Ein Ausflug auf den Mittleren Finger des Peloponnes
Der eine oder andere wird sich vielleicht schon gefragt haben, was unser Salalah in der Zeit gemacht hat, als wir ständig auf Achse waren. Zumal wir die meiste Zeit im Haus von Friedel und Traudl übernachtet hatten. Ja, Salalah hühtete unserer Hab und Gut. Jeden Tag besuchten wir Salalah und manchmal schliefen wir auch eine Nacht auf MULINE. Insbesondere zu der Zeit als wir mit Salalah zum Tierarzt waren und er seine diversen Spritzen bekommen hatte. Da wollten wir dann doch ein Auge auf ihn haben und ihm Gesellschaft leisten.
Die Ankerbucht in Koroni
Immer wenn wir zurück an Bord kamen, begrüßte uns Salalah verschlafen an Deck. Manchmal hörte er uns auch von weiten heranpaddeln und mit lauten Geschrei stand dann Salalah aufgeregt an der Bugspitze und konnte es kaum erwarten.
Aber auf unseren Plan stand noch eine weiter Tour auf dem Peloponnes. Traudl und Friedel wollten uns noch einen Teil des mittleren Fingers zeigen, den wir jeden Tag von ihrer Terrasse aus sehen konnten. Auf diesem Finger des Peloponnes befindet sich das Talyetos- Gebirge mit seiner höchsten Erhebung, dem Berg Ilias von 2400 Metern. Seine Bergspitze war zu der Zeit noch mit Schnee bedeckt und bot uns jeden Tag ein phantastisches Panorama.
Die Tour führte uns über die Provinzhauptstadt Kalamata in Richtung Spartas, zum Küstenort Gythion, über das Talyetos-Gebirge zurück auf die Westseite des Fingers nach Areopolis und wieder zurück nach Koroni.
Nach Kalamata ging es in die Berge. In Serpentinen schlängelte sich die Straße die Berge hoch auf die Bergkuppen und wieder runter in die Täler. Wir hatten viele beeindruckende Aussichten auf die Landschaft. Zwischendurch kamen wir auch in ein Gebiet, in welchen Waldbrände der Natur mächtig zugesetzt hatten. Immerwieder entzünden sich in Gebieten des Peloponnes Brände, die nicht immer natürlichen Ursprungs sind. Erst vor zwei Jahren wütete auf dem mittleren Finger ein sehr ausgedehntes Feuer in dieser Region, dass sogar den Weg in die internationale Presse fand.

Unser erster Halt war wieder an einer Stelle, die einen bedeutenden geschichtlichen Hintergrund hatte. Es war Mystras, eine byzantinische Ruinenstadt, die sich nordwestlich der Stadt Sparta auf einem Hügel des Talyetos- Gebirges befand.

Morgens ging unsere Tour los und wir besuchten zuerst den Bauernmarkt in Kalamata. Solche Märkte sind für uns immer noch spannend. Auf unserer gesamten Reise sind uns die Rundgänge über die einheimischen Gemüsemärkte nicht langweilig geworden. Und auf dem Markt in Kalamata fand ich nach drei Jahren auch meine Kräutertöpfe wieder. Pö a pö werde ich nun meinen Kräutergarten auf MULINE erweitern. Eröffnet wurde er mit einem Thymiantopf und Salalah war ebenfalls begeistert
Die Geschichte der Bergfestung Mystras beginnt mit dem vierten Kreuzzug, als die Kreuzritter 1206/07 die Peloponnes eroberten. In den darauffolgenden Jahrhunderten diente dieser Ort, aufgrund seiner exponierten Lage an einem Berghang, als Zufluchtsort und als Höhenfestung. Zum Beispiel die griechischen Bewohner Spartas, die die Fremdherrschaft der Kreuzfahrer leid waren, siedelten sich im nur etwa drei Kilometer entfernten Mystras an. Unterhalb der Festungsburg entstand eine blühende Stadt, die schließlich mehrere zehntausend Einwohner zählte, und Mystras avancierte zum kulturellen Zentrum der Region.
In der Ruinenstadt sind Überreste von Palästen zu sehen und gut erhaltene oder wiederhergestellte Kirchen und Klöster zu besichtigen. Eines der Klöster ist noch bewohnt und in einigen Kirchen sind farbenprächtige Wandmalereien erhalten geblieben. Die Hauptkirche befindet sich auf der Kuppe des etwa 600 m hohen Berghanges und steht - wie alle Gebäude der Stadt unter Denkmalschutz.

