Nordsee

Cuxhaven, 12. Juni 2006

Gegen 14.45 Uhr lösten wir die Leinen im Yachthafen Brunsbüttel. Das Schleusen ging problemlos. Mit uns in der Schleuse war noch ein kleiner Frachter, der ebenfalls in die Nordsee wollte. Dann öffneten sich die Schleusentore zur Nordsee. Ich würde sagen " wir fahren in die Höhle des Löwen". Nun müssen wir ständig mit dem Tiedenkalender und den Strömungsatlanten leben. Konkret heißt das, man segelt nicht los wenn man will oder ausgeschlafen hat, sondern man muß erst rechnen und sich nach der Tiede richten.Wenn man an der Ostsee aufgewachsen ist, die Ostsee einem vertraut ist oder auch Teile des Mittermeeres, welches ebenfalls weitgehend gezeitenlos ist, dann hat man einen großen Respekt vor dem anspruchsvollen Revier der Nordsee. Hier müssen viele Komponenten zusammenpassen, damit es auch ein entspanntes Segeln wird. Es kommen jetzt Überlegungen hinzu wie: wann ist das Wasser wo wie hoch , schaffen wir es noch über die nächste Sandbank. Und wie schon erwähnt, wichtig ist die Strömungsrichtung, die Windrichtung und natürlich die Windstärke. Die Windstärken von 5-6 Beaufort auf der Ostsee oder dem Mittelmeer sind etwas ganz anderes als auf der Nordsee. Wenn hier bei diesen Windstärken die Strömung oder der Wind gegeneinander stehen, dann sollte man einfach auf besseres Wetter warten. Letzlich kommt es hier ganz besonders darauf an, dass man zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle ist. Gut das wir 3 1/2 Jahre Zeit haben.

Wir hatten für heute alles richtig gemacht. Unsere Berechnungen stimmten. Wir segelten mit ablaufenden Wasser in Richtung Cuxhaven. Die Sonne schien und der Wind schob uns mit 3-4 Beaufort zügig zu unserem ersten Tidenhafen auf der Nordsee.

Cuxhaven, 16. Juni 2006

Nun sind wir bereits seit Montag Abend hier. Die Wettervorhersagen für die letzten paar Tage zu unserem Segelgebiet waren nicht ganz zutreffend. Es sollte deutlich stärkerer Wind eintreffen, so das wir uns entschieden hatten, in Cuxhaven zu bleiben. Aber der Wind blieb aus. Nicht das wir Langeweile hätten. Nein, jeden Tag gab es etwas Neues.

Vor zwei Tagen haben wir an einer Wattwanderung nach Neuwerk teilgenommen. Ich kannte diese Insel und ihre vorgelagerte Insel Scharhörn aus dem "Tatort" mit Kommissar Stöver (Manfred Krug) und seinem Assistent Brockmüller (Charles Brauer). Ich hatte diese Folge mehrmals in ihrer Wiederholung im Fernsehen gesehen. Nun wollte ich mir Neuwerk in Natura ansehen. Der Start der Wanderung mußte sich natürlich nach dem Gezeitenstand richten. Als wir gegen 8.00 Uhr starteten, war das Wasser bereits deutlich abgelaufen. Wir hatten jetzt ca 4-5 Stunden Zeit, dann sollte das Wasser wieder zurückkommen. Unser Wattführer veranschlagte für die Strecke nach Neuwerk, ca 12 km, um die 3 Stunden. Also genügend Zeit hatten wir. Die Gruppe war relativ groß. Eine Schulklasse und der Rest ca 15 Touries. Wir stellten zunächst fest, daß wir etwas unpassend gekleidet waren. Insbesondere Stefan. Er rückte mit seinen guten festen Goretex- Wanderstiefeln an und in langen Jeans. Es war ja noch frisch am morgen. Ich kam mit Gummistiefeln im Gepäck und meiner gerade neu ausgewaschenen hellen 3/4 Hose an.

