Molukken
Leider haben wir von den Molukken nicht allzuviel gesehen. Zum einem lag das daran, dass wir nicht genügend Zeit zur Verfügung hatten, um die wenigen brauchbaren Ankerplätze zu suchen und zum anderen hatten wir zeitweise richtig guten Wind zum Segeln, den wir dann auch gleich nutzten, um einige hundert Meilen ohne Motor zurückzulegen. Also ließen wir einfach einige Inseln links liegen und nutzten den Wind und schonten unsere Dieselreserven für die kommenden Flauten.
Aber nichts destotrotzfanden wir ein zwei schöne Ankerplätze.
Die Molukken mit ihren nahezu 1000 Inseln erstrecken sich beiderseits des Äquators, zwischen Papua Barat, mit seinen beiden Provintzhauptstädten Jayapura und Manokwari und der großen Insel Sulawesi, welche unser nächstes Ziel sein wird.
Die Molukken werden dem einen oder anderen als die Gewürzinsel bekannt sein. Hier werden seit Jahrhunderten Nelken, Muskatnüsse und Pfeffer angebaut. Bis in das 16. Jahrhundert monopolisierten arabische und indische Geschäftsleute den Handel in dieser Region und im Jahre 1511 landeten die ersten Europäer auf den Molukken. Zuerst kamen die Portugiesen, gefolgt von den Spaniern und den Holländern. Die letzteren blieben dann auch gleich 350 Jahre, beuteten die Inseln aus und erlangten die Vorherrschaft über den lukrativen Gewürzhandel.
Auch wenn heute immer noch Gewürze auf den Inseln angebaut werden, hat diese Region seine Vormachtsstellung für den Gewürzhandel verloren und hat kaum noch eine wirtschaftliche Bedeutung. Heute zeichnen sich die Molukken für ihre Unberührtheit aus, in der traumhaftschöne Tauch-und Schnorchel Reviere und Strände zu finden sind. Um den überlaufenen Touristengebiete Indonesiens zu entfliehen suchen einige die Ruhe auf dieser abgelegenen Inselgruppe, so steht es in unserem Reiseführer.
Im Vergleich zu anderen Regionen Indonesiens sind die Molukken relativ dünn besiedelt. Touristen gibt es kaum welche und wenn, sind sie eher auf der Insel Ambon zufinden, auf der sich auch die Hauptstadt der Süd- Molukken befindet oder im Norden des Inselreiches, den Nord-Molukken, im Raum um die Insel Terenate.
Wir fanden zwei Ankerplätze abseits dieser beiden Inseln und haben keine andere Touristen getroffen. Selbst Segelschiffe wie unsere MULINE kommen nur sehr selten in diese Region und so waren wir, zusammen mit der YAGOONA, Hauptinteresse der Inselbewohner. Wir ankerten beidemale in der Nähe eines kleinen Dorfes und da war der Weg nicht weit, dass wir ständigen Besuch an unseren Booten hatten. Manchmal kamen sie mit Fisch zum Verkauf und manchmal nur um zu schauen.
Berührungsängste kannten die Molukken keine. Wenn wir nicht aufpassten, waren sie in null Komma nichts an Bord und machten es sich bequem. Und wenn wir nicht signalisierten, bitte nur an Bord kommen, wenn wir die Erlaubnis dazu geben, dann hatten wir in kürzester Zeit das halbe Dorf zur Besichtigung der Boote im Cockpit sitzen. Da die Männer auf den Inseln viel Zeit haben, konnte sich der Besuch auch über Stunden hinziehen. Aber es war auch keine Schwierigkeit, ihnen verständlich zu machen, dass wir etwas zu tun haben an Bord oder auch nur allein sein wollten. Dann stiegen sie sofort in ihre Kanus und fuhren zurück ins Dorf.
Wir besuchten ein kleines Dorf auf der kleinen Insel Pasilpah. Sie liegt südwestlich der langen Insel Mangoli in einer geschützten Bucht. Das Dorft war so klein, dass wir den Namen auf keinen unserer Unterlagen finden konnten.
Und das Interesse und die Neugier war groß auf beiden Seiten. So angelten am Nachmittag immer mindesten sechs Männer in ihren Kanus um unsere Boote herum. Wir mußten fast annehmen, dass wir uns in einem der weltbesten Anglerreviere befinden, welches nicht größer war als 800m2 und ausgerechnet dort ankerten wir. Unsere Boote wurden ständig begutachtet. Aber auch wir sollten einen der beeindruckendsten Besuche in einem Dorf machen. Es wurde unbeschreiblich.
Wir hatten das Gefühl, die gesamte Dorfgemeinschaft war auf den Beinen, um mit uns durch ihr Dorf zu gehen und um uns alles zu zeigen. Es wurde gedrängelt, geschupst, viel gelacht und ständig an uns herumgezogen. Englisch konnte keiner und wir waren mit unserem Wörterbuch Englisch-Indonesisch ausgerüstet.
