Tonga - Stefan im Krankenhaus
Ok, es war nur die Ambulanz im Krankenhaus in Neiafu. Aber jedenfalls war es ein Glück, dass wir gestern noch umgekehrt waren.

Seit Tagen habe ich zwei kleine offene Wunden am linken Bein oberhalb des Fußknöchels, wahrscheinlich vom Schnorchel. Aber so was habe ich öfters. Nur dieses Mal entzündete sich eine der beiden Wunde und der Knöchel wurde dicker und dicker und schmerzte zunehmend. Jeder Segler in den hiesigen Breiten mit ihren hohen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit weiß, dass sich kleine Wunden schnell infizieren und gravierende Folgen für das Lymph- und Blutsystem im Körper nach sich ziehen können. Jedenfalls brachten die Bordmedikamente keine Besserung und heute morgen hatte ich Schmerzen in den Lymphknoten in der Leiste.

Also nichts wie ins Krankenhaus, dort gab es die einzigen drei Ärzte der Insel. Das wußten wir schon von anderen Seglern. Da gestern Feiertag war, saßen schon circa 50 Tonganer in dem Warteraum, aber die meisten waren wohl mit ihrer Familie gekommen, so dass ich schon nach 70 Minuten im Behandlungszimmer einer sehr freundlichen Ärztin mit einem überaus einnehmenden Lächeln saß. Dabei am Tisch auch eine Krankenschwester, noch mit gestärkter Haube.

Jetzt muß ich zwei Tage das Bein hochlegen und zwei Sorten Antibiotika nehmen, die eine Sorte fünf Tage lang alle sechs Stunden, die andere Sorte sieben Tage lang und alle acht Stunden. Das wird ja bald ein Weckerstellen geben.

Hier ist der Eingang in die Ambulanz in das Krankenhaus "PRINCE NGU HOSPITAL" zu sehen. Dieses Krankenhaus wurde 1981 eröffnet und hat eine wunderbare Lage. Es steht auf dem höchsten Berg in Neiafu und man hat einen Blick über die gesamte Ankerbucht. Für mich war dieser Besuch besonders spannend, da ich selbst in einem Krankenhaus arbeitete. Ein Krankenhaus in einem fremden Land und dazu noch auf einer kleinen Insel im Pazifik zu besuchen, ist schon etwas Besonderes.
Der Wartesaal in der Ambulanz. Da in Tonga verlängertes Wochenende war, war die Ambulanz entspechend gefüllt. Viele Kranke kamen gleich mit samt ihrer ganzen Familie. Und Stefan  wartete geduldig bis er an die Reihe kam.
Während Stefan wartete, machte ich mich auf eine kleine Erkundungstour. Hier geht es von der Ambulanz in den Teil des Krankenhauses, in dem sich die PatientenStationen befinden und auch der OP Bereich. Das Krankenhaus ist sehr luftig, zum Teil auch sehr zugig und das der Zahn der Zeit an dem Gebäude kräftig nagte war deutlich zu sehen. Auf den Gängen sind mir scheinbar entlassene Patienten entgegen gekommen, die ihr eigenes Bettzeug, einschließlich ihres Kopfkissen unter dem Arm trugen und auf dem Weg waren, das Gebäude zu verlassen. Keine schlechte Idee, dass sich die Patienten ihr eigenes Bettzeug mitbringen können. Viele Patienten vertragen in Deutschland das aggressive Waschmittel der Bettbezüge nicht und ich könnte mir vorstellen, dass sich es in seinem eigenen Bezügen deutlich angenehmer schlafen läßt. Allerdings müssen die Patienten hier auch ihr eigenes Toilettenpapier mitbringen, denn das Budget ist für diesen Posten schon seit Anfang März diesen Jahres aufgebraucht worden. Das erzählte mir eine Schwester auf Station.
Eike und ich auf Erkundungstour durch das Krankenhaus
Wenn ich Patientenstationen sage, dann meine ich die einzigen beiden Stationen im gesamten Krankenhaus. Die Türen der Patientenzimmer stehen alle offen und somit konnte ich auch einen Blick hinein werfen. Der überwiegende Teil der Zimmer sind mit vier und noch mehr Betten ausgestattet. Einzel und Zweibettzimmer gibt es auch. Es sieht alles sehr spartanisch aus.
Die Betten bzw. das gesamte Interieur ist sicher schon so alt, wie das Krankenhaus selbst. In den Zimmern liegen Patienten mit unterschiedlichen Erkrankungen. Aber das, glaube ich, ist normal in solch einem kleinen Krankenhaus. Ich schätze, dass dieses Haus nicht mehr als 100 Betten zur Verfügung hat. Einen kleinen OP Raum soll es auch geben, in dem ein Anästhesist, ein Chirurg und zwei Schwestern arbeiten.

