Durch die Strasse von Messina
Von dem Peloponnes stareten wir mit guten Winden in Richtung Italien. Unser nächstes großes Ziel waren die Balearen und wenn das Wetter mitspielen sollte, wollten wir in einem Rutsch durch bis nach Mallorca segeln. Dabei wollten wir durch die Strasse von Messina und südlich an Sardinien vorbei. Auf Mallorca wartete ein langjähriger Freund auf uns und zudem, wollten uns dort meine Eltern Mitte Juni besuchen. Noch hatten wir keinen so großen Zeitdruck aber so etwas kann sich beim Segeln immer schnell ändern....

Auf dem Weg zu der Strasse von Messina trafen wir über Kurzwelle den Katamaran YARA mit Gesche, Herbert und dem kleinen Yannic wieder. Die drei hatten wir das Letzte Mal in Ismailia in Ägypten gesehen. Sie waren aber bereits knappe zwei Wochen vor uns in Richtung der Türkei aufgebrochen und nun wollten sie wie wir, quer durch das Mittelmeer in Richtung Westen segeln. Das traf sich gut und von nun an vereinbarten wir einen festen Zeitpunkt für eine tägliche Funkrunde.

Aber das Wetter sollte nicht weiter mitspielen und in der Strasse von Messina sagten die Wetterprognosen für die kommenden Tage starke Winde aus dem westlichen Sektor vorraus. Das bedeutete für uns, einen Zwischenstopp auf Sizilien einzulegen. Also schauten wir in unseren nautischen Unterlagen nach, und suchten uns eine geeignete Bucht zum Ankern aus, die zudem noch guten Schutz vor den westlichen Winden bot. Unsere Wahl fiel auf die Bucht vor dem kleinen Ort Mondello. Aber bis dahin waren es noch knappe 100 Seemeilen aber der Westwind sollte ja auch erst am nächsten Tag einsetzen. Jetzt mußten wir erst einmal durch die Strasse von Messina segeln.

Die YARA mit Gesche, Herbert und Yannic, die knappe 90 Seemeilen hinter uns segelten, entschlossen sich ebenfalls in die selbe. Bucht vor Anker zu gehen und so trafen wir uns, am nächsten Tag, nach einem Monat wieder.

Wir kamen gut voran und nach dreieinhalb Tagen sahen wir die südliche Fußspitze Italiens. Der Wind hatte hier mächtig an Windstärke zugenommen aber zu unseren Gunsten gedreht. Er kam jetzt aus Ost und schob uns mit einer leichter Strömung in die Strasse von Messina.
Dieser Teil des italienischen Festlandes heißt Kalabrien.

Linkes Bild:

Hier ist das südwestlichste Kap des italienischen Festlandes Capo dell Armi zu sehen. Oben auf dem Berg thront ein Leuchtfeuerhäuschen. Hier an diesem Kap beginnt auch die Strasse von Messina.

Die Strasse von Messina ist eine Meerenge zwischen Kalabrien auf dem italienischen Festland und der Insel Sizilien, die das Tyrrenische Meer mit dem Ionischen Meer verbindet. Sie ist 32 Kilometer lang und zwischen drei und acht Kilometer breit. Wichtigster Hafen in dieser Meerenge ist Messina im Nordosten Siziliens.

Die Küste Kalabriens ist hier mit sehr hohen Gebirgsketten durchzogen. Es wechselten sich Täler mit steilen Bergflanken ab. Die Sicht war leicht diesig.
Sizilien ist die größte Insel Italiens und des Mittelmeeres. Sie wird durch die Straße von Messina vom italienischen Festland getrennt. Die Insel bildet zusammen mit den angrenzenden kleineren Nebeninseln eine autonome Region Italiens. In dieser Region leben etwa 5,2 Millionen Einwohner.
Das Wetter war verrückt. Oben im Bild ist das italienische Festland zu sehen, das auf unser Steuerbordseite lag....
...und zur gleichen Zeit, oben im Bild, zu unserer Backbordseite ist Sizilien (nicht) zu sehen. Vermutlich versteckt sich hinter dieser Wolkenwand der riesige Ätna.
Das Gebirge das sich bis an die Ufer des Festlandes an die Strasse von Messina erstreckt und selbst darüber hinaus bis über die Strasse nach Sizilien, sind die Ausläufer der Apenninen, der zentralen gebirgskette, die sich durch ganz Italien zieht. Auf dieser liegt auch der Vulkan Ätna mit seinen 3 323 Meter Höhe und der aktivste Vulkan Europas. Ein weiterer noch tätiger Vulkan erhebt sich auf Stromboli, einer der Liparischen Inseln nordwestlich der Straße von Messina.