Nachdem wir unsere Kameras hervorholten hatten, gab es kein Halten mehr. Die Kinder wollten alle aufs Bild, die meisten jungen Damen auch und das immer in anderen Positionen. Eine Dorfbewohnerin hatte ein Handy mit integrierter Kamera. So mußten wir ebenalls in verschiedensten Positionen und mit verschiedensten Leuten in die Kamera gucken.
Im Dorf selbst war nicht viel zu sehen. Es gab eine Kirche und eine Moschee, dazu einige Verkaufsläden. Diese Läden waren gut sortiert und boten über Lebensmittel, Kleidung und Handwerkerbedarf alles an. Wir statteten einem dieser Läden ein Besuch ab und das ganze Dorf stand mit uns in diesem kleinen "Tante Emma Laden". Wir schauten uns die Produkte an und die Dorfbewohner kommentierten diese. Und wieder wurde viel gelacht. Da seit dem 1. September Ramadan ist, gab es nirgends etwas zu essen. Aber das sollte sich für uns auch noch ändern, denn prompt erhielten wir eine Einladung von einer freundlichen und resoluten Frau.
Mit Hilfe unserer Wörterbücher konnten wir einige Dinge in Erfahrung bringen: wie alt der eine oder andere war oder ob er verheiratet ist, wieviele Kinder, Namen, ob verwandt oder verschwägert und welcher Religion der einzelne zugehörig ist. Und immer wieder wurde viel und laut gelacht, wenn wir uns gegenseitig doch verstanden.
Wenig später blätterten auch einige Dorfbewohner in unseren Wörterbüchern herum und versuchten uns Fragen zu stellen. Es war eine Atmosphäre, unbeschreiblich.
Die zweite Frau von links ist die Dame des Hauses. Nach einer Stunde verabschiedeten wir uns wieder. Der Rundgang durch das Dorf ging weiter
Natürlich stand das halbe Dorf mit in dem Zimmer und an den Fenstern drängelten sich die, die keinen Platz im Haus gefunden hatten. Wir bekamen von der Dame des Hauses kleine Knapperein und Saft angeboten und das halbe Dorf sah dabei zu, wie uns die indonesischen Leckerein schmeckten
Allmählich machten wir uns auf den Heimweg. Nach drei Stunden waren wir komplett erschlagen von den vielen Eindrücken, dem Umringtsein und der Gastfreundschaft. Wir konnten kaum den einen Fuß vor den anderen setzten. Überall und dicht gedrängt wurde auf uns eingesprochen. Natürlich auf indonesisch. Wir wollten zurück auf die Boote. Das ganze Dorf stand am Ufer und winkte uns zum Abschied zu. Es war ein herliches Bild.
Immer wieder haben wir uns vorgestellt, wie Politiker und berühmte Stars mit solch einen Trubel zurecht kommen müssen. Und unser Menschenauflauf war im Vergleich dazu verschwindend gering.
Hier ist ein kleiner Verkaufsladen zu sehen.
Was es mit diesem Rinderkopf?auf sich hat, haben wir leider nicht herausbekommen. Aber alle lachten kräftig, als wir dieses Foto machten und die Kinder riefen laut "Gagak".
Er war der Einzige, der zum Zeitpunkt unseres Dorfbesuchesarbeitete. Er verstärkte gerade das Heck, da der Motor dieses beschädigt hatte.
Die beiden Mädchen unten im Bild hatten sich mit eine Art Reismehl die Gesichter eingerieben. Dieser Brei soll die Haut vor der starken Sonneneinstrahlung schützen.
Wir hätten ein Weitwinkelobjektiv gebraucht, um alle auf das Bild zu bekommen, die uns zum Abschied zu winkten. Am nächsten Tag gingen wir Anker auf. Aber die nächsten war dieser Dorfbesuch noch immer ein Thema für uns.
Jetzt ging es allmählich in Richtung Kendari. Einer größeren Stadt auf der Insel Sulawesi. Dort werden wir Besuch von Dieter aus Stefans Heimat bekommen. Er wird uns Ersatzteile, Süßigkeiten, Bücher und Zeitschriften mitbringen. Das wird fast wie Weihnachten werden. Wir freuen uns und sind schon ganz gespannt und entspannt, wie die kommenden fünf Wochen dem Nicht-Segler Dieter gefallen werden.
Und zum Schluß noch ein paar Bilder von unterwegs in den Molukken.
Nach langer Zeit ist uns mal wieder ein Mahi Mahi, eine Goldmakrele, an die Angel gegangen.
Die YAGOONA, mit Marc und Svenja.