1989 wurde Mystras von der UNESCO in die Liste der Denkmäler des Weltkulturerbes aufgenommen.

Durch einen Feldzug des Italieners Morosini kam die Stadt von 1687 bis 1715 in venezianischen Besitz und1715 kam Mystras abermals unter türkische Herrschaft. Dann aber begann der Glanz der Stadt zu erlöschen. Auf Befehl der Türken hin, wurde Mystras dann im Jahre1770 von albanischen Truppen verwüstete. Damit war Mystras Blütezeit endgültig vorbei. Zudem wurde später im griechischen Freiheitskampf die Stadt dann 1825 derart zerstört, dass man auf den Wiederaufbau verzichtete. Statt dessen baute man wenig später das Jahrhunderte zuvor verlassene Sparta wieder neu auf.

Leider schloß auch diese ruinenstadt schon gegen 14 Uhr ihre Pforten, so dass wir nur Blicke von außen auf die Gebäude am Hang werfen konnten.
Von Mystras aus regierten kaiserliche Prinzen, bedeutende Philosophen siedelten sich hier an und 1448 wurde hier der letzten byzantinische Kaiser gekrönt. Der sogenannte Despotenpalast von Mystras war der größte byzantinische Repräsentationsbau außerhalb von Konstantinopel. Später im Jahre1460 musste Mystras an die osmanischen Türken übergeben werden und dann sprossen auch die Minarette der Moscheen zwischen Kirchen und Klöstern hervor.
Ein Blick in das Tal von der Anhöhe Mystras.

Goethe, der selbst niemals Griechenland bereiste, setzte Mystras ein literarisches Denkmal, indem er sich von Berichten über die Stadt zur Schilderung jener Kreuzfahrerfestung bei Sparta, auf der Faust die schöne Helena trifft, inspirieren ließ.

Nach unserem Besuch Mystras fuhren wir weiter in Richtung Sparta und dem malerisch am Hang gelegenen Städtchen Gythion, auf der Ostseite des mittleren Fingers.
Nun ging es von den Bergen des Talyetos- Gebirges ab ins Tal an die Küste.
Gythion hat 5000 Einwohner und ist ein vielbenutzer Fährhafen. In früherer Zeit diente der Hafen als Basisstation für die Kriegsflotte der Spartaner. Aber auch als Handelhafen spielte Gythion in der Antike eine bedeutende Rolle. Vorallem wegen des bei den Römern so geliebten grünen Marmors, der in den nahe gelegenen Steinbrüchen abgebaut wurde.
Heute ist Gythion ein netter kleiner Küstenort, in dem nichts mehr auf die bewegte Geschichte schließen läßt. Hübsche Tavernen säumen das Hafenbecken und vieler Orts wird für die einheimische Küche geworben.
Auch bei uns meldete sich der Magen und bei einer Aussicht auf einen Tzatziki-Salat können wir schon gar nicht nein sagen.
Einige Restaurants hatten, sehr dekorativ, eines ihrer Vorspeisengerichte ausgehängt. Schön in Reihe wurde der Octopussalat, eine sehr griechische Vorspeise, auf die Leine gehängt. Zur Vorbereitung der Speise muß der Krake zum Trocknen in die Sonne gehängt werden. Danach wird er in vielen Variationen verarbeitet. Stinken tuen die toten Tiere auf der Leine nicht und Fliegen interessierten sich für diese Leckerei Gott sei Dank auch nicht.
Eine Octopus-Girlande
Im Hafenbecken lagen jetzt keine Handels-oder Kriegsschiffe mehr, wie zu Zeiten der Antike. Jetzt lagen kleine Fischer, Motorboote und ab und zu auch ein Segelboot an der Pier.
Nach der kleinen Stärkung in Gythion ging es wieder über die Berge zurück auf die Westseite des mittleren Fingers. Wir kamen durch wunderschön gelegene Bergdörfer und machten in einer kleinen Stadt namens Areopolis halt.
Auf dem Weg hierher konnten wir auf vielen Bergkuppen auffällige, teils zerstörte Wachtürme sehen. Sie zeugen aus der kriegerischen Zeit des 13. Jahrhunderts. Ein Volk namens Niklier zogen sich nach einer Niederlage in diese Berglandschaft zurück. Aber sie verteidigten nicht nur sich und ihr Land, gegen jeden Eindringling, sondern lagen auch untereinander in ständiger Fehde. Die Niklier waren als kriegerisches Volk bekannt. Nur zu Beerdigungen und zur Erntezeit herrschte Burgfrieden.
Linkes Bild:

