Panama - Las Perlas Inseln - Isla San Josè und eine unglaubliche Geschichte
Vor drei Tagen (am Mittwoch in aller Früh) haben wir Balboa in Panama verlassen. Fast wie erwartet, gab es erst nur sehr wenig und dann gar keinen Wind, so dass wir motorten. So entschlossen wir uns, die Inselgruppe Las Perlas anzulaufen. Mit dem letzten Büchsenlicht liessen wir den Anker in einer kleinen Bucht vor der Insel Pedro Gonzales fallen.
Im Golf von Panamá auf der pazifischen Seite befindet sich der Archipiélago de las Perlas (Perlinseln), eine Gruppe von mehr als 100 Inseln unterschiedlicher Größe.
Am nächsten Morgen tauften wir die Insel in Pelikan Island um, denn wir lagen vor einem riesigen Brutgebiet der Pelikane. Hoch oben in den Wipfeln sassen Hunderte von ihnen und es roch etwas wie im Zoo. Sie schienen Formationsflüge zu üben, fischten, indem sie sich aus großer Höhe ins Wasser stürzten und manche ruhten sich einfach auf dem Wasser aus. In einem schlauen Buch von uns stand, dass es sich wohl um die kleinste Art von Pelikanen handelt, den sogenannten Braunpelikanen. Er ist der einzige Stosstaucher der acht weltweit bekannten Pelikanarten und hat etwa die Größe der deutschen Saatgans.
Rechtes Bild:
Mittags verlegten wir uns, allerdings überwiegend auch unter Motor in eine große unbewohnte Bucht im Südosten der Insel San Jose, wo wir immer noch vor Anker liegen und auf Wind warten.
MULINE vor Anker auf Isla San Jose
Die Bucht die wir uns ausgesucht hatten war sehr wild und unberührt. Nirgendwo waren Fußspuren zu sehen oder andere Zeichen die darauf hindeuteten, dass hier irgendwo Menschen wohnten.
Es war eine riesige ausgedehnte Bucht mit einem sehr breiten Strand.
Natürlich steckte Martina ihren Kopf gleich in den Sand und ging auf Muschelsuche. Zur übergrossen Freude von Martina gab es am Strand eine Vielzahl unterschiedlichster Muschelarten, so dass unser Boot jetzt drei weitere Kilo schwerer ist. Es gab aber nicht nur Muscheln am Strand zu sehen sondern auch viele kleine Krabben, die den Strandsand zu ganz kleinen Kügelchen formten.
Die Tierwelt hat hier einiges zu bieten: wieder zahlreiche fischende Pelikane, Fregattvögel, die noch waghalsigere Flugmanöver vollführen, Tölpel, Braunmantel-Austernfischer. Er ist fast so groß wir ein Huhn und hat einen schwarzen Kopf, einen langen roten Schnabel, der Bauch ist weis und die Flügel sind schwarz.
Am Strand gab es unzählige Einsiedlerkrebse, die ihr kleines Muschelhäuschen auf dem Rücken tragen, Krabben in unterschiedlichen Größen und Leguane. Als ich den ersten in etwa zwei Meter Entfernung sah, spurtete ich in die eine und er im gleichen Augenblick in die anderer Richtung. Er hatte immerhin eine Länge von knapp einem Meter. Das passierte mir aber nur einmal. Denn dann holte ich die Kamera. In dem Gebüsch zwischen dem Strand und dem Urwald gab es viele von diesen Tieren.
Wie schon in der vorhergehenden Bucht, gab es hier viele Pelikane.
Wie dieser wachsame "Schreiter" am Strand heißt können wir Euch nicht sagen.
Ein etwas kleines Exemplar von einem Leguan. Das waren aber nicht die einzigen Reptilien am Strand. Die anderen waren nicht zu sehen und das war auch gut so. Denn, auf unserem Rückweg zu unserem Dingi sahen wir eine riesige Spur eines Krokodils im Sand, die geradewegs von Dschungel ins Wasser führte. Vor bei an unserem Dingi......Wir waren schwer beeindruckt und schluckten erst einmal kräftig.
Natürlich laden solche ruhigen Binnenseen gerade dazu ein, ein Paradis für Krokodile zu werden.
Hier gibt es zwei große Sandstrände mit Urwald gleich dahinter und ansonsten hohen schwarzen Felsen. Die Sandstrände haben wir bereits erkundet, der Urwald ist zu dicht, um hineinzugehen.
Eigentlich wollten wir schon zu den Galapagos Inseln aufbrechen aber wir haben bei uns festgestellt, dass nichts so vergänglich sein kann, wie unser Plan vom Vortag. Mal ist es das Wetter was uns am Bleiben hält, mal eine nette neue Segler-Bekanntschaft und dieses Mal die gestrige Funkrunde mit Günter.
