Das alte Messene
Heute stand wirklich ein Highlight auf unserem Plan. Stefan und ich wußten anfänglich nicht so recht was wir uns auf dem Peloponnes ansehen wollten. Da kamen uns wieder Traudl und Friedel zur Hilfe. Sie kennen den Peloponnes besser als wir und empfahlen uns einen Ausflug in das alte Messene. Traudl erzählte uns, dass diese Ausgrabungsstätte noch nicht so über die Landesgrenzen hinweg bekannt sei aber das sei aufgrund der dortigen Fundstücke kaum zu erklären. Und sie sollte Recht behalten....
Das alte Messene lag knappe 50 Kilometer nördlich von Koroni. Traudl und Friedel hatten eine wunderschöne Autostrecke dorthin ausgesucht und brachten uns als erstes zu der alten Stadtmauer von Messene.

Die ehemals insgesamt 9 km langen Stadtmauern stammen aus der Zeit der Stadtgründung von Messene, die in das 4. Jh. v. Chr. zurückgeht. Diese antiken Mauern gehören derzeit zu den besterhaltenen Griechenlands. Die Mauer ist durch zahlreiche Türme von halbrundem und quadratischem Grundriss gesichert aber dieses Bauwerk muß wohl bisher als nahezu unerforscht gelten. Von dem über 9 km langen und in einigen Partien bis zu 10 m hoch erhaltenen Monument sind beispielsweise weder der Verlauf noch die Zahl und Lage von Toren und Türmen sowie die Baugeschichte umfassend geklärt.

Wenn man sich einmal vorstellt, dass diese Teile einer Stadtmauer aus dem 4. Jh. v. Chr. stammen, ist es unglaublich.....
Bislang ist auch noch nicht fundiert geklärt, zu welchen Zweck diese Mauern tatsächlich entstanden. Ob wegen einer äußeren Bedrohung einerseits oder zu Repräsentationszwecken der Messenischen Bürger andererseits ist noch nicht klar. Eines steht auf jeden Fall fest, die Mauern entstanden in einer Zeit der völligen Neuordnung der Machtverhältnisse auf der Peloponnes, in eine Zeit Bahn brechender Entwicklungen der Waffentechnik und gestattet zudem einen wichtigen Einblick zwischen Belagerungs- und Verteidigungstechnik. Sie entstand zu einer Zeit, in der Alexander der Große um 330 v. Chr. einen ersten Höhepunkt erreicht hatte.
Ein Blick auf das neue Messene. Diese gleichnamige moderne Stadt liegt oberhalb der Ausgrabungsstätten am Hang und man hat von dort aus einen wunderbaren Blick über das alte Messene. In dem neuen Messene leben etwa 10 Tausend Einwohner.
Nach der Besichtigung der Stadtmauern von Messene fuhren wir nun zu den Ausgrabungsstätten der Stadt, dem alten Messene.

Intensive Ausgrabungen sowie architektonische und topographische Studien durch internationale Forscherteams haben den Ort des alten Messene in den letzten zehn Jahren zu einer der heute am besten bekannten Stadtanlagen im antiken Griechenland gemacht. Das alte Messene wurde 369 v. Chr. von einem Feldherr Namens Epameinondas gegründet. Das geschah nach dem Sieg über die Sparter, als er seine Landsleute, die Messenier, die weit verstreut im Land waren, zurückrief und Messene dann zur Hauptstadt des neuen Staates Messeniens ausrief.

Hier sieht man das alte Messene im Vordergrund und neue Messene im Hintergrund. Das alte Messene stellt einen Straßenzug dar.
Aufgrund von Beschreibungen eines antiken Reiseschriftstellers aus der damaligen Zeit ist es den Wissenschaftlern und Forschern möglich, eine Identifizierung der ausgegrabenen Monumente vorzunehmen. Viele Ausgrabungsfunde werden derzeit noch rekonstruiert und wieder aufgerichtet.
Hier sind Teile eines Brunnens zu sehen.

