Galapagos - Santa Cruz - Wir sind krank
21.Mai 2007

Ich dachte ich muß sterben. Ich lag komatös im Bett, konnte mich kaum bewegen und essen und vor allem, trinken wollte ich auch nicht.

Kleiner Scherz am Rande. So schlimm war es nicht. Es war eine stinknormale Erkältung mit Fieber, Gliederschmerzen und einem kräftigen Schnupfen oben drauf. Also nichts beunruhigendes. Fieber und Gliederschmerzen sind jetzt weg, die laufende Nase auch, aber der Schnupfen wird mich sicherlich noch ein paar Tage ärgern. Was soll´s. Die Bilder aber, von unserem Ausflug vor vier Tagen am Donnerstag, bevor ich im Krankenlager unseres Vorschiffes verschwand, wollen wir Euch natürlich nicht vorenthalten.

Aber von vorne erzählt. Wir, Burt unser befreundeter holländischer Einhandsegler, Stefan und ich hatten uns von einem Taxi - nachdem wir erfolglos nach einem Bus Ausschau gehalten hatten - zu dem Reservat fahren lassen, in dem die Riesenschildkröten in freier Natur leben. Es sollen um die 2000-3000 Schildkröten sein, die dort buchstäblich durch die Wildnis schleichen. Und alle wollten wir sehen, insbesondere Burt. Die Nummer Eins begegnete uns schon vor dem Reservat.

Sie war gerade im Begriff das Reservat zu verlassen. Dann blieb Nummer Eins stehen und zeigte sich von ihrer allerbesten Seite. Natürlich wurde sie von uns gebührend von allen Seiten ausreichend fotografiert. Als Nummer Eins genug hatte, zog sie ihren Kopf ein und ward nicht mehr gesehen. Also gingen wir weiter und suchten die restlichen 2999 Vertreter ihrer Art.
Schildkröte Nummer Eins.
Numero Zwei fanden wir beim Baden. Allerdings zeigte sie uns nicht ihr Gesicht. Dafür saß oben auf ihrem riesen Panzer ein kleiner stolzer Vogel.
Im Reservat angekommen, schlugen wir uns in die Büsche. Und es wurde gar nicht so einfach, die restlichen 2998 Schildkröten zu entdecken. Wir kamen uns vor, wie zum Eiersuchen zu Ostern oder im Herbst beim Pilze sammeln. Einen ausgeschilderten Weg oder verschiedene empfohlene Rundtouren gibt es nicht. Wir konnten aber die gut ausgetretenden Trampelpfade aller derer erkennen, die auch schon auf der Suche nach den Riesenschildkröten hier unterwegs waren. Wir trafen zwar ab und zu kleinere Besucher-Gruppen im Unterholz, die sich einen professionellen Fremdenführer gebucht hatten, aber auch deren Ausbeute, die unzähligen Schildkröten zu Gesicht zu bekommen waren mager. Aber dann war es wieder so weit. Nummer Drei lugte aus dem Dickicht!
Nummer Drei.
Stefan war total erschrocken. Diese Schildkröten bewegen sich ja kaum und zu hören sind sie auch nicht, wenn sie durch den Wald schleichen. Und Stefan erzählte so vor sich hin und fast wäre er an Nummer Drei vorbeigelaufen, wenn nicht Burt und ich von hinten gerufen hätten: Neben Dir ist Nummer Drei! Stefan machte gleich einen Satz zur Seite. Ein Prachtexemplar! Also wieder eine Fotozeschen. Dann ging es weiter.
.....auch nicht schlecht, aber dieses Tier kennen wir schon von zu Hause. Ein Foto zum Abschied und weiter ging´s.
Bei unsere Suche nach diesen exotischen Tieren überlegten wir abwechselnd, wie man uns Suchenden eine höhere Entdeckerquote bescheren könnte. Burt hatte die Überlegung, eine Klingel auf dem Panzer wäre nicht schlecht und ich fand einen neonfarbenden Punkt oben auf dem Panzer von Vorteil. Aber das ist natürlich Ulk und so wie es ist, ist es auch gut so. Und unverhofft schlich uns auch schon Nummer Vier über den Weg
Nummer Drei

Natürlich ließen wir jetzt nicht mehr locker und schon gar nicht Burt. Das Jagdfieber war geweckt, wir wollten die restlichen 2996 schleichenden Kammeraden im Dickicht aufspüren....

Aber nirgends war eine weitere Riesenschildkröte zu sehen oder zu hören. Aber dann gab es doch ein Geräusch. Sehr seltsam. Aus dem hohen Elefantengras, dass rechts und links am Wegesrand wucherte,  kam ein raschelndes Geräusch. Aber dieses Mal war es keine Schildkröte, die uns anschaute sondern ......ein Pferd.
Sie sollte auch unsere letzte Entdeckung bleiben. Nach fast zwei Stunden unserer Exkursion in der Wildnis machten wir uns auf den Rückweg. Wir machten an der Rangerstation des Reservates halt. Hier gab es einen kleinen Imbiss und Getränke zu kaufen. Jetzt hatte Burt so richtigen Appetit auf eine Schildkrötensuppe bekommen. Kleiner Scherz! Ein Maracuja-Saft tat es auch. Dann ging es, auf der Ladeplattform eines Taxi´s, zurück nach Puerto Ayora.
Linkes Bild

Schildkröte Nummer Vier!

