Tonga - Neiafu
Wir hatten uns überlegt, dass es das Beste wäre, die tonganische Inselgruppe vom Norden her in Richtung Süden abzusegeln. Zum einen wäre die Zeitplanung zurück nach Nuku´alofa einfacher und zum anderen hätten wir auch die Möglichkeit, alle unsere Yachten, YAGOONA, DINGO, HAFSKIP und die ROTOR wiederzusehen, was für Nicht-Segler Eike sicherlich auch ganz spannend ist. Also machten wir uns auf die 180 Seemeilen entfernte nördliche Inselgruppe Vava´u
Für Eike wurden das die ersten zwei Nächte auf einer kleinen Segelyacht in seinem Leben. Im Vergleich zu meinen Angängen hielt er sich prächtig. Meine ersten Segeljahre waren von ständiger Übelkeit geprägt, einschließlich der Gang zur Reling. Bei Eike zeigte sich nur eine leichte Müdigkeit
Kaum hatten wir Nuku´alofa verlassen, wurde die Angel ausgeworfen. 24 Stunden später, pünktlich zum Abendessen, zog es an der Leine. Ein zirka 5 Kilo schwerer und 110 cm langer Mahi Mahi hing an unserer Angel. Eine Stunde später lag er friedlich in heißer Butter in unserer Pfanne.
Zur Abwechslung backten wir am nächsten Tag Brot. Eike mahlte die Weizen und Roggenkörner, die wir noch aus der Mühle von Gomera auf den Kanarischen Inseln hatten und Stefan setzte den Sauerteig an. Am Ende kamen drei wohlschmeckende Vollkornbrote heraus.
Eike war begeistert.
Zwei Tage nach dem Auslaufen in Nuku´alofa liefen wir in die Bucht bei Neiafu ein. Neiafu ist der Hauptort in der Vava´u Inselgruppe. Hier leben ungefähr 5 000 Einwohner und es ist ein großer Treffpunkt für viele Yachten, die auf ein passendes Wetterfenster nach Neuseeland warten. Ungefähr 60 Yachten lagen hier vor Anker oder hingen an einer Mooring. Die YAGOONA und die DINGO waren auch bereits hier.
Linkes Bild:

Das nationale Einklarieren war schnell und einfach. Zwischen den Inselgruppen muß man in Tonga ebenfalls ein und ausklarieren. Der Zollbeamte war freundlich und auf die Frage hin, ob Stefan von ihm ein Foto machen dürfte, fragte er,  für welchen Zweck er dieses Foto machen wollte. Stefan sagte ihm, er möchte das Foto seiner Mutter in Deutschland zeigen. Daraufhin sagte der Zollbeamte OK und war mit dem Fotographieren einverstanden.

...und wir wurden nicht enttäuscht. Die Sicht war hervorragend. Oben im Bild ist die Hauptstadt Neiafu zu sehen und das Ankerfeld, in welchem wir mit unseren Booten liegen.
Die Inselgruppe Vava´u erinnerte uns ein wenig an die Ostschären in Schweden. Überall sind kleinere oder große Inseln verteilt und manchmal kommt man sich vor, als segelte man auf einem See oder zwischen den Wäldern

In dem Ort Neiafu wurden in diesen Tagen Vorbereitungen für das Eintreffen der Aussenminister aller Südsee Inseln getroffen. Straßen wurden abgesperrt, Häuserwände frisch gestrichen, Flaggen gehisst und Transparente über die Straßen gespannt. Ein wenig erinnerte Eike und mich das an die ehemalige DDR. Waren hohe Herrschaften auf den Weg in kleinere Provinzen, wurde an der Protokollstrecke kräftig gewienert.

Ein Polizist wartet auf die Kolonne mit den Außenministern
Ganz Neiafu war in Aufregung. Die Kinder hatten schulfrei und alles was laufen konnte, war auf den Beinen. Aus großen Musikboxen ertönte moderne Pop-, Rock und Hardrockmusik. Selbst ältere Damen schaukelten und wippten im Rhythmus dieser Klänge. Von tonganischer Heimatmusik, abgesehen von einem Lied mit Hochrufen auf den König, war hier keine Spur.
An die Schüler wurden tonganische Flaggen verteilt.
Diese beiden Damen trugen durch Ulk und Klamauk zur Erheiterung aller Wartenden bei. Sie sahen zwar wie Soldatinnen, aus aber das war nur eine Verkleidung. Jeder der vorbeikam, wurde mit ihren Wasserpistole bespritzt.
Wir warten.....warten .....und warten.....
.........Ja, und nach 1 1/2 Stunden warten war es dann soweit. Die Aussenminister rollten durch das Dorf. Alle gingen auf ihre zugewiesenen Plätze, schwenkten ihre Fahnen und im Hintergrund dröhnte moderne Musik von Jennifer Lopez. Das war dann doch etwas anders in der DDR. Hier wurden Kampflieder oder andere politisch korrekte Musik gespielt. Und wenn schon moderne Musik, dann auf jedenfall Ostdeutsche Interpreten wie, die Pudhys oder die Gruppe Karat.
Eike und ich konnten das Jubeln noch, aber bei Marc mußten wie noch etwas Nachhilfeunterricht bei "Wie jubelt und winkt man am effektivsten" geben. Auch die Aussenminister waren geübte Winker. Sie freuten sich über die jubelnde Menge.
Am Ende der im schritttempo fahrenden Wagenkolonne schwenkten alle Schüler und Dorfbewohner auf die Straße. Dann war der ganze Spuk beendet und der normale Dorfalltag kehrte wieder ein.
Hier ist die Polizeistation von Vava`u zu sehen und gleich nebenan ist die Feuerwache von der man noch eines der drei Feuerwehrfahrzeuge erkennen kann.
Das hier ist eine Tankstelle. Dort werden wir uns vor unserer Abfahrt auch noch mit Hilfe unserer Kanister versorgen. Der Liter Diesel kostet an dieser Tankstelle übrigens 2,86 Tongadollar, das sind in etwa 1,10 Euro

Linkes Bild:

anscheinend wir der tonganische Fußball von die FIFA gesponsort......

