Sulawesi - Pinisi Bootsbau
Indonesien hat eine lange Tradition im Bootsbau. Und das konnten wir in den letzten zwei Monaten, in denen wir nun durch Indonesien segeln auch feststellen. So arm die Menschen auch auf den Inseln oder in den Städten waren, ihre Boote hielten sie in Schuß. In Manokwari beobachteten wir, wie die Fischer ihre Boote trocken fallen ließen und das Unterwasserschiff bearbeiteten. Es wurden Ausbesserungen vorgenommen und das gesamte Boot neu gestrichen, obwohl wir aus der Ferne keine Makken erkennen konnten. Auch die kleineren Kanu-Auslegerboote machten einen sehr gepflegten Eindruck, ganz im Gegensatz zu den Booten in Papua Neuguinea, den Salomonen oder Vanuatu. 
Hier in Tanaberu, im Süden Sulawesis, werden die berühmten Pinisi Boote gebaut. Das sind zum Teil sehr große Boote, manchmal auch kleinere aber sehr stabile Boote. Auf einer Länge von fast zwei Kilometern erstreckten sich die zahlreichen Bootsbaupazellen. Leider haben wir nicht allzuviel über den Bootsbau in Erfahrung bringen können, denn auch hier sprechen die Menschen noch sehr wenig Englisch.

Zum Teil sind diese Bootsbaupazellen. Familienunternehmen. Da lernt der Sohn beim Vater, der wiederum bekam das Handwerk von seinem Vater beigebracht und so weiter. Der Stolz unter den Bootsbauern ist groß und ein Konkurrenzkampf gibt es allemal. Jeder bezeichnete sich und seinen Baustil als den besten. Und so wie es ausschaut am Strand, boomt das Geschäft.

Links im Bild ist ein kleineres Boot zu sehen. Die Rümpfe werden ohne Nägel gebaut. Ihre Verbindungen zwischen den Planken und Spanten werden durch lange Holzdübel zusammen gehalten. Und jeder einzelne Dübel wird handgefertigt. Oben sieht man noch schön die abstehenden Dübel aus der Bordwand herausstehen. Sie werden zuerst in das Holz eingetrieben und später auf entsprechende Länge gekürzt.
Das Boot wurde erst vor einigen Wochen begonnen
Solch ein Boot braucht ungefähr 5-6 Monate bis es fertig wird. Dann ist der Rohbau abgeschlossen, der Motor mit seiner Wellenanlage und dem Propeller installiert und dann geht das Schiff zu Wasser. Der Innenausbau erfolgt dann im Wasser. Ein Boot solcher Größe kostet bis zu solch einem Rohbau um die 40 Tausend Euro.

Die Pinisi werden aus unterschiedlichen Holzarten hergestellt. Ganz unten im Kielbereich wird Eisenholz verwendet. Das ist sehr sehr hart und schwer und hat eine schwarz-dunkle Farbe. Anschließend werden immer leichtere Holzarten verwendet, damit sich der Gewichtsschwerpunkt allein durch die verschiedenen Holzarten nach unten verlagert.