Die anderen Touries mußten scheinbar wattwandererprobt sein. Sie hatten alle entweder sehr kurze Hosen an oder Hosen, die deutlich nach oben gekrempelt werden konnten und die Frauen hatten Röcke. Auch hatten Einzelne Neoprenschuhe oder Badelatschen im Gepäck. Die meisten gingen aber barfuß. Unser sinnloses Fußwerk ließ sich schnell den Erfahrenen anpassen. Wir gingen ebenfalls barfuß. Aber das mit unseren Hosen....? Wir sollten schnell erfahren was eineWattwanderung bedeutet. Unser Wattführer war ein alter Hase und hatte einen seltsamen Humor. Nicht nur verbal überraschte er uns immer wieder, nein, auch durchwarteten er mit uns mehrere Male etwas tiefere Priehle. Die Mädchen der Schulklasse quiekten und juchsten, wir standen ungläubig mit unseren Hosen bis zu den Oberschenkeln im Wasser und die Älteren erfahrenen Teilnehmer durchwarteten tapfer die Wasserkanäle. Den Wattführer freute die aufgelockerte Atmosphäre.

Im Watt zu wandern ist schon etwas ganz besonderes. Zum einen bemerkt man, daß unsere sonst besohlten Füße barfuß gehen über eine längere Zeit gar nicht mehr gewöhnt sind. Zum anderen ist es interessant, in der Ferne zu sehen, wie die Containerschiffe vermeintlich "über das Watt" fahren. Ringsherum nur Sand und doch fahren in absehbarer Entfernung die Frachter. Zum Teil sind wir auch über Muschelbänke gegangen oder durch dicken, matschigen Schlick gewatet oder über betonharten Sandboden gelaufen. Die unterschiedlichen Untergründe des Watts machen solch eine Wanderung erst zum Erlebnis. Zu der Insel Neuwerk sind nicht nur Barfußläufer unterwegs, sondern auch Berittende mit oder ohne Wagen. Da das Wetter nicht so überragend war, hielten sich die Besucherscharen in Richtung der Insel in Grenzen. Die Landschaft von Neuwerk wird geprägt durch den großen, viereckigen und sehr schönen Leuchtturm.Von oben hat man einen wunderschönen Überblick über die gesammte Insel, bis hin zu der vorgelagerten Insel Scharhörn. Die Insel Neuwerk ist ca 3 Quadratkilometer groß und auf ihr wohnen ständig 37 Einwohner. Hier gibt es außer ihnen viele Pferde und Kühe, die genügend Auslauf auf den riesigen Weideflächen haben.

Ürsprünglich glaubten wir noch, daß wir von Neuwerk zu Fuß zurück ans Festland gehen werden. Aber wir vergaßen die Gezeiten. Also ging es zurück mit der Fähre. Alle Touries trafen sich um 15.30 Uhr am Schiff und 1 1/2 Stunden später waren wir wieder in Cuxhaven. Das war ein schöner und anstrengender Tag.

Der nächste Tag wurde genauso erlebnisreich wie der vorhergehende. Nur etwas anders. Wir wollten das Boot allmählich hochseetauglich vorbereiten. Das bedeutete, alles was nicht niet und nagelfest ist, muß ordentlich verstaut oder festgeschraubt werden. Und es gab noch reichlich zu tun. Zum Beispiel mußten wir für unseren Heckanker noch die Halterung an Deck befestiegen und unsere undichte Petroleumheizung abdichten. Außerdem mußte ich noch zwei Streckgurte, backbord und steuerbords, an Deck vom Buk bis nach hinten zum Heck befestigen. Sie dienen dazu, wenn wir bei starkem Seegang zum Mast oder noch weiter nach vorne zum Buk des Bootes müssen, uns mit dem Karabinerharken des sogenannten Lifebelts dort einklinken zu können. Das schafft eine zusätzliche Sicherheit, um bei schwerem Wetter nicht von Bord gespült zu werden. Zudem mußten wir unsere Windsteueranlage einsatzbereit machen und unsere neue GPS-Antenne brauchte noch eine Halterung, die auf unseren Geräteträger passt. Zur Abwechslung schauten wir noch im Salon unter die Bodenbretter und trauten unseren Augen nicht...Wasser, und nicht so wenig! Die Geschmacksprobe ergab: Kein Wasser aus unserem Tank sondern Meerwasser. Irgendwo mußte es also eine undichte Stelle geben, aber wo? Sicher war auch, daß das Wasser frühesten über Nacht eingesickert sein konnte. Ich hatte nämlich abends zuvor Zwiebeln zum Kochen von dort geholt, wo jetzt ca. 6-8 Liter Wasser standen. Nach systematischer Suche stellten wir eine Undichtigkeit an einem Schlauch fest, der den Motor zur Kühlung mit Seewasser versorgt. Dieser Schlauch wurde uns vor 3 Jahren auf einem Segelurlaub in Schweden gewechselt. Es war zwar nicht vollkommend überraschend für uns, aber dass diese Schlauchverbindung nur 3 Jahre hielt schon. Vor unserer Abreise in Stralsund hatten wir uns genau für diese Stelle einen Ersatz bzw. eine Alternativverbindung besorgt. Gott sei Dank! Auch, daß dieses Malör im Hafen aufgetaucht ist und nicht auf See. Nach zwei, drei Stunden war das Leck behoben.

