Palermo - Das ehemalige Zentrum der Mafia
Unser Ankerplatz in Mondello lag nur knappe 15 Kilometer von Palermo entfernt und ist im weitesten Sinne ein Vorort von Palermo. Die Busverbindung in die Stadt verkehrte regelmäßig, dauert nur 20 Minuten und kostete uns 1 Euro 20 Cent pro Person.

Palermo liegt in einer Ebene, die im Norden vom Monte Pellegrino und im Osten vom Monte Catalfano begrenzt wird. Die Ebene zwischen den Bergen wird die Goldene Muschel genannt. Vermutlich erhielt sie diesen schönen Namen wegen der vielen Orangenhaine, die Palermo zur Zeit der arabischen Herrschaft umgaben. So fuhren wir also vorbei am Pellegrino, durch das Tal der goldenen Muschel in das Zentrum der Hauptstadt.

Wir wollten natürlich zum einem die Stadt ein wenig erkunden aber auch nach Briefmarken für unsere diversen Postkarten und nach einem Internet-Cafe suchen. Beides war in Mondello nicht zu bekommen. Es hieß immer, nein tut uns leid, nur in Palermo. Herbert, Gesche und Yannic kamen mit uns nach Palermo und so entdeckten wir gemeinsam die Stadt.

Palermo ist die Hauptstadt der Autonomen Region Siziliens, wurde im 8. Jahrhundert v. Chr. gegründet und ist heute Italiens fünftgrößte Stadt, sowie das politisch- kulturelle Zentrum Siziliens.

In der Kernstadt von Palermo leben heute rund 680.000 Einwohner und etwas über einer Million Einwohner in der Anreinerregion. Die ersten Eindrücke die wir von der Stadt bekamen waren eher bescheiden. Wir landeten als erstes in einem Stadtteil, dass nicht wirklich ein Vorzeigeviertel zu sein schien. Wir liefen durch Gassen mit verfallenen Häusern, in denn keiner wohnte und manchmal zu unseren Entsetzen doch noch einer aus dem Fenster sah. In den Erdgeschossen waren manchmal kleine Läden oder Werkstätten zusehen, die aussahen wie Rumpelkammern. Wir waren schon leicht irritiert, sollte das wirklich Palermo sein? Bei den Müllbergen in Mondello dachten wir anfänglich auch es sei nicht die Regel . Da hatten wir uns schon getäuscht. Sollte das hier auch so sein?
Wir hatten allerdings gelesen, dass während des Zweiten Weltkrieges Palermo schwer beschädigt wurde. Viele Bewohner der Altstadt zogen um in neugebaute Siedlungen am Stadtrand und die Wiederaufbauarbeiten gingen nur sehr schleppend voran. Palermo erlebte einen starken Zustrom von Menschen aus dem ländlichen Sizilien, so dass die Einwohnerzahl schnell sehr stark anstieg. Um Palermo herum wurden massenweise billig gebaute Sozialsiedlungen errichtet, während die Restauration des alten Zentrums vernachlässigt wurde und es zunehmend verfiel. Scheinbar befanden wir uns nun in einem dieser vernachlässigten Viertel.
Naja und hinzu kam noch, dass Palermo von Kriegsende bis Ende des 20. Jahrhunderts fest in der Hand der Mafia war. Es war Zentrum zweier großer Mafiakriege und zählte zu den gewalttätigsten Städten Europas. In der Hochzeit der Brutalität, im Jahre 1981 bis 1983, ereignete sich in Palermo durchschnittlich alle drei Tage ein Mafiamord. In den 1980er Jahren kämpften vor allem die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino dagegen an. 1992 wurden beide in der Nähe Palermos von der Mafia umgebracht.
Schlagartig änderte sich das Strassenbild. Auf einmal standen wir im quirligen palmeraner Marktleben. Überall waren kleine Stände zu sehen die unterschiedlichste Dinge verkauften. Es war ein Mix aus Trödelmarkt und Frisch-Markt.
Bei dem Anblick der Fische mußte ich gleich an unseren Kater Salalah denken. Fisch ist das Highlight für ihn. Aber der Moment war jetzt
zu ungünstig um jetzt Fisch zu kaufen. Aber aufgeschoben war nicht aufgehoben und Salalah wird seinen Fisch noch bekommen.