Alle Taxen auf Santa Cruz sind Pick-up´s. Wenn das Taxi innen voll ist, setzt man sich einfach draußen auf die Ladeplattform. Mit 70 Stundenkilometern ging es dann über die sehr guten Straßen nach Ayora. Vermutlich habe ich mir dabei die Erkältung zugezogen.

So das war der Ausflug am Donnerstag, in das Reservat zu den freilebenden Riesenschildkröten. Auch wenn wir die restlichen 2996 Exemplare nicht gesehen haben, es war trotzdem klasse.

Meine Erkältung hat uns in unserem Besichtigungsprogramm der Insel etwas zurück geworfen. Heute, am Montag, hat mir Stefan auch noch einen Ruhetag verordnet, damit wir morgen wieder etwas unternehmen können. Also werkeln wir heute ein bischen an unserer MULINE herum. Unsere Liste ist ja auch noch nicht ganz abgearbeitet. Aber einiges hatten wir schon erledigt. Das Unterwasserschiff hat Stefan geschrubbt, den eingerissenen UV-Schutz am Segel haben wir geflickt und auch an den Salingen einen Schutz für das Segel angebracht. Unser Petroleumtank vom Herd ist auch wieder voll, dass wird für die lange Überfahrt zu den Marquesas Inseln hoffentlich reichen. Die Wäsche ist frisch gewaschen, das Öl und der Ölfilter im Motor sind gewechselt und ein bei einem Schrank ausgerissenes Scharnier ist auch schon erledigt.
Nummer Drei war etwas schüchtern....
Langwierig war es, unseren Wassertank und auch Dieseltank aufzufüllen. Hier in Puerto Ayora gibt es keine Bootstankstelle, aber einen Service, der einem den Diesel an Bord bringt würde. Aber, wir hatten gehört, dass dieser Diesel in seiner Qualität sehr schlecht sein soll. Bis zu 10 Prozent Wasser soll ihm beigemischt sein. Also füllten wir erst einmal allen in den Kanistern befindlichen Diesel in unseren Haupttank und dann machte sich Stefan mit diesen Kanistern auf den Weg zu einer Autotankstelle. Dort hofften wir, einen besseren Diesel bekommen zu haben. Aber diese Tankstelle lag etwas außerhalb des Ortes. Also rein ins Dingi, Taxi nehmen und wieder zurück. Diesen Weg mußte Stefan zweimal machen. Jetzt sind alle Kanister voll und der Haupttank auch.

Das Gleiche galt für das Trinkwasser. Es gab zwar ei n kleines Versorgungsschiff, welches Trinkwasser bequem an Bord liefert aber die Qualität des Wassers sollte von diesem Schiff nicht so besonders sein und andere Segler empfahlen uns, Trinkwasser in den normalen 5 Gallonen Flaschen von Land zu ordern. Das taten wir auch und füllten dann alle 16 Bottels in unseren Trinkwassertank um.

Heute steht auf dem Plan: den Durchbruch unserer Heizung an Deck abzudichten, den Herd zu kontrollieren, er leckt ab und zu und an der Windsteueranlage und der Rettungsinsel gibt es auch noch kleinere Arbeiten zu erledigen. Danach wird wieder ausgeruht. So das war es für heute. Hier noch ein paar Bilder von gestern Abend und heute morgen.
Ein Seelöwe taucht gerade unter unserem Boot auf.
Sonnenuntergang in Puerto Ayora
23. Mai 2007

Es war fast voraus zu sehen, dass meine Erkältung nicht so spurlos an Stefan vorüber gehen würde. Heute hatte er sich den gesamten Tag unwohl gefühlt und am Abend kam es dann raus. Bis jetzt jedenfalls hat es ihn, Gott sei Dank, noch nicht ganz so schlimm erwischt, wie mich vor ein paar Tagen. Er hat kein Fieber, nicht ganz so starke Gliederschmerzen aber auch einen kräftigen Schnupfen. Nun hoffen wir, dass in zwei Tagen alles wieder vergessen ist.

Eigentlich sieht unser Plan so aus, dass wir am Donnerstag Anker auf gehen und uns zur nächsten Insel Isabella verlegen wollen. Sie soll ebenfalls sehr schön sein und vor allem, dort leben Pinguine. Die haben wir noch nicht gesehen. Also entschlossen wir uns, noch frisches Gemüse zu holen und fuhren mit unserem Dingi in Richtung Ayora, wieder vorbei an den sich regelmäßig erholenden Seelöwen.