Rechtes Bild:

Der bedeutendste Baukomplex der Ausgrabungsstätte. Er nennt sich Asklepieion, das heute einem Kurbad entsprechen würde und in Form einer Tempelanlage gebaut wurde. Man fand einen Ringhallentempel, einen davorgelegenen Altarbau der durch einem Hof getrennt wurde und dieser mit je 21 bzw. 23 Säulen gesäumt wurde. Diese Tempelanlage ist 66 Meter breit und 72 Meter lang und wird von viele Säulengängen durchbrochen. Man konnte ebenfalls viele Umrisse kleinerer Versammlungsräume herausarbeiten und fand heraus, dass einige Säle zur Götterverehrung dienten.

Ein Kurbad der Antike.
In der Tempelanlage fand man Statuen, reich verzierte korinthische Kapitelle und Friesarbeiten, die Stierköpfe und Girlanden darstellten.
Eine weitere sehr gut erhaltene Anlage ist die eines Theaters. Dieses Theater soll sich im Zenrum der Stadt befunden haben. Der Boden ist mit Mosaiksteinen ausgelegt.
Erstaunlich war, dass wir hier nur wenige Besucher antrafen. Das kann zum einem daran gelegen haben, dass wir sehr spät, 5 Minuten vor dem letztem Einlass, die Ausgrabungsstätte besucht hatten aber in Massen ist uns auch keiner entgegen gekommen. Ich glaube wir haben ganze fünf Personen plus dem Personal auf dem Gelände gesehen. Kaum zu glauben, dass solch eine gut erhaltene antike Stadt so wenig Beachtung findet.
Der letzte Gast macht das Licht aus....
In den letzten Jahren wurde die monumentale Anlage eines Stadions ausgegraben, die beeindruckendste und besterhaltene Ruine der Stadt.

Der nördliche Teil des Stadions ist über eine Länge von 110 m auf allen drei Seiten von Hallen in dorischer Ordnung umgeben, von denen zahlreiche Säulen wieder aufgestellt wurden. Das Nordende der Laufbahn wird von steinernen Stufen hufeisenförmig eingefasst, die Tribünen am südliche Ende waren ohne Sitze und sind heute mit Rasen befestigt. Am gegenüberliegenden Ende des Stadions ist der Startbereich.

Hier ist die Ehrentribüne zu sehen. Hier hatten wohl die wichtigsten Leute von Rang und Namen Platz genommen.
Man betritt das Stadion an seiner Nordwestecke durch ein wieder aufgerichtetes Propylon . Das ist eine säulengetragene Eingangs-oder Vorhalle. Oben im Bild zu sehen.
Linkes Bild:

Schon zu der damaligen Zeit gab es " Das Stille Örtchen". Hier ist die antike Version zu sehen. Eine Art Plumsklo aus Stein. Unter den Falllöchern befand sich ein Wasserkanal, der mit Wasser aus dem nahe befindlichen Fluss gespeist wurde. Ich gehe mal davon aus, dass zwischen den einzelnen Sitzmöglichkeiten Trennwände bzw., Sichtschutze bestanden hatten. Ansonsten verdiente

diese Einrichtung nicht den Namen " Stilles Örtchen".
Rechtes Bild:

Das ist eine Säule, auf der zu früherer Zeit eine Bronze Statur eines bedeutenden Bürgers der Stadt gestanden hat. Wer diese Person war haben die Forscher nicht herausfinden können. Die Säule ist 4,85m hoch und setzt sich aus 7 Trommeln zusammen. Gefertigt wurden die Säulenteile aus einer Art Kalkstein.

Eine Nahaufnahme eines Säulenelements.

Nach knapp eineinhalb Stunden verließen wir wieder die Ausgrabungsstätte. Seltsamerweise schließen solche Besichtigungsstätten in Griechenland sehr früh. Letzter Einlaß war hier 15 Uhr. Auch in anderen Anlagen in Griechenland fanden wir die gleiche Situation vor oder sie schlossen noch früher. Aber das kannten wir bereits aus Ägypten. Selbst die Pyramiden von Gizeh sind nur bis zum Einlassschuß von 16 Uhr zubesichtigen und das weltbekannte Ägyptische Museum nur bis 17 Uhr. Ich glaube da ist doch noch was drin.....

Anschließend fuhren uns Traudl und Friedel wieder zurück durch die wunderschöne Natur des Peloponnes und Abends gab es dann leckeren Tzatziki und den griechischen Wein Retcina.

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