Die Marina hier in Cuxhaven ist mit allem ausgerüstet. Auch mit einer Waschmaschine und einen dazugehörigen Trockner. Wäsche waschen in einem Hafen und nicht zu Hause war neu für mich. In den Urlauben reichte unsere Kleidung für die gesammte Zeit. Aber nun lagen 3 1/2 Jahre vor uns, ohne nach Hause zu fahren und Wäsche zu waschen. Die Maschinen sahen recht ordentlich aus und mit ein bischen Überlegung bekam ich auch beide, ohne die zu findene Gebrauchsanweisung, in Betrieb. Pro Wasch-und Trockengang kostete es 3 Euro. Ich hatte Wäsche für zwei Trommeln, was bedeutete, ich mußte insgesamt12 Euro zahlen. Das finde ich viel. Wir werden wohl mehr dazu übergehen, daß wir beim Duschen im Hafen gleichzeitig immer etwas mit auswaschen.

Cuxhaven, 18. Juni 2006

Am Sonntag in der Frühe legt wir in Cuxhaven ab. Der Wetterbericht sagte bis Montag moderate Winde von 2-3 Beaufort vorraus. Ab Dienstag sollte die Windrichtung von SO auf SW drehen und der Wind zunehmen. Aber erst ab Donnerstag soll es dann richtig stürmen mit 7-8 Beaufort. Also die ruhige Zeit nutzen und Strecke in Richtung Westen machen. Unser Ziel war Den Helder in Holland. Es lag ca 170 Seemeilen von Cuxhaven entfernt. Nach unserer Berechnung würden wir gegen Montagabend dort sein. Wir segelten bei guter Sicht und blauen Himmel los. Zur Begrüßung auf der Nordsee steckte ein Seehund oder eine Robbe ihren Kopf aus dem Wasser und schaute uns neugierig mit seinen großen Augen nach. Die Strömung schob uns allmählich aus der Elbemündung heraus. Der Wind war sehr schwach, so daß wir uns mit nicht allzu großer Geschwindigkeit von Cuxhaven entfernten.

Das Seegebiet vor den Ostfriesischen Inseln ist auf Grund des starken Schiffsverkehrs klar strukturiert. Das bedeutet, daß das Seerevier in zwei Verkehrstrennungsgebiete für die Großschifffahrt und in einen weiteren Bereich für die Sportschifffahrt gegliedert ist. Die beiden Verkehrstrennungsgebiete müssen und dürfen ausschließlich nur von der Großschiffahrt genutzt werden. Es sind so genannte Zwangswege. Jedes der beiden Verkehrstrennungsgebiete hat jeweils zwei Verkehrsstraßen, die durch eine Trennzone geteilt ist. Auf der einen Seite dürfen die Schiffe jeweils nur in Fahrtrichtung rechts von der Tennzone fahren. Zu Deutsch, die Vehrkehrsstraßen sind Einbahnstraßen, so wie auch Autobahnen. Auf der einen Seite geht es nur hin, auf der anderen Seite nur zurück. Yachtis haben dort grundsätzlich nichts zu suchen. Sollten sie aber dennoch solch ein Verkehrstrennungsgebiet durchfahren müssen, dann muß dies möglichst mit der Kielrichtung im rechten Winkel zur allgemeinen Verkehrsrichtung erfolgen. Kontrolliert und überwacht wird das gesammte Seegebiet von einer Radarzentrale. Sie gib auch in regelmäßigen Zeitabständen Informationen zu dem Revier einschließlich Wetterberichte.