In dieser munteren Marktgegend suchte wir uns mal gleich ein kleines, nettes, italienisches Lokal, bestellten uns alle ein paar Vorspeisen und beobachteten das Treiben. Unser Lokal bot uns einen besondes guten Ausblick. Wir saßen in der ersten Etage und somit hatten wir einen guten Überblick von oben .

Unser kleines italienisches Lokal, oberhalb des roten Sonnenschirms. Wir saßen auf dem Balkon und innen drin sah es aus, wie in einem Wohnzimmer mit angrenzender Küche. Für uns war das Lokal eine ganz normale Wohnung mit riesigen Balkon. Und es schmeckte sehr gut.

Nach einer Stunde ging es weiter und wir schürzten uns in das Getümmel der Feinschmeckerstraßen.

Palermo verfügt über einige große Märkte, die sich über die Straßen und Gassen der Altstadt erstrecken. Der bekannteste und größte Lebensmittelmarkt ist der Mercato della Vucciria, kurz genannt La Vucciria. Er war ursprünglich der Markt der Metzger, später kamen die Stände der Fischer, dann der Bauern hinzu. Und auf diesem Markt befanden wir uns nun.

Bei solchem Angebot schlugen unsere Herzen höher. Gut das wir bereits gesättigt waren, immer eine gute vorrausetzung wenn man diese Läden betritt.

Aber ein leckes italienisches Eis gab es dennoch...

Und zwischen den Gassen taten sich immer wieder kleine Plätze auf mit ehrwürdigen Kirchen. Hier befanden wir auf dem Piazza san Domenico. Die aus der Barockzeit stammende Kirche San Domenico thront an der Stirnseite des Platzes. Leider konnten wir keinen Blick in das Gebäude werfen, denn anscheinend wurden Arbeiten innen und auch außen durchgeführt.
Palermo besitzt über 300 Kirchen. Sie stammen aus vielen Bauepochen unserer Zeit. Es gibt mehrere Kirchengebäude im arabisch-normannischen Stil, die durch ihre ungewöhnlich rot gefärbten Kuppeln aufallen und eher an Islamische Kunst erinnern.
Die schmalen Gassen des Mercato della Vucciria.
Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Kirchen Palermos, die bereits im Jahre1071 errichtet wurden. Es folgten Kirchenbauten aus der Gotik, der katalanischen Spätgotik, der Spätrenaissance und des Barocks. Um nur eine kleine Auswahl all dieser wunderschönen Kirchen zu besuchen, bräuchte man bestimmt Wochen. Wir hatten nur einen Tag zur Verfügung .....
Allmählich näherten wir uns dem repräsentativen Teil Palermos.

Unter dem "Antimafia"-Bürgermeister Leoluca Orlando, deren Amtszeit von 1985-2000 war, blühte das öffentliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt wieder auf. Orlando veranlasste durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen die verfallenen Gebäude der Altstadt wieder instand zu setzen. So wurde z.B. dank seiner Bemühungen 1997 das Teatro Massimo, eines der größten Opernhäuser Europas, wiedereröffnet und seither mit Opernaufführungen sowie Konzerten kontinuierlich bespielt.

Unterstützt von anderen Politikern, von Künstlern und von der Bevölkerung setzte der Bürgermeister Orlando den Kampf gegen die Mafia fort. Die Kriminalität sank und heute liegt Palermo in der Verbrechensstatistik nicht mehr unter den fünfzehn ersten Städten Italiens.

