Unser Kairo - Ausflug - Teil 1
Wir hatten bislang nicht viel von Ägypten gesehen. Zum einem trieb uns das Wetter relativ zügig in Richtung Norden und zum anderen wollen und müssen wir bis Ende August in der Ostsee sein. Im Oktober und November werden wir uns dann frisch erholt zurück in unsere Jobs stürtzen.
Von der Stadt Ismailia bietet es sich förmlich an, einen Ausflug in die Hauptstadt Ägyptens zu unternehmen. Kairo liegt knappe 150 Kilometer entfernt und unsere Hafenhandbücher verwiesen auf eine unkomplizierte Busverbindung dorthin. Das bestätigten uns dann auch alle Segler hier im Hafen von Ismailia. Keiner hat sich den Besuch in die Hauptstadt entgehen lassen. Blieb also nur noch Salalah zu versorgen aber da hatten sich bereits der kleine Yannic und seine Mutter Gesche von der YARA bereit erklärt die Fütterung von Salalah in unserer Abwesenheit zu übernehmen.
Wir waren eine kleine Gruppe von Sieben Seglern. Die YAGOONAs, mit Marc und Svenja, die JUST DO IT mit Martin und auch die beiden netten Bulgaren von der MAGNOLIA, Ralica
und Vasco kamen mit nach Kairo. Im Vorfeld hatten wir bereis über das Internet unsere Übernachtungen in einem kleinen Hotel reserviert. Das Hotel lag in dem islamischen Viertel Kairos, zwischen all den großen und kleinen alten Moscheen. Morgens um 10 Uhr saßen wir im Bus nach Kairo. Das Ticket kostete schlappe 2 Euro pro Person.
Das interessante an solch einer Reise ist, dass sie unorganisiert ist. Was in der Praxis für uns bedeutete: keiner sagt uns wo wir uns befinden, wie wir das Hotel finden oder ganz einfach, dass der Bus nicht an der planmäßigen Haltestelle am Busbahnhof endet, sondern alle Gäste irgendwo in der Millionenstadt Kairo, auf Grund der ausgedehnten Staus, einfach vor die Tür setzt. Somit landeten wir alle erst einmal irgendwo im näheren Umkreis des Zentums von Kairos.
Die einzigen "überlebenswichtigen" Informationen wollten wir einem 17 Jahre alten Marcopolo- Reiseführer entnehmen, der einen winzigen Ausschnitt eines Stadtplanes der millionen Stadt zeigte. Aber natürlich war dieser stadtplan keine wirkliche Hilfe. Leider waren dort nur die Namen der großen Hauptverkehrsstraßen eingetragen, sodass wir damit nicht allzuviel anfangen konnten.
Aber wir erkannten relativ schnell, dass uns der Busfahrer in dem koptischen Viertel Kairos abgesetzt hatte. Kirchen prägten das Straßenbild, nirgends waren Moscheen zu sehen. Und lange standen wir auch nicht hilflos herum. Ein netter Ägypter sprach uns an, fragte was wir hier machen und ob er uns helfen kann und schon sahen wir uns 5 Minuten später in einem kleinen netten Straßencafé sitzen.
Natürlich gingen die Fragen hin und her und der Mann, ich nenne ihn jetzt einmal Said, da wir uns seinen Namen leider nicht gemerkt und aufgeschrieben haben, war ein stolzer Mann und liebte sein Viertel. Er nahm uns nach einiger Zeit an die Hand und zeigte uns, wie hier in seinem Viertel gelebt wird.
Zuerst zeigte er uns eine Bäckerei. Dazu führte er mit uns durch mehere Hinterhöfe. Es wurde immer dunkler und tatsächlich arbeiteten dort einige Männer und fertigten dutzende Fladenbrote. Diese Fladenbrote werden in Ägypten zu fast allen einheimischer Gerichte angeboten oder, so wie wir es auch in Deutschland kennen, als Tasche für die Falafel und dem Gemüse verwendet .
Hier wurde der Teig angesetzt....