Günter kommt aus Köln, ist Amateurfunker und betreibt seit zirka 23 Jahren eine Amateurfunkstation. Er sitzt mit seiner Anlage auf Contadora, einer kleinen Inseln auf den Las Perlas und betreut Segler im Pazifik, u.a. mit Wetterinformationen, aber auch mit allen anderen Ratschlägen und Hilfen, wie das unter Amateurfunkern eben so üblich ist. In der Runde hatten wir gehört, dass eine Bucht weiter ein Hotel oder eine Hazienda sein soll, betrieben von einem deutschen Ehepaar. Die Frau, Gerda, war auch auf Funk und meinte, wir sollten sie besuchen, zumal ihr Mann gestern mit dem Boot nach Panama City gefahren und sie alleine sei. Von anderen Seglern, die gerade Landfall auf den Gambier-Inseln im Pazifik hatten, hatten wir sodann gehört, bei Gerda könne man tolle Grapefruits pflücken und mitnehmen.
Zurück wieder auf der MULINE genossen wir die Ruhe in der Bucht. Am nächsten Tag standen zwei wichtige Arbeiten auf dem Plan: Unterwasserschiff schruppen, das mußte Stefan machen und Haarefärben, das mußte Martina machen. So sieht bei uns die Arbeitsteilung aus....
So sieht Haarefärben auf Las Perlas aus
......und wir fanden Gerda.....
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Solch eine Begegnung wie die mit Gerda werden wir bestimmt nicht allzu oft auf unserer Reise haben.
Gerda und ihr Mann Dieter leben seit zirka 23 Jahren auf San Josè. Anfänglich glaubten wir, dass die beiden das einzige Hotel auf dieser Insel führen, aber weit gefehlt. Es gab zwar ein kleines Hotel in der Nähe, das gehörte aber nicht Gerda und Dieter. Sie leben seit einem viertel Jahrhundert in der Wildnis, in einem, ja, Haus kann man nicht sagen, vielleicht eher Verschlag oder Unterstand. Es gibt einen Betonsockel auf welchem durchsichtiges Wellblech die Form einer Hütte ergibt. Bis zum Jahre 2000 lebten sie vollkommen alleine auf dieser Insel und seit nun 7 Jahren gibt es ein Hotel, welches ihr Robinsondasein etwas aufgehoben hat. Aber darüber sind sie nicht traurig, denn auch sie sind älter geworden, Gerda rüstige 69 Jahre und Dieter etwas angeschlagene 80 Jahre alt. "Das Hotel bietet doch etwas Sicherheit bei eventuellen Notfällen" sagt Gerda. Der Besitzer des Hotels soll sehr hilfsbereit sein und der Privtatflugplatz nicht weit.
Der Strand von Gerda und Dieter
Das ist die "Hütte" von den Beiden von See aus gesehen....
...und das ist die Behausung vor Ort.
Dieter haben wir nicht kennengelernt. Er war vor drei Tagen mit seinem kleinen Motorboot in das 60 Seemeilen entfernte Panama-City aufgebrochen, um die Vorratskammern für die nächsten 4 Monate aufzufüllen. So saßen wir mit Gerda allein auf der Veranda und sie erzählte uns aus ihrer beiden turbulenten Lebensgeschichten. Wir stellten fest, dass Dieter und Gerda keine Unbekannten sind. Der Stern, die ARD, der Spiegel, alle waren sie schon da und hielten ihre Lebensgeschichte als Film oder Zeitungsreportage fest.
Die Beiden waren vor 25 Jahren aufgebrochen, um einen Deutschen, der auf den Malediven auf Grund eines Verbrechens auf eine einsame Insel verbannt worden sein soll, zu besuchen. Dort, auf den Malediven wollten Gerda und Dieter, ganz im Sinne Robinson Crousos, sich ebenfalls niederlassen. Also brachen sie 1982 unverdrossen mit ihrem knapp 9 Meter langem Stahlboot auf. Einiges hatten sie schon mit dabei, Schaufel, Hacke, einige Pflanzen und Samen.
Und dann kam alles anders. Sie lernten 3 Jahre später, auf den Las Perlas, ein deutsches Weltumseglerpärchen kennen, welches bereits das dritte Mal auf dem Weg um den Globus war. Als diese vom Plan Gerdas und Dieters hörten, sich auf den Malediven niederzulassen, versicherten sie ihnen, dass die Inseln der Malediven für ihr Vorhaben ungeeignet seien und das Archipel der Las Perlas das wirklich letzte Paradis dafür sei. Hier gibt es unbewohnte Inseln, geschützte Buchten und das Lebensnotwendigste, Wasserquellen. Diese Argumente ließ die Beiden nicht lange überlegen und so landeten sie auf San Josè.
Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Frisches und zudem noch haltbares Obst an Bord ist natürlich eine riesige Sache und so verlegten wir uns eine Bucht weiter und suchten Gerda......
Gerda, 69 Jahre alt, erzählt aus ihrem Leben und solch eine Geschichte hörte wir nicht alle Tage.
Gerda machte mit uns eine Besichtigungstour und nimmt uns mit auf ihren täglichen Rundgang, holt ihre Machete,die Klinge ist zirka 70 cm lang, ohne die sie keinen Meter aus der Hütte geht und zeigt uns ihr kleines selbstgeschaffenes Reich. Immer mit von der Partie ist Bella, eine deutsche Schäferhündin, die Gerda nicht von der Seite weicht und ungebetende Gäste rechtzeitig aufstöbert. Da kommt es schon mal vor, einem zwei Meter langem Krokodil zu begegnen oder einer Boa Constricta, die sich gerade an einem ihrer noch verbliebenen Hühner zuschaffen macht. Machete und Bella erweisen ihr da schon mal gute Dienste.
Das ist im übrigen der wirkliche Kampf des Überlebens. All das Angepflantze, die Nutzbäume und deren Ertäge, Tomaten, Gurken usw. aber auch ihre Tiere(20 Schafziegen und die vier Hühner mit dem Hahn) vor den wilden Tieren und dem Urwald zu schützen. Jeder will seinen Anteil und das kostet Gerda und auch Dieter viel Energie.
Das ist die Blüte der Passionsfrucht oder auch bekannt unter dem Namen Maracuja. Wir waren leider zu früh da, denn erst in ein paar wochen ist die Frucht reif.
Das sind Pomelos. Eine Art der Zitrusfrüchte. Verwand ist sie mit der Grapefruit und diese wiederum wurde aus der Pampelmuse gezüchtet.
Das sind zwei noch nicht reife Cashew Nüsse.
Ab und zu gibt es auch mal ein Wildschweinbraten, erzählt Gerda stolz. Dazu muß sie nur lange genug ruhig auf einem ihrer Mangobäume sitzen, Wildschweine mögen die süßen Mangos, und im geeigneten Moment sich von oben auf das Schwein stürzen und es an den Hinterläufen packen. Bella und Gerda sind ein erfolgreiches Jäger-Team.
Mit vollgepackten Taschen geht es zurück zur Hütte. Dort wartet auf uns eine ganz besondere und einfallsreiche Wage auf uns...
Ich fragte Gerda, ob sie sich das so vorgestellt habe, ihr Robinson-Leben. Ein klares "NEIN" war die Antwort. Das tägliche Überleben in der Wildnis, erfordere sehr viel Kraft, sagt sie. Angefangen damit, kleine Flächen dem Urwald abzugewinnen, um Nutzbäume, wie Avocados, Brotfruchtbäume, Orangen, Pampelmusen anpflanzen zu können, die Wege frei zuhalten, die nach kürzester Zeit wieder zugewuchert sind oder Trinkwasser aus der brackigen Wasserquelle zu gewinnen.
Natürlich immer dabei Schäferhündin Bella. Ohne sie geht Gerda niemals aus dem Haus. "Zu viele Gefahren lauern im Dschungel" sagt Gerda.
Dieter hat sie entworfen und funktionieren tut sie Auch. sogar richtige Eichsteine gibt es, im linken Bild zu sehen. jeder Stein hat ein bestimmtes Gewicht. Vorne ist gut der 1 kg -Stein zu sehen.
Gerda und martina beim wiegen der Früchte.
das Zuhause von Gerda und Dieter seit 25 Jahren.....
Seit zwei, drei Jahren haben die Beiden nun auch eine Kurzwellenanlage, der Strom kommt aus dem kleinen Generator und speist die neue AGM-Batterie, und so hört Gerda fast jeden Abend Günters Pazifiknetz-Segler-Inforunde zu. Einige Segler erfahren auf diesem Wege von den beiden Robinsons aus Hamburg auf San Josè, und besuchen sie dann auf ihrer Insel. So wie wir auch. Und es war wirklich ein Erlebnis, Gerda kennengelernt zu haben. Es wird sicherlich eine bleibene Erinnerung von unserer Reise werden. Ihre warme Gastfreundlichkeit, ihre Erfahrungen und Lebensgeschichte sind uns sehr nahe gegangen.