Das Teatro Massimo. Es wurde im neoklassizistischen Baustil Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und ist Italiens größtes und Europas drittgrößtes Opernhaus. Der kunstvoll gestaltete Theaterraum bietet Platz für 3200 Gäste.

Als das Teatro Massimo Ende des 20. Jahrhunderts wegen baulicher Mängel und umfangreicher Sanierungsarbeiten über zwei Jahrzehnte geschlossen war, diente das Teatro Politeama, oben im Bild zu sehen, als Ersatzbühne. Heute finden hier Konzerte und Ballettaufführungen statt.

Ja und was wären die Italiener ohne ihre Modehäuser. Natürlich durften da die einschlägigen Markengeschäfte in einer Metropole wie Palermo nicht fehlen. Und eines müssen wir sagen die Menschen in Palermo und Mondello, und speziell die Männer, waren die bislang am best angezogensten auf unser gesamten Reise. Wir können nur sagen; top gekleidet, markellose Frisuren und immer von einer Wolke Parfum umgeben.

Solche Läden suchten wir natürlich nicht, auch wenn wir Fahrtensegler mal wieder total underdressed waren. Wir waren auf der Suche nach Briefmarken und einem Internet-Cafe. Und beides fanden wir auch. Gesche, Herbert und Yannic verabschiedeten sich schon einmal von uns und fuhren Richtung Mondello zurück. Wir verschwanden für einige Zeit im Internet-Cafe.

Nach drei Stunden im Internet ging es auch für uns langsam zurück. Wir kauften noch frisches Brot, Schinken und Käse für unser Abendbrot und machten uns dann auf die Suche nach unserem Bus, der uns nach Mondello bringen sollte.

Etwas schwierig war es schon, sich mit den Sizilianern zu verständigen. Nur sehr sehr wenige konnten Brocken Englisch und wir leider gar kein Italienisch.

Aber mit "Händen und Füßen" haben wir alles erfragen können. Gegen 20 Uhr kamen wir auf MULINE an. Salalah wartete schon und begrüßte uns mit einem kräftigen Mautzen. Fisch hatten wir dieses Mal keinen mitgebracht, den gab es erst am nächsten Tag, frisch vom Fischer.
Die italienische Werbung hat schon was....
Und der nächste Tag sollte auch schon wieder unser Abreisetag werden. Die Wetterprognosen sagten zwar keine idealen Windbedingungen für eine zügige Weiterfahrt zu den 480 Seemeilen entfernt liegenden Balearen vorrraus aber die Starkwindperiode war erst einmal vorbei. Jetzt lag über unserem Seegebiet eine Schwachwindzone. Unsere Dieseltanks waren voll und mit ein bischen Windunterstützung sollte es bis Mallorca reichen. In Mondello kauften wir am morgen nochmals frisches Obst und Gemüse ein und lichteten gegen Mittag den Anker.
Ein letzter Blick auf den Monte Pellegrino. Die YARA mit Herbert, Yannic und Gesche folgten uns einige Zeit später. Sie planten aber einen Zwischenstopp auf Sardinien einzulegen und somit trennten sich vorerst unsere Weg. In Gibraltar werden wir uns bestimmt wiedersehen.
Das Kap, Capo Gallo. Nach knapp zwei Wochen ließen wir Sizilien in unserem Kielwasser. Von der Abreise bekam Salalah nur wenig mit. Er hatte bereits zum Frühstück einen leckeren Fisch verspeist und sich dann dieses schattige Plätzchen gesucht.

Nun lagen 5 Tage auf See vor uns. Gut verproviantiert mit Schinken, Baguettes, Tomaten, frischen Kräutern, Käse und und und, starteten wir bei Sonnenschein nach Mallorca. Dort erwartet uns bereits unser guter Freund Eggert und meine Eltern werden uns ebenfalls für 10 Tage besuchen. Also mal wieder volles Programm..

Vorbei an der Nordküste von Sizilien ging es quer über das Mittelmeer. Zum Abschluß verabschiedete sich Sizilien mit diesen Kulissen...
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