Schon in Nuku`alofa hatten wir unzählige Schweine gesehen. Und hier in der Vava`uGruppe ist es nicht anders. Auf Tonga gibt es statt der unherstreunenden Hunde überall Schweine. Jetzt könnte man annehmen, dass es hier in Tonga gutes Schweinefleisch zu kaufen gibt. Aber weit gefehlt. Nur Huhn Lamm und Rind, meistens aus Neuseeland, sind in den bescheidenen Lebensmittelgeschäften zu finden.
Von anderen Seglern hatten wir gehört, dass es hier in Neiafu einen Aussichtspunkt gab, der einen wunderschönen Überblick über die Vavau Gruppe mit seinen Inseln geben soll. Zusammen mit Marc und Svenja von der YAGOONA, bei sengender Sonne, machten wir uns auf den Weg.....
Nach ein paar Tagen in Neiafu verlegten wir uns in eine der über 30 Ankerbuchten. Die schmutzige Wäsche war gewaschen,  frisches Wasser in den Tanks und Obst und Gemüse eingekauft. Jetzt war Erholung angesagt. Oben ist die DINGO und die YAGOONA zu sehen.

Die Inseln sind zum Teil felsig, dicht bewaldet und stark zerklüftet und manche haben einen wunderbaren Strandsand. Bei einigen Inseln haben sich Grotten  gebildet, die so groß sind, dass man sie mit dem Dingi befahren oder aber auch ertauchen kann. Mit der DINGO unternahmen wir dann einen Ausflug zu diesen Grotten.

Svenja und Marc auf dem Vorschiff der DINGO
Klein Boaz mit seinen Eltern, Martin und Dirma. Boaz kann mittlerweile zügig über das Deck seines schwimmenden Zuhause laufen. Immer mit dabei seine Schwimmweste und damit wirklich nichts passiert, ist die Reling mit einem Netz umspannt, damit Boaz beim Beobachten der bunten Fische im Wasser nicht von Bord fallen kann.
Im Innern einer Grotte.
Wer schon auf der Homepage der YAGOONA gesehen hat, www.yagoona.de , wird dieses Bild kennen.  Denn diese kleine Geschichte war wirklich kurios. Marc war eigentlich auf Nahrungssuche für unser gemeinsames Abendessen.
Ganz klassisch mit einer Harpune, es fehlte nur noch ein entsprechend großes Exemplar von einem Fisch. Marc war also mit seinem Dingi auf der Suche nach einer stark zerklüfteten, felsigen Inselstelle, bei der sich häufig gerne größere Fische aufhalten. Dann hörte er plötzlich ein Quieken. Er sah zu Seite, fuhr aber weiter und sah dann beim Vorbeifahren in eine felsige kleine Höhle hinein. Er traute seinen Augen kaum. Eine kleiner zitternder Frischling lag in diesem Loch, laut quiekend. Genau in diesem Moment kam Eike und ich mit unserem Dingi angefahren.

Wir waren gerade auf einer anderen nahegelegenden Insel auf Muschelsuche gewesen und sahen Marc von Weiten mit seinem TaucherTshirt und ahnten schon, dass er auf Fischfang aus war. Also nichts wie hin dachten wir uns, mal sehen was er schon geschossen hat. Und als wir ankamen sahen wir Marcs verdattertes Gesicht. Er sagte nur: Ihr werdet es kaum glauben, was ich für heute Abend gefunden hab. Dann hörten wir auch schon das laute Quieken.

Dann leiteten wir die Rettungsaktion ein. Intensivpfleger Eike sprang ins Wasser und barg den Frischling ab, Marc und ich hielten die Stellungen in den Dingis und bereiteten  uns moralisch auf das Eintreffen des kleinen Patienten vor. Als Eike den Frischling schwimmend zu den Dingis gebracht hatte, untersuchten wir es erst einmal. Klar war, dass es eindeutig zu klein war für ein Abendessen. Aber Spaß bei Seite. Der Frischling hatte noch seine Nabelschnur, zitterte fürchterlich und quiekte lautstark vor Angst, Freude  und Aufregung. Unsere erste therapeutische Maßnahme war, das Ferkel mußte in die Sonne gesetzt werden. Dann stellten sich natürlich die Fragen: woher kam das Schwein und wohin mit dem Schwein.

Zuerst fuhren wir mit ihm zu unseren Booten und dokumentierten unseren Fund fotographisch. Dann ging es ab in das Dorf, das sich vor unserem Ankerplatz befand. Wir hofften die Sau zu finden, zu dem der Frischling gehörte. Aber das war unmöglich. Das Glück stand aber trotzdem auf der Seite des Frischlings. Wir fanden ein Mädchen  von ungefähr 11 Jahren, die sich über unser quiekendes Geschenk riesig freute. Wir hofften, ihre Eltern auch. Dann fragte sie uns nach dem Namen des Frischlings und Eike antwortete prompt  Marc. Dieser Name war für sie ok , sie lächelte über beide Ohren und zog mit dem kleinen Marc glücklich davon.

Tja, warum nun dieses kleine Minischwein in dieser Höhle lag und vor allem wie es dorthin gekommen war, blieb für uns ein Rätsel.

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