...er formte den relativ dünnen Teig in Sekundenschnelle zu Fladen....
...und so sahen dann die rohen Teigfladen aus.
Anschließend ging es mit den Rohlingen sofort in den Ofen. Im Ofen plustern sich die Fladen zu einen kleinen Ballon auf und nach nur sehr kurze Zeit im Ofen waren sie dann auch schon fertigt.
Natürlich durften wir alle einen ofenfrischen und heißen Fladen probieren. Wir holten unsere paar Brocken Arabisch heraus und bedankten uns. Die Männer freuten sich über unser Bemühen ein paar arabische Worte zu sprechen und boten uns gleich noch mehr an.
Dann durten wir auch alles ganz genau fotographieren. Said zeigte sich erfreud über unsere Begeisterung für die Bäcker und schon führte er uns in die Küche seines Lieblingscafes.
Ganz rechts im Bild der nette Ägypter, der uns durch sein Viertel begleitete.
Hier kommen die frischen Fladenbrote auf einem Förderband aus dem Ofen und auf ein Holzgestell gestapelt.
Die Fladenbrote wandern über ein förderband in den Ofen.
Hier hält Martin ein superfrisches Fladenbrot in den Händen.
Wie schon in den anderen arabischen Ländern zuvor, sahen wir niemals Frauen in den Cafés sitzen, auch nicht in diesem Viertel. Solche Lokalitäten sind den Männern vorbehalten und werden auch von Männern betrieben. Der Man oben rechts im Bild schien ein sehr guter Freund von Said zu sein und auch der Chef im Laden. Er ließ uns einen Blick hinter seine Tresen werfen.
Tee und Kaffee werden in Ägypten traditionell immer in Gläsern serviert. Und Zubereitungsarten gab es viele. Die arabische Welt liebt es tendenziell sehr süß zu trinken. Bislang hatte uns alles geschmeckt was man uns an Tee oder Kaffee serviert wurde. Eine Variante liebten wir besonders: schwarzer Tee mit frischen Minzblättern. Das hört sich erst einmal etwas sonderbar an aber dieses getränk ist wirklich köstlich. Tee und Kaffee sind in allen arabischen Ländern für sehr wenig Geld zu bekommen.
Hier ist die Kochstelle zu sehen. Das Wasser und der arabische Kaffee wird nicht auf einer Flamme gekocht sondern die Flammen befinden sich unter einer Metallplatte die erhitzt wird und obendrauf befand sich hier Sand, der heiß war, und die Wasser und Kaffeekannen wurden dann in diesen heißen Sand gestellt.
Alltagsrummel in den Straßen des koptischen Viertel
Nach einer Stunde brachen wir auf, schließlich mußten wir ja noch unser kleine Hotel in der Millionenstadt finden. Said sagte uns, er würde uns noch ein wenig durch sein Viertel begleiten und könnte uns dabei dem besten Falafelladen im Viertel zeigen. Es war bereits Mittag und gegessen hatten wir auch nichts also nichts wie hin.
In dem Falafelladen begrüßte uns dann dieser nette Mann. Er war hier der wichtigste man im Laden. Er bereitete die Falafel zu. Über unseren Besuch in seinem kleinen Laden war er begeistert. So viel internationalen Besuch gab es wohl eher selten hier..
Er zeigte uns dann auch ganz stolz wie er die Falafel herstellt und da waren wir ganz beeindruckt von. Solch schöne und individuelle Rührmaschine, besonders der Rührarm, der in Form einer Faust durch die große Schüssel kreiste, fand
unsere Bewunderung und das freute natürlich auch den Falafelkoch. Und wieder gingen die fragen hin und her. Wie heißt ihr, woher kommt ihr....ah aus Deutschland....dann folgten nahmen wie... Michael Ballack, Podolski und Oliver Kahn. Zu guter Letzt kauften wir uns dann noch die leckeren Falafelbällchen und die, waren wirklich Klasse.