Es gibt noch fest ausgewiesenen Besucherzeiten, die auch eingehalten werden müssen. Nichts da, dass der Patient permanent von Besuchern belagert werden kann. Hier kann er auch mal seine Ruhe finden. Der Krankenhausrhythmus selbst ist für den Kranken schon aufregend genug. Ich finde, dass die Besuchszeiten in deutschen Kränkenhäusern auch wieder eingeführt werden sollten und die Aufnahmefälle auch im Vorfeld besprochen werden müssten.

Das medizinische Personal arbeitet hier ebenfalls mit Einwegmaterialien. Viele Dinge, wie Infusionen oder Verbandsstoffe kommen von deutschen Firmen. Die medizinische Versorgung ist für Einheimische frei. Ein Tag im Krankenhaus kostet einen TongaDollar, umgerechnet  40 Cent, inklusive Essen. Für Touristen ist das  teurer, immerhin 4 Tongadollar. Und wer ein Einzelzimmer möchte muß 10 TongaDollar bezahlen, alles inklusive Essen aber ohne Toilettenpapier.

Ich könnte jetzt noch Stunden weiter erzählen aber ich glaube, dass würde den Rahmen jetzt sprengen. Die Schwestern waren alle sehr freundlich und auch die behandelnde Ärztin von Stefan machte einen kompetenten Eindruck. Sie vermittelte uns schon den Eindruck, dass sie sehr wohl weiß, wo sie arbeitet, welche Mittel ihr zur Verfügung stehen und dass sie trotzdem gute Arbeit leisten kann. Besonders angenehm war es, keinen Zeitdruck bei ihr zu spüren, obwohl der Saal voller Patienten saß. Und im Vergleich zu meinem Krankenhaus, zeigt mir dieser Krankenhausrhytmus hier, so deutlich, unter welchen hohen, hohen Zeitdruck wir in Deutschland arbeiten.

Im gesamten Gebäude und auf dem Gelände des Krankenhauses durfte nicht geraucht werden. Sehr fortschrittlich. In Deutschland hat man, so berichtete man uns,  sich erst in diesem Jahr dazu durchgerungen.
Die Ambulanzwagen des Krankenhauses.
Und so sieht es aus. Ein geschwollener Fuß und eine nicht heilende Wunde. Davor liegen all die guten Dinge, die in den nächsten Tagen gutes bewirken sollen.
Wir hoffen, dass es nicht schlimmer wird.
Linkes Bild:

Die beiden Wundermittel. Ein Mix von Antibiotika. Diese Medikamente hatten wir in der Krankenhausapotheke für 40 TongaDollar (18 Euro) kaufen können. Die Apotheke dort, hat fast ausschließlich Großeinkaufverpackungen für die Medikamente. Der Arzt in der Ambulanz schreibt das Rezept mit der benötigten Dosis für die nächsten Tage auf und der Patient gibt es gleich in die Krankenhausapotheke weiter. Dort werden aus großen Behältnissen die einzelnen Tabletten oder Kapseln herausgenommen und entsprechend abgezählt. Beipackzettel gibt es keinen, ein Verfallsdatum steht auch nirgends drauf aber dafür ganz genau erklärt, wie und wie lange dieses Medikament eingenommen werden muss. Die Stationen in Krankenhaus bekommen ebenfalls abgezählte Medikamente. Nirgends sah ich Originalverpackungen. In Deutschland ist das undenkbar.

