Kreischend suchte sie irgendwo eine schützende Ecke. Wir bauten ihr eine Höhle an einem waren Platz neben unseren Niedergang und die Mietze zitterte vor Angst und Kälte nur so vor sich hin. Dort ließen wir sie für das Erste in Ruhe.
Die kleine Katze, wir schätzten sie zwischen 4-6 Monate alt, verkroch sich in ihrer warmen Höhle und wir erledigten noch ein paar Dinge außerhalb an Bord. Am nächsten Tag sollte unsere Wüstentour los gegen und es waren noch ein paar Absprachen mit den anderen Booten zu tätigen.
Nach einer halben Stunde kam Stefan an Bord zurück, ich war unterdessen ins Internet gegangen, und Stefan fand die Höhle leer vor. Nun ging das große Rätselraten los. Wo war die Mietze. Wir suchten im gesamten Boot und selbst Svenja von der YAGOONA beteiligte sich an der Suche im Boot. Nichts.
Den Tag darauf kamen wir wieder. Stefan schloß das Boot auf und ging in Richtung der Toilette. Da schoß ein kleines Wollknäuel an ihm vorbei geradewegs an mir vorbei durch eine Luke ins Cockpit und direkt in eines unserer Schwalbennester seitlich unserer Sitzlehnen. Das Versteck war gut gewählt von ihr, denn dorthin reichten unsere Arme nicht weit genug hinein. Jetzt mautzte die Mietze jämmerlich. Wir redeten Stunden im ruhigen Ton auf sie ein aber es half nichts. Schließlich stellten wir ihr Wasser zum Trinken in die Schwalbennester hin. Nachts mautzte die immer wieder.
Erst am nächsten Morgen bekamen wir sie zu fassen. Die Katze war in der Nacht ins Boot zurückgekehrt und am Morgen gelang ihr die Flucht nicht schnell genug. wir schnappte sie uns und redeten ruhig auf sie ein. Dann boten wir ihr Wasser an. Aber die Angst war zu groß. Nun hielten wir den kleinen Angsthasen eins zwei Stunden fest und jeder von uns streichelte die Mietze und redete beruhigend auf sie ein.
Svenja hatte die Idee, die Katze Salalah zu nennen. Und die Idee fanden wir gut. Nur wußten wir noch nicht ob Salalah ein Mädchen oder ein Junge ist. Zudem wußten wir auch noch nicht was wir mit Salalah anstellen sollten. Wieder zurück an Land? Oder mit auf die Reise nehmen? All die anderen von den umliegenden Booten waren gespannt auf unsere Entscheidung. Und das waren wir auch. Svenja bot sich schon als Ersatz an, sollten wir Salalah in das harte omanische Hafenleben zurück gegeben wollen. Vielleicht war Salalah auch mit einen der viele indischen Tiertransportschiffe, die hier im Hafen ständig Ziegen und Kühe ausluden nach Oman gekommen und war durch ein Mißgeschick über Bord gegangen. Somit hätte Salalah keine Familie zu der sie zurückkehren könnte.
Die Abfahrt aus Oman rückte näher und damit auch unsere Entscheidung. Mietze war unterdessen so integriert in unsere Bordleben dass wir es nicht über das Herz brachten sie vor die Tür zu setzten.
Also nichts wie in den Supermarkt und ein Karton Katzenfutter und Katzenstreu kaufen. Ein Beutel omanischen Sand aus dem Hafengelände holten wir ebenfalls, um ihr den Übergang von Sandkiste zum Katzenstreu schleichend und einfacher zu ermöglichen.
Mittwochs, fünf Tage nach ihrer Rettung, liefen wir mit unserem neuen Crewmitglied aus dem Hafen der Stadt Salalah.
Allerdings müssen wir Salalah noch einen anderen Wach-und Schlafrhythmus angewöhnen. Tagsüber verkriecht er sich und schläft sich aus und zum Abend hin wir Salalah munter und will die ganze Nacht mit uns spielen. Das sieht dann so aus, dass der, der von uns in der Koje liegt, Salalah als Spielgefährten zu Besuch hat. Er springt, kämpft, schmust, spielt Frisör mit meinen Haaren und mautzen tut er auch noch kräftig. Aber das werden wir ihm auch noch beibringen, dass am Tag gespielt wird und in der Nacht geschlafen.