In Berlin gibt es einige Falafelläden, die wir auch regelmäßig besuchen aber diese Bällchen waren Spitze
Hier werden wird der gerührte Teig zu kleinen Bällchen geform und in heißes Öl geworfen. Nach ein paar Minuten sind die Falafel dann fertig. Knusprig braun werde sie entweder einfach so gegessen oder in dem Fladenbrot zusammen mit etwas Salat oder Käse.
Nun mußten wir aber langsam doch los, um unser kleines Hotel zu finden. Said brachte uns noch zu der nächsten Hauptverkehrsstraße, konnte uns aber bei der Suche nach unserem Hotel nicht wirklich helfen. Er zeigte uns aber eine Richtung, von der wir glaubten sie könnte die richtige sein. Wir verabschiedeten uns herzlich von Said, bedankten uns für seine kleine Stadtführung und tauchten in das kairoer Gewimmel von Menschen und Autos ein.
Ein Verlagsgebäude.
Kairo ist die Hauptstadt Ägyptens, zudem die größte Stadt der arabischen Welt und auch Afrikas. Kairo hat rund 8 Millionen Einwohner im eigentlichen Stadtgebiet aber etwa 16 Millionen Einwohnern mit den dazugehörigen Randgebieten. In Ägypten existiert allerdings keine Meldepflicht, weswegen die angegebenen Einwohnerzahlen auf Hochrechnungen und auf Basis der Volkszählungen basieren. Inoffizielle Schätzungen geben bis zu 25 Millionen Einwohner für den Großraum an, was nahezu ein Drittel der Gesamtbevölkerung Ägyptens bedeuten würde.
Kairo liegt im Nordosten des Landes, nördlich der Stadt erstreckt sich bis zum Mittelmeer das Nildelta, im Westen befinden sich die Pyramiden von Gizeh und im Süden liegt das alte Memphis. Kairo liegt im Tal des Nils, des weltweit längsten, jedoch nicht wasserreichsten Stromes.
Die Innenstadt lässt sich grob in einen traditionellen und einen modernen Teil einteilen. Das traditionelle Kairo liegt abseits des Nils. Es umfasst hauptsächlich das Islamische Viertel rund um die weltbekannte Azhar-Moschee und den vielen anderen bedeutenden Moscheen, im Süden liegt das koptische Viertel oder auch Alt-Kairo genannt und besonderheit ist die sogenannte „Totenstadt“ südöstlich des islamischen Viertels, eine Nekropole, die bewohnt ist und sich heute (fast) wie ein normales Stadtviertel gibt.
Das moderne Kairo besteht aus den Geschäftsvierteln. Hier sind der Ramses- Bahnhof, Garden-City und auch die vielen Botschaften untergebracht.
Staatsoberhaupt in Ägypten ist der Präsident, der von der Nationalversammlung nominiert und von der Bevölkerung in allgemeinen Wahlen auf sechs Jahre bestätigt wird. Seit 1981 regiert Hosni Mubarak das Land und sein Konterfei findet man in der ganzen Stadt, auf großen Plakaten, Aufkleber und als Bild in viele Geschäften und Restaurants hängend.
Ein wirklicher Bedeutungswandel vollzog sich für Kairo im 19. Jahrhundert mit der Entstehung des Khediven-Reiches. Ismail Pascha, der zwischen 1863 und 1879 regierte, ließ in der Stadt zahlreiche Gebäude errichten und nahm die Eröffnung des Suezkanal im Jahre 1869 zum Anlass, Kairo den europäischen Mächten als blühende Metropole zu präsentieren. Der überwiegende Teil der Entwicklung wurde jedoch über Auslandsanleihen finanziert, wodurch besonders Großbritanniens Einfluss zunahm.
Während der Herrschaft Ismail Paschas dehnte sich Kairo, das nun wieder Hauptstadt wurde, über den Nil Richtung Westen aus. Europäische Architekten wurden beauftragt, die Stadt zu erneuern, neue Wohnviertel entstanden, aber auch große Teile der heutigen Innenstadt stammen aus dieser Zeit. Mit der nun forcierten Industrialisierung Ägyptens wuchs die Hauptstadt des Landes immer mehr. Bis Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Auslandsverschuldung Ägyptens und die Schwäche des Osmanischen Reiches einen wachsenden europäischen Einfluss in Kairo zur Folge.