Die Apenninen sind Ausläufer der Alpen. Die regelmäßige Bergkette ist etwa 1 200 Kilometer lang und bis zu 129 Kilometer breit. Trotz der hohen Gipfel Monte Corno (2 912 Meter) und Monte Amaro (2 795 Meter) liegt die durchschnittliche Höhe des Gebirges bei nur etwa 1 200 Meter über dem Meeresspiegel. Zu den Apenninen gehört auch der Vesuv.

Das Küstengebiet an der Stiefelspitze Italiens
...und immer noch schönstes Wetter auf der Steuerbordseite.....
.....und weiterhin dichtverhüllt Sizilien auf der anderen Seite.
In der Strasse von Messina war viel los. Wir fuhren dicht unter Land und so konnten wir das Treiben an dem Ufer des Festlandes gut beobachten. An den Stränden tummelten sich Sonnenhungrige und Badefreudige und auch Surfer waren in der Meerenge zu sehen. Wind gab es ja genug.

Über uns flogen immer wieder Flugzeuge der italienischen Fluggesellschaft, große Containerschiffe, kleine Fischerboote oder auch nur Angler in Schlauchbooten waren in und über der Strasse von Messina unterwegs.

Dicht an den Ufern standen schicke Villen und Ferienhäuser. Das Ufer auf dieser Seite war schlechthin stark bevölkert. Große Autobahnbrücken konnten wir sehen, die all die kleinen und großen Städte am Küstenstreifen miteinander vernetzten. Die größte Stadt auf der Stiefelseite Italiens ist Reggio und auf sizilianischer Seite Messina. Aber diese Stadt war immer noch wolkenverhangen.

Die Stadt Reggio di Calabria.
Die Stadt Giovanni am Ausgang der Straße von Messina. Nach über drei Stunden erreichten wir das andere Ende der Strasse. Ohne nennenswerte Schwierigkeiten, die uns durch starke Strömungen oder durch starke Winddrehungen hätten entstehen können. Am nächsten Tag wollten wir die Bucht von Mondello erreichen und wir freuten uns auf ein Wiedersehen mit Yannic, Herbert und Gesche von der YARA.

In der Vergangenheit gab es immer wieder die Überlegung eine Brücke über die Strasse von Messina zu bauen. Bereits 1970 gab es fertige Pläne zur Querung. Es gab einen Wettbewerb und aus den fünf Brückenentwürfe wurde ein Tunnelprojekt prämiert. Die Ausführung des ausgewählten Plans sollte 7 Jahre dauern und anfangs 3,5 Milliarden D-Mark kosten. Die geschätzten Kosten stiegen aber in den Folgejahren bis auf 7 Milliarden D-Mark. Die italienische Regierung gab das Projekt 1975 schließlich aus Geldmangel auf.]

Am 13. Oktober 2005 hatte das italienische Parlament unter der Regierung von Silvio Berlusconi einen Auftrag zum Bau einer 3,3 km langen Brücke über die Strasse an die italienische Baugesellschaft Impregilo vergeben. Das ca. 4 Mrd. Euro teure Projekt sollte im Zeitraum von 2006 bis 2012 realisiert werden. Die Regierung unter Romano Prodi stoppte das Bauvorhaben im Oktober 2006 wieder. Berlusconi wurde erneut gewählt und will das Projekt nun wieder vorantreiben. Mal sehen was draus wird...

Allmählich lösten sich die Wolken über Sizilien auf und langsam kam das andere Ufer zum Vorschein.
Ja sollte Belusconi tatsächlich das Projekt des Brückenbaus über die Strasse von Messina verwirklichen, würden all die Fuhrunternehmen hohe Verluste zu verbuchen haben.
Kurz bevor die Sonne verschwand konnten wir die Küste von Sizilien nun doch noch sehen. Der Ätna war nun schon zu weit südlich und auch immernoch von Wolken umhüllt.
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