute sehnsüchtig auf seine MULINE hinüber.
Nach fünf Minuten war das Manöver beendet und Salalah wurde uns feierlich und mit viel Amüsement übergeben.
Hier ist unser Lieblingslokal zu sehen. Ihre Falafel waren immer frisch und besonders schmeckte uns auch ein Gericht aus Leber. Es war sehr gut gewürzt und wir konnten es entweder mit Reis oder Nudeln essen oder uns eine Brottasche mit Käse machen lassen. Schon in Kairo hatten wir diese Art von Zubereitung der Leber probiert und für sehr gut befunden. Immer mit der Rechnung bekam jeder von uns ein Crembonbon, der uns an Werthers Echte erinnerte.
Die freundlichen Damen rechts im Bild, trafen wir auch in diesem Lokal. Sie waren begeistert so viele Ausländer in solch einem kleinen unbedeutende Lokal zu treffen und Martin von der JUST DO IT hatte es ihnen besonders angetan. Sie hatten viele Fragen und fotografieren lassen wollten sie sich auch gerne von ihm.
Nach sechs Tagen des Wartens zeigte sich das Wetter gnädig und wir konnten langsam an unsere Abfahrt aus Ismailia denken. Wir riefen unseren Agenten Felix an und teilten ihm mit das wir am nächsten Tag abfahrtbereit wären und einen Lotsen für die Kanalpassage bräuchten. Und das klappte auch. Am nächsten Tag sollte es nun los gehen.
Jetzt hieß es noch schnell frisches Obst und Gemüse einkaufen und fertig waren wir.
Schranken gab es hier nicht. Ein Schallsignal ertönt, wenn ein Zug sich nähert und ein "Schrankenwärter", in dem Fall ein Kettenmann sperrte die Straße.
Das war dann auch unser letzter Besuch in der Stadt von Ismailia. Vollbepackt mit Brot, Gemüse und Obst ging es zum Boot und der Abend wurde auch ein Abschiedsabend für alle. Die MAGNOLIAs werden in Richtung Bosporus in der Türkei segeln.
Marc und Svenja von der YAGOONA in Richtung Athen. Marc und Svenja werden ihre Weltreise auf den Balearen beenden und wir werden weiter in Richtung Ostsee segeln. Hier trennen sich nun endgültig unsere Wege. Zwei Jahre sind wir gemeinsam gesegelt. Mal etwas auf Distanz, mal sehr viel enger, wie in der Zeit durch die Inselwelt von Melanesien und Indonesien. Es war eine schöne Zeit und fast sind wir wie zwei alte Ehepaare geworden. Wir haben die Macken und Stärken einander kennengelernt. Es war aufregend, lustig und interessant zugleich. Sie werden uns fehlen, auf unseren letzten Stück in die Ostsee...