Wir unterdessen waren immernoch auf der Suche nach unserem kleinen Hotel. Und die Suche gestaltete sich etwas schwieriger als wir alle dachten. Wir fragten auf der Straße alle möglichen Leute nach dem Hotel. Wir zeigte ihnen die Adresse unseres Hotel, die auf der Rechnung unserer Buchung stand. Aber niemand kannte die Adresse, nicht einmal die Taxifahrer! Erschwerend kam hinzu, dass nicht alle die englische Adresse lesen konnten und auch die Schreibweise zwischen der ägyptischen und der englischen nicht immer identisch ist. So passierte es uns, dass uns die hilfsbereiten Menschen quer durch die Stadt schickten.
Aber die Stimmung war gut und Ralica meinte nur, so lernen wir eben Kairo auf eine besondere Art und Weise kennen.
Nach knapp drei Stunden Hotel-Suche, es war bereits nach 16 Uhr, kam uns eine zündende Idee. Auf der Homepage des Hotels war eine Erklärung wie man das Hotel finden kann und einen Stadtplan, der die Position anzeigte. Also suchten wir jetzt ein Internetcafé. Das fanden wir 10 Minuten später und schon waren wir deutlich schlauer. Wir winkten nach zwei Taxen und nach 30 Minuten standen wir in der Rezeption unseres kleinen Hotels " Arabische Nacht". Geht doch wenn man will......
Wir hatten eine gute Wahl mit der Lage unser Unterkunft getroffen. Die Bausubstanz der Häuser im Islamischen Stadtviertel war alt und es sah aus wie in vergangenen Jahrhunderten. Es war bereits 17 Uhr und das war die Zeit, zu der der Muezin seine Gläubiger zum Gebet ruft. Von überall her ertönten die Gesänge.
Kairo wird im arabischen لقاهرة Al-Qahira genannt und bedeutet übersetzt „die Starke“ oder „die Eroberin“. Die Stadt hat den Status eines Gouvernements und wird von einem Gouverneur regiert, der vom Präsidenten ernannt wird.
Die Altstadt von Kairo ist ein Ensemble islamischer Baukunst und wird seit 1979 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Besonders in dem islamischen Viertel befinden zahlreich alte Moscheen die vor Jahrhunderten gebaut wurden. Die bekannte Azhar- Moschee und auch die dazugehörige Universität liegt nur 10 Minuten zu Fuß entfernt von unserem Hotel und ein Besuch ist natürlich eingeplant.
Zwar waren wir von unserem ausgedehnten Fußmarsch durch die Stadt schon etwas schlaff aber trotzalledem trafen wir uns alle 30 Minuten später auf der Terrasse des Hotels wieder und schmiedeten die nächsten Pläne.
Am Abend war jetzt noch ein Rundgang durch das Viertel geplant und für den kommeden Tag mieteten wir uns einen Reiseführer, der uns in einem kleinen Bus zu den Pyramiden von Gizeh und zu den 20 Kilometer entfernten Tempel und Pyramidenanlagen von Sakarah bringen sollte. Am Tag unserer Rückfahrt nach Ismailia planten wir dann noch die Azahr -Moschee zu besuchen und das berühmte Ägyptische Museum. Unser Programm war voll.
In ganz Ägypten fuhren viele alte Autos aus den ehemaligen Ostblockstaaten. Hier ist ein sowjetischer Lada zu sehen und den hatten meine Eltern zu Ostzeiten gehegt und gepflegt.
Gegen 24 Uhr fielen wir alle erschöpft in unser Betten. Der Muezin weckte uns nur 100 Meter entfernt um 5 Uhr mit seinem Gesang und so konnten wir pünktlich um 7.30 Uhr zum Frühstück erscheinen und unsere Tour zu den Pyramiden beginnen.