Ein Blick von Gerdas Veranda. Immer gut im Blick unsere MULINE.
Bella, die Schäferhündin und ihre "Kampfhühner". Solch prächtigen Exemplare von hühnern haben wir noch nie gesehen. Achtet mal auf das Größenverhältnis zu Bella. Die Hühner waren riesig. Und meisten hatten Martina die kräftigen und strammen Hühnerfüße gefallen. Ganz zu schweigen von dem Dornfortsatz des Hahnes. Wir können nur sagen: " Es waren ausgesprochene Dschungelhühner! Die können es notfalls auch mit einem Krokodil aufnehmen" .
Aber etwas Wehmut bleibt doch zurück. Gerda, die seit fast 10 Jahren die Insel nicht verlassen hat, sich nach einem Besuch nach Deutschlad zu ihren Kindern sehnt, lebt zum einen in ihrem selbstgewählten Paradis. Frei und ungebunden, aber dieses Paradis ist mittlerweile doch zu einer Last, fast sogar zu einem Gefängnis für sie geworden. Dieter, der nicht mehr in der Lage ist, die körperlich schwere Arbeiten zu verrichten oder die Tiere zu versorgen, zwingt Gerda, auf der Insel zu bleiben. Scheinbar hat alles seinen Preis.
Nach drei Tagen sind wir dann Anker auf in Richtung Galapagos. Ein letzter Blick auf Gerdas Strand Paradis. Wir wünschten ihr vom ganzen Herzen alles Gute und stellten unseren Bug in Richtung Galapagos. Der Wind bescherte uns einen furiosen Auftakt. Er blies mit 4-5 Bft aus Nord und bei mitlaufendem Strom machten wir knappe 7 Knoten Fahrt über Grund. Dann stellte sich doch langsam die erwartete Windstille ein. Daran müssen wir uns jetzt wohl gewöhnen, uns mal treiben zu lassen oder größere Strecken unter Motor zu laufen. Bislang kannten wir nur die strammen Winde vom Atlantik und der gesamten Karibik.
Ganz unerwartet kam für uns diese Windarmut in diesem Gebiet nicht. Wir hatten schon im Vorfeld in unseren nautischen Bücher gelesen, dass die Strecke nach Galapagos und auch die weitere Strecke über den Pazifik häufig von Flautengebieten betroffen sind. Neu für uns war zudem, auf See mit Gewitterfelder in Kontakt zu kommen. Seit wir im Pazifik sind, hatten wir fast jeden Abend Gewitterwolken um uns herum. Die blumenkohlartigen, turmhohen und schlohweißen Gewitterwolken sehen an sich am blauem Himmel wunderschön aus. Aber da kamen später ganz beeindruckende Blitze heraus. Auf See, besonders in der Nacht, sieht das ganz schön beängstigend aus. Der gesamte schwarze Himmel ist dann manchmal hell erleuchtet und man kann die kilometerhohen Gewitterwolken gut erkennen. Nicht immer gab es dazu Donner oder Regen. Wind bislang auch nicht.
Dann besuchte uns diese Vogeldame. Sie war eine von der ganz hartnäckigen Sorte. Sie wollte partou auf der MULINE mitsegeln und suchte sich dafür auch gleich einen Platz in der ersten Reihe....
Unsere neue Mitseglerin war eine Gabelschwanzmöwe.. Ihre Art kommt außer auf der Galapagos Inseln nur noch auf dem kleinen Inselchen Malpedo nahe der kolumbianischen Küste vor. Diese Möwenart ist einzigartig unter den Möwen. Denn diese attraktiven, großäugigen Vögel fliegen
nachts auf der Jagd nach Fischen und Tintenfischen auf das Meer hinaus. Ihr heller bauch, eine grauweiße Schnabelspitze und ein auffälliger weißer Fleck am schnabelgrund ermöglichen den Jungtieren. ihre Eltern im Dunkeln schnell zu erkennen.
Dieses Verhalten hat auch den Vorteil, dass die Möweneltern am Tage ihr Nest nicht verlassen brauchen und somit ihren Nachwuchs vor den Attacken der Fregattvögel schützen können. Clever der Vogel.
Nach einiger Zeit verließ uns die Gabelshwanzmöwe und wir hatten noch 630 Seemeilen bis Galapagos........
Zuerst wurde nach einem geeigneten Platz Ausschau gehalten......
...dann versucht zu landen.....
....und dann Platz genommen.
Auf unseren ersten Seemeilen in Richtug Galapagos begleitete uns eine Gruppe Delphine. Es ist immer wieder schön diese Tiere mit dem Bug der MULINE spielen zu sehen.