Wir schlenderten gemütlich durch den kleinen geschäftigen Ort. Kauften da zwei Kohlköpfe, dort Ingwer, woanders 7 Kilo Tomaten ein. Irgendwo hinter den Häusern hörten wir dann Marschmusik ertönen. Eine Frau erkannte unser Interesse an der Musik und führte uns durch mehrere Hinterhöfe zum Pausenplatz der hiesigen Schule. Dort sahen wir dann einen Spielmannszug und zirka 100 Schüler, die versuchen sollten, im Takt des Spielmannszuges zu marschieren. Dieses Unterfangen wurde von drei Sportlehren zu koordinieren versucht.
Der Spielmannzug
Es war grausam; für die Lehrer. Die Schüler waren alle im pupertären Alter und hatten alles andere im Kopf, als auf die Anweisungen der Lehrer zu achten. Die Mädels beschäftigten sich pausenlos mit ihren Haaren und zupften ständig an ihren Klamotten herum. Ein Teil der Jungs stampfte gedankenlos, natürlich unrhytmisch, mit ihren Füssen auf den Boden und starrten dabei Löcher in die Luft. Der andere Teil starrte zu den Mädchen rüber. Ein Bild für die Götter. Und die Musikanten gaben ihr bestes.

So manche Gedanken gingen auch in unsere Schulzeit zurück. Ich kann mich noch gut an ähnliche Situationen erinnern, wo die Lehrer keine Chance hatten, irgendetwas Konstruktives umzusetzen.

Dann ging es wieder zurück zum Boot zurück. Mit den vollen Tüten suchte wir uns einen neuen Weg durch den Ort zum Hafen.
vorbei an einem Friedhof....
...und vorbei an neuen und modernen Häusern in Ayora. Auf MULINE angekommen machten wir es den Seelöwen nach. Ausruhen.....
Auch unsere zuverlässige Toilette wurde krank. Rein ging ein bischen aber raus kam nichts mehr. Ich diagnostizierte: Starke Verstopfungen mit drohendem Darmverschluss. Mit diesen Ereignissen endete unser gestriger Abend.

Ich begann meinen Arbeitstag gegen 9 Uhr. Stefan bekam als erster seinen Tee, Nasentropfen und einen frischen Bezug. Dann witmete ich mich dem drohenden Notfall, der Toilette. Sie hatte sich vom Vorabend auch nicht erholt und zeigte immernoch die gleichen Symptome. Jetzt mußte ich ran. Zu benutzen ging sie nicht mehr und auf die Dauer war unsere Pütz kein entspannter Ersatz als Toilette.

Das hatte ich mir schon immer gewünscht: Ich muß die Toilette alleine Ausbauen. Stefan lag mit Fieber in der Koje und konnte beim besten Willen nicht helfen. Und es wurde grausam. Und nicht nur für mich.

Erst einmal versuchte ich verschiedene Ursachen auszuschließen. War es vielleicht das Ansaugrohr oder der Ansaugschlauch oder doch nur die neue Pumpe? Also löste ich paar Schellen, kontrollierte das Rohr und den Schlauch und baute dann die Pumpe aus und zerlegte sie in ihre Einzelteile. Aber nichts, alles pikobello und da vermutete ich schon, dass es ganz hart kommen könnte: irgendwo ist eine Verengung im Schlauchsystem, die sich allmählich zugesetzt hat. Und so war es auch.

24. Mai 2007

Gestern schrieb ich noch, dass es Stefan nicht ganz so schlimm erwischt hat aber da war der Tag noch nicht zu Ende. Am Abend ging es dann richtig los. Starke Gliederschmerzen, Fieber und zu allem Überdruss auch Kopfschmerzen. Aber bei diesem Patienten blieb es nicht.

Ich will es kurz machen. Es wurde eine große Sauerei mit entsprechenden Geruchsvariationen. Stefan versuchte in seiner nur einen Meter entfernten Koje wieder gesund zu werden und ich gab mein Bestes als Installateurin im Sanitärbereich. Die Engstelle die ich gefunden hatte, lag an einer Verbindungsstelle zwischen einem Ventil und einem Schlauch. Sehr schlecht ran zu kommen und sehr kraft aufwendig. Da ich auch noch in der Rekonvaliszenßzeit bin, war das alles ein ganz schöner Kraft- und Geruchsakt. Mit diversen Werkstücken versuchte ich die jahrelangen Ablagerungen rauszukratzen, stochern oder rauszumeißeln. Ich war so froh bei diesem Geschmatter ein Paket Gummihandschuhe an Bord zu haben.

Aber das Ergebnis zählt. Um 16.30 Uhr konnte ich den Erfolg meiner Operation vermelden. Stefan war begeistert und ich auch. Darauf gab es gleich einen Pfefferminztee mit Zitrone.

So jetzt bin ich k.o. und wünsche allen einen schönen Tag.

Und das sind auch schon die letzten Bilder von dem Ankerplatz vor Puerto Ayora auf Santa Cruz. Die nächsten werden von der Insel Isabella kommen. Ihr könnt schon gespannt sein.
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