Unser Bereich, in dem wir segeln, nennt sich Küstenverkehrszone. Hier dürfen nur Schiffe bis 20 Meter Länge fahren. Das hört sich wohlmöglich alles etwas kompliziert an, ist es aber nicht. Zu jedem speziellen Seegebiet gibt es entspechende Segelliteratur und auf den Seekarten finden sich weitere Informationen dazu.

In der Nacht nahm der Wind zeitweise auf nur 1-2 Beaufort ab. Die See war zum Teil speigelglatt. Richtig dunkel wurde es nicht und in der Ferne sahen und hörten wir die Großschifffahrt. Wir wechselten uns regelmäßig mit dem Rudergehen ab. So hatten wir uns das vorgestellt, ein ganz entspanntes Segeln. Allerdings bedeutete das für uns, daß wir Den Helder nicht vor Dienstag erreichen würden. Aber für Dienstag war bereits mehr Wind und vorallem aber eine für uns ungünstige Windrichtung vorher gesagt. Deshalb entschieden wir uns Montagmorgen gegen 06.00 Uhr - wir waren unmittelbar vor Borkum - in den dortigen Hafen einzulaufen, um das Schlechtwettergebiet dort abzuwarten. Allerdings sind es von der Ansteuerungstonne "Riffgat" bis in den Hafen noch immerhin 15 Seemeilen und zudem stand der Tiedenstrom gegen uns, so dass wir noch 5 1/2 Stunden brauchten, um in den Hafen zu gelangen.

Borkum, 19. Juni 2006

Der Hafen von Borkum ist bescheiden. Üblicherweise liegen Häfen nahe am Zentrum und man ist gleich mittendrin. In Borkum liest man überall den Spruch: "Borkum ist anders". Das trifft auch auf den Hafen zu. Erst segelt man an dem weiträumigen Strand und den dahinterliegenden mächtigen Hotels vorbei und muß dann noch 3 Seemeilen um das nächste Huk zurücklegen, um in den Hafen zu gelangen. Hier gibt es neben einem netten und hilfsbereiten Hafenmeister und dem Seenotrettungskreuzer ALFRED KRUPP lediglich Zoll, Polizei, Wasserschiffahrtsamt, Hubschrauberlandeplatz und einige Lagerhäuser und immerhin zwei Kneipen. Die Entfernung in die Stadt beträgt aber 6 km, ein weiter Weg, wenn man kein Fahrrad hat.

Den Helder, 24. Juni 2006

Die Fahrt nach Den Helder verlief ruhig. Der Wetterbericht meldete keine Starkwind-oder Sturmwarnungen, ganz im Gegenteil. Es waren moderate Winde aus W-SW 3-4 Bft zu erwarten. Tatsächlich hatten wir zeitweise nur 1-2 Bft. Das bedeutete für uns, dass wenn wir das Fußballspiel Deutschland gegen Schweden am nächsten Tag um 17.00 Uhr noch sehen wollten, wir einen großen Teil der Strecke unter Motor in Richtung Den Helder laufen mußen. Das ist zwar nicht sonderlich schön bei einer Distanz von 125 Seemeilen aber doch ganz reizvoll das Fußballspiel zu sehen. Das einzige was uns bzw. mir und nicht Stefan zu schaffen machte, war die Kälte. Es ist wirklich grausig, wenn man müde und kalt ist und sich nicht sonderlich in Bewegung halten kann. Die große Hitze war im Norden schon seit einiger Zeit vorbei. Im Radio hörten wir nur, daß im Raum Berlin fast täglich um die 30 Grad Celsius waren. Davon träumte ich jetzt nur.