Ok. Die Ärztin sagte Bein hoch legen und wenig laufen. Dann ging es los zu einer kleinen Inselrundfahrt. Die ROTOR, Geza und Eva luden die HAFSKIP, mit Joost und Ilse und uns zu dieser netten kleinen Inseltour ein. Interessant ist, wie wir dazu gekommen sind. Geza hatte vor drei Tagen 150 Liter Diesel in seine leeren Kanister getankt. Dann stellte Geza am nächsten Tag aber fest, dass dieser Diesel eine Macke hat. Entwerder war er verschmutzt oder er hatte ein Bakterium. Geza zog bei uns eine Dieselprobe, denn auch wir hatten Diesel in unsere Ersatzkanister getankt. Allerdings hatten wir unseren Diesel bei einer anderen Tankstelle gezapft. Unser Diesel war klar. Nun stand Geza mit 150 Liter nicht brauchbaren Diesel da. Die Tankstelle nahm den Diesel nicht zurück und so kam er mit einem Taxifahrer ins Geschäft. Dieser hörte sich Gezas Problem an und Geza schenkte ihm seine 150 Liter verunreinigten Diesel. Der Mann war überglücklich und lud Geza zu einer Inselrundfahrt ein. Geza sah sein Großraumtaxi und kam auf die glänzende Idee, uns alle zu einer Spritztour einzuladen. Klasse!
Das Taxi war groß genug, um das Bein hochzulegen.
Unterwegs auf der Insel
Tonganische Landschaft mit Pferd. Suchbild: wo ist das Pferd?
Dann besuchten wir eine Vanille Farm. Leider war zur Zeit keine Ernte. Erst Mitte Mai nächsten Jahres ist es wieder soweit.
Die Vanillepflanze ist eine Rankenpflanze. Oben im Bild ist die Blüte gut zu sehen. 

Nach der künstlichen Befruchtung durch die Plantagenarbeiter, reifen die Blüten zu solchen Bohnen. Wenn diese Schote langsam von unterher gelb wird, ist Erntezeit. Sie werden gepflückt, für nur 3 Minuten ins kochende Wasser gesteckt, dann für zwei oder drei Tage in 37 Grad warme Behältnisse gelegt und dann in die Sonne zum Trocknen. Und dann riechen und sehen die Vanilleschoten so aus, wie wir sie aus unseren Supermärkten kennen, schwarz und unheimlich gut riechend.

Rechtes Bild:

Das alles, erzählte uns die Betreiberin der Plantage.

Dann ging es weiter zur nächsten Attraktion. Eine Kava Fabrik. Ich hatte schon einmal, im Zusammenhang mit dem Königstreffen in Raiatea, von der Pfefferpflanze und von deren getrockneten Wurzel berichtet. Aus dieser getrockneten Wurzel wird dann das Kava-Pulver gewonnen, dass man dann mit Wasser anmischt. Fertig ist das berauschende Getränk. Der Besitzer dieser Anlage erzählte uns, dass er dieses Pulver auch nach Deutschland verschickt. Dort soll es gegen Depressionen und zur Schmerzlienderung eingesetzt werden. Das hört sich ja ganz fortschrittlich an.
Hier ist die Stampfmaschine zu sehen, in der die Wurzeln zu einem feinem Pulver zerstoßen werden.
Von links nach rechts: Ilse, Joost, Geza, Martina und Eva.
Das Ankerfeld in Neifu. Viele Segler warten hier auf ein günstiges Wetterfenster nach Neuseeland. An diesem Wochenende öffnete sich wieder so ein Fenster und viele Yachten bereiteten ihre Abfahrt vor.
Die BAHATI und die SEA BERYL bei den Vorbereitungen nach Neuseeland. Die BAHATI hatten wir das erste Mal in Kolumbien getroffen und Burt von der SEA BERYL in La ROCHELLE. Mit Burt waren wir auch auf den Galapagos Inseln unterwegs.
Hier die Crew von der BAHATI. Nat ( vorne, mit der roten Kappe) ist mit seinem Sohn und seinen zwei Kumpels unterwegs.
Burt der Einhandsegler von der SEA BERYL beim Dingi verstauen.
Marc und Svenja, links im Bild, auf ihrer YAGOONA. Ilse und Joost von der HAFSKIP verabschieden die beiden nach Neuseeland. Die YAGOONA ist das erste Boot von uns fünf Booten, dass nach Neuseeland aufbricht. Sie erwarten Mitte November Besuch in Auckland. Wir anderen warten auf das nächste Wetterfenster, das um den 14. November erwartet wird.
Der Sonnenuntergang auf unserem letzen Ankerplatz.
Derselbe Sonnenuntergang 5 Minuten später.......
.....weitere 5 Minuten später.

Wenn ich Fotos mit solchen Farbspielen der Natur in Hochglanzprospekten gesehen habe, dann war für mich klar, dieses Foto ist bearbeitet. Vielleicht habe ich mich da etwas getäuscht. Denn unsere Bilder sind auch keine bearbeiteten. Das ist Natur pur und mitten drin zu sein, in solch einem Sonnenuntergang, ist noch viel schöner.

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