In diesem beeindruckenden Gebäude befindet sich ein Kriegsmuseum. Vermutlich ist aus dem Grund, dass die Niklier so ein kriegsfreudiges Völkchen war und diese Region so geprägt haben, dieses private Kriegsmuseum entstanden. Hier werden Waffen und Kriegsgegenständen jeglicher Art

Rechtes Bild:

Traudl versucht die am Eingang des Museums hängenden Gedenktafeln zu übersetzen.

Es war bereits später Nachmittag geworden und wir dachten an den Rückweg nach Koroni. Sicher hätten uns Traudl und Friedel noch gerne mehr gezeigt aber für diesen Tag war unsere Aufnahmekapazität ausgeschöpft. So fuhren wir die Küstenstraße am

Das sogenannte Mauerblümchen...
Die Ruinenstadt Mystras
In den Gassen von Areopolis
Messenischen Golf zurück ins Haus von Traudl und Friedel. Gegen 20 Uhr erreichten wir dann Koroni. Ja so aufregend und anstrengend kann das Seglerleben auf solch einer Reise sein.......

Unsere Zeit auf dem Peloponnes ging nun langsam auch seinem Ende entgegen. Einen Besuch im städtischen Krankenhaus von Kalamata mußten wir noch abwarten, dann wollten wir los.

Na und das hatte ich noch gar nicht erwähnt, eine heftige Nierenkolik Tage zuvor ließ mich die Notfallaufnahme des Krankenhauses in Kalamata als Patient testen. Für mich als gelernte Krankenschwester war das doppel spannend. Natürlich stand ersteinmal für mich die schnelle Schmerzbehandlung im Vordergrund. Aber nach diversen Spritzen konnte ich das Treiben auch schon wieder etwas gelassener aus der Sicht eines Insider beobachten.

Eines kann ich sagen, die Schmerzbekämpfung wurde schnell eingeleitet und die darauffolgende Diagnostik mit Röntgen, Ultraschall und Abnahme des Labors von Blut und Urin, war in 20 Minuten abgeschlossen. Heraus kam, Grieskörner in der Niere die den schmerzhaften Weg über die Harnleiter am frühen morgen nach draußen angetreten hatten. Der Arzt sagte nur, auf den Bildern wäre nichts mehr von den Körnchen zu sehen und ich sollte meine übliche Trinkmenge von knapp einem Liter einfach in den kommeneden Jahren erhöhen, dann würde ich zukünftig keine Beschwerden mehr bekommen. Dank Traudls Hilfe, denn Griechisch gehört nicht zu unserem Fremdsprachenrepertoire, konnten wir uns einigermaßen verständigen. Die Schwestern und Ärzte waren sehr nett und bemüht um uns und

was uns am meisten überraschte war die Rechnung. Es gab nämlich keine. Wir erfuhren, dass alle Leistungen, zumindesten die in der Notfallaufnahme, kosten los in Griechenland sind. Da staunten wir nicht schlecht. Nach fünf Tagen sollte ich mich nochmals dem Urologen vorstellen. Es wurde ein abschließender Ultraschall gemacht und dann gab es eine herzliche Verabschiedung mit allen guten Wünschen für unsere weitere Reise. Das ist Griechenland!
Den letzten Tag in Koroni verbrachten wir mit Einkäufen und Trinkwasser tanken. Am Abschiedsabend kochte Traudl nochmals lecker griechische Spezialitäten und dann hieß es nach fast zwei Wochen "Jasas2 wie der Grieche sagen würde.

Die Zeit mit Friedel und Traudl sind wie im Fluge vergangen und den Peloponnes können wir nur als "Geheimtip" für kommende Urlaubspläne empfehlen. Es gibt hier soviel zu entdecken, zu besichtigen und zu genießen, das ist sicher eine reise hierher wert......

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Das alte Fort mit dem Klostergarten in Koroni.