Vor einigen Jahren hatten wir uns ein Schiff am Ijsselmeer gechartert und sind dann nach London in den Stadthafen gesegelt. Auf dieser Tour war Den Helder unser Absprungsort für den großen Schlag zur Englischen Küste. Auch damals hatten wir leichte Winde auf der Überfahrt. Der Hafen von Den Helder ist geprägt von der holländischen Marine. Man kann sagen, daß hier die Holländische Marine ihren Hauptstützpunkt hat. Der Yachthafen liegt in Mitten des Militärhafens und ist eingezäunt. Nach unserer Ankunft hier, war innerhalb von 10 Minuten die Hafen-Polizei bei uns am Boot. Sie kontrollierten unsere Pässe und Bootspapiere, stellten Fragen zur Reise und wie lange wir hier bleiben wollten. Am Ende wünschten sie uns viel Glück bei der WM. Und das war natürlich das Stichwort. Am frühen Nachmittag gingen wir auf die Suche nach einem geeigneten Lokal für indem das Spiel der Deutschen gegen Schweden übertragen werden könnte. Und das fanden wir auch. In einem Coffee-Shop. Es wurde ein sehr schöner Fußballabend.
Leuchturm von Den Helder
Ijmuiden, 25. Juni 2006

Als wir am frühen morgen aus Den Helder ausliefen, blies der Wind mit zarten 2 Bft aus NE. Wir hatten also den Wind von hinten und segelten mit weit ausgestellten Segeln die holländische Küste entlang. Die Sicht war diesig, so dass wir von der Küste nur wenig sahen. Und je dichter wir uns unserem Zielhafen näherten, desto schlechter wurde die Sicht. Auch nahm der Wind mit Beständigkeit zu.

Unmittelbar vor Ijmuiden raste mit hoher Geschwindigkeit ein schwarzes Super-Schlauchboot auf uns zu, besetzt mit 6 bewaffneten schwarz gekleideten Männern, die zunächst recht unfreundlich aussahen. Circa drei Minuten lang fuhren sie in einer Entfernung von 30 Metern hinter uns her. Dabei erwiederten sie unseren Gruss nicht und verzogen auch keine Mine. Wir waren froh, noch in Europa zu sein. Dann gaben sie wieder Gas und kamen direkt auf uns zu. Sie gingen längs, fragten ob sie an Bord kommen könnten und ohne auf eine Antwort von uns zu warten, stiegen zwei Männer in unser Cokpit ein. Wir schluckten. Sie nahmen ihre schwarze Kopfbedeckung ab, lächelten uns freundlich an und sagten " Hallo, we are custemer and cam also for the Emigration" Oder so ähnlich. Wir guckten mit großen Augen. Zunächst wollten sie unsere Pässe sehen und dann fragten sie uns verschiedenste Sachen. Wo unser Heimathafen liege, von wo wir kämen, wohin es gehe und wie lange die Reise dauern werde. Als Stefan auf die Reisedauer antwortete " 3 Jahre", fagten sie sogleich nach unseren Berufen, was wir mit unserem Haus in der Zeit sei, ob wir wieder arbeiten wollten und welche Route wir nehmen werden. Nachdem wir "pflichtgemäß" geantworteten hatten, wollte einer noch unser Boot von innen sehen. Unter dem Strich waren beide Beamte sehr freundlich. Zudem erzählten sie uns noch den neuesten

Unterwegs sahen wir abgewrackte Bohrinseln aber auch wunderschöne Tonnen. Tatsächlich unterscheiden sich die Seezeichen von Land zu Land. Natürlich nicht in ihrer Bedeutung aber in Form und Größe. Deutschlands und die der Skandinavischen Länder sehen eher schlicht und klein aus. Die Seezeichen der Holländer und Engländer dagegen sind enorm wuchtig und groß. Manchmal sind sind sie auch ausgesprochen schön.

Gegen 11 Uhr, nach ca 25 Stunden, legten wir in Den Helder im Yachthafen an. Den Helder ist uns nicht ganz unbekannt.

Stand vom Wetterberich. Sie teilten uns mit, dass hier in ca 1-2 Stunden mit 8-9 Bft Wind (das bedeutet Sturm) zurechnen sei. Ich sagte " Toll, dass uns der Wetterbericht in Holland direkt auf das Schiff geliefert wird." Gleichfalls sagte ich, dass wir den Niederländischen Zoll überall lobend erwähnen würden. Beide Beamten lachten. Sie wünschten uns noch einen schönen Urlaub und stiegen, wir segelten ja immernoch unter voller Beseglung, wieder in ihr Super-Dinghi, welches in unmittelbarer Entfernung hinter uns her fuhr. Nachdem die Beamten von Bord waren, schmissen wir unseren Motor an, bargen alle Segel und düsten mit voller Kraft in den Hafen. Der neue Wetterbericht war doch sehr beeindruckend.

Die Marina in Ijmuiden war groß, anonym und bislang mit Abstand die teuerste. 21 Euro für eine Nacht. Enthalten sind allerdings zwei Gratisgetränke in dem "The Dutch Admirals" Yachtclub, welcher direkt im Hafen war. Dort haben wir uns dann später das "Katastrophen-Spiel" Holland gegen Portugal angesehen und dabei die Freigetränke eingelöst. Leider ist in diesem Spiel Holland ausgeschieden, so dass die Stimmung im Club sehr getrübt war.

Der angekündigte Sturm blieb Gott sei Dank aus und für den kommenden Tag wurde nur unfreundliches Wetter, mit Nieselregen, schlechter Sicht und Wind aus W-NW 4-5 Bft, abnehmend 2-4 Bft gemeldet. Das war für die kurze Strecke nach Scheveningen in Ordnung.

Schevenigen, 26. Juni 2006

Scheveningen ist unser letzter Hafen in der Nordsee. Von hier aus werden wir in den Englischen Kanal segeln. Nicht-Seglern wird dieses Segelrevier wenig besagen aber Segler spitzen die Ohren, wenn sie davon hören. Wer hier segelt, der trifft auf die gefährlichsten Segelbedingungen ganz Europas. Die größten Gefahren gehen von den starken Gezeitenströmen, den Unterwasserfelsen und der schlechten Sicht aus. Es gibt hier im Englischen Kanal so genannte Races und Overfalls. Das sind Stromkappelungen oder Verwirbelungen auf dem Wasser, auf Grund georaphischer Besonderheiten unter Wasser, welches sie aussehen läßt, als ob das Wasser kochen würde. Die Overfalls findet man häufig an den Kaps und haben zum Teil riesige Ausmaße. Es können Stromschnellen bis zu 11 Knoten entstehen. Die gesamte Schifffahrt wird in Seekarten und nautischen Unterlagen auf diese Gefahren hingewiesen, um die Gebiete zu meiden. Nur bei ausgesprochener ruhiger Wetterlage kann man sie an speziellen Stellen passieren. Das Segelrevier um die Kanalinseln Gernsey und Jersey sind von diesen geographischen Besonderheiten stark betroffen. Aber nun gut, noch sind wir in Scheveningen und die Kanalinseln noch weit.

Über Scheveningen ist nicht viel zuerzählen. Es ist touristisch, ist ein Seebad mit einer Seebrücke und der Besucher-Yachthafen ausgesprochen klein. Stefan mußte ein kleines Anlege-Kunststück hinlegen, um überhaupt an dem uns zugewiesenen Liegeplatz zu gelangen. Alle Boote lagen im Anschluß in vierer und fünfer Reihen. Das war ein munteres Geklettere. Alle Segelcrews, die nicht direkt am Steg lagen mußen von einem Boot zum anderen übersteigen, um an Land zukommen. Das war ein Wuhling. Der Hafenmeister, der die Liegeplätze zugewiesen hatte sah das ganze sehr entspannt. An einer großen Bautafel lasen wir später, dass der Hafen vergrößert und modernisiert werden soll. Mal sehen wie es in drei Jahren aussehen wird .