Dieses steht fast vor dem Zuwasserlassen.
Soweit das Auge reicht, konnten wir überall Boots-Baustellen sehen.
Dieses große Pinisi wurde gerade vorbereitet, um ins Wasser gelassen zu werden. Es soll später einmal in der Nähe von Bali zahlungskräftigen Urlaubern zur Verfügung stehen, um sie dann an die schönsten Tauchreviere Indonesiens zu fahren. Ein Italiener gab den Auftrag zu diesem Bau. Zwei weitere Schwesterschiffe stehen ebenfalls vor der Fertigstellung. Drei Baustellen weiter gab ein Deutscher ein großes Pinisi in Auftrag, welches ebenfalls für Tauchfahrten verchartert werden soll.
Die Pinisi werden alle mit reiner Muskelkraft in das Wasser gezogen. So auch dieses über 30 Meter lange Pinisi. Die Vorbereitungen waren sehr umfangreich und zeitaufwendig. Über dicke Bohlen, die weit in das Wasser verlegt wurden wird das Schiff mit Hilfe von Flaschenzügen ins Wasser gezogen.
Diese beiden Männer, links und oben im Bild, sind noch beim Kalfatern. In die Schlitze, die sich zwischen den einzelnen Planken befinden, werden Hilfe von Hammer und eine Art Beitel, dicke Leinen eingetrieben, um den Rumpf abzudichten. Das muß zwischen jeder einzelnen Planke erfolgen und auf der gesamten Länge des Bootes. Von der Qualität dieser Arbeit hängt zum großen Teil die Dichtigkeit des gesamten Schiffes ab.
Unten sieht man die Männer bei dem Sortieren der Ketten des einen Flaschenzuges. Am Ende dieses Flaschenzuges gibt es nochmals eine Übersetzung, ab der dann von der dicken Kette eine dünnere Kette weiterläuft. An diesem Teil des Flaschenzuges ziehen dann die Männer. Auf jeder Seite ziehen acht Arbeiter gleichmäßig im Takt das Boot ins Wasser. Alle 30 Sekunden bewegt sich das Boot knappe 3 cm in Richtung Wasser. Wenn man so etwas nicht live gesehen hat, dann kann man sich kaum vorstellen, dass solch wuchtige Boote, und dieses Boot soll um die 100 Tonnen wiegen, ausschließlich durch Muskelkraft ins Wasser gezogen werden. Natürlich braucht das seine Zeit, und somit konnten wir auch nicht das Ende dieser Wasserung verfolgen.
Von seiner Arbeit hängt ein Großteil der zukünftigen Dichtigkeit des Pinisi ab. Vermumpt er die Ritzen schlecht, wird das Boot Wasser holen.
Dieser Mann, rechts im Bild, bringt hier eine Stahltrosse an, die an ihrem einen Ende mit einem Flaschenzug und am anderen Ende mit einer vorderen Bohle, die unter dem Schiff liegt verbunden wird. Das geschieht auf beiden Seiten des Bootes.
Außerdem zogen die Männer auch nur, wenn Hochwasser war. Das bedeutete in diesem Falle, am Nachmittag. Das morgendliche Hochwasser war wohl zu früh, denn morgens sah man keinen Arbeiter bei dieser Arbeit. Ober im Bild seht Ihr noch die seitlich festgenagelten Stützen, die verhindern sollen, dass das Boot beim Zuwasserlassen den Halt verliert und sich auf die Seite legt. Die Stützen werden erst dann entfernt, wenn das Boot schwimmt.
Im Schiff wurde auch fleißig gearbeitet. Von überall hörten wir es Bohren und Hämmern. Die Palmendächer werden erst später entfernt, wenn im Innern alles soweit fertig ist.
Links im Bild ist das Schwesterschiff des italienischen Auftraggebers zu sehen. Auch dieses Boot steht bereit zum Zuwasserlassen.
Aber auch der kleine Ort Tanaberu hatte etwas zu bieten. Geprägt war er natürlich durch den Bootsbau. Das Dorf lag langgestreckt an zwei Straßen. Die eine führte in den Norden, die andere in den Süden.
Tanaberu scheint auf Grund des Bootsbaues etwas wohlhabender zu sein. Die Häuser sind gut gepflegt und sind zumeist aus Holz und Beton gebaut. Und die Indonesier beweisen Mut zur Farbe. Pink-Töne, Rosa oder Hellblau, Lila, Gelb oder Neongrün sind überall in den Straßenzügen zu sehen. Das witzige an der Sache ist, dass die meistens Häuser mit derselben Farbe innen gestrichen sind. Eine richtige Privatsphäre scheinen sie auch in diesem Ort nicht zu haben, denn überall stehen die Türen offen und wir konnten bis in die Schlafzimmer oder Wohnzimmer hineinsehen.
Hier war gerade Waschtag. Manchmal wird die Wäsche einfach auf Sträucher oder Rasen gelegt oder ganz normal auf eine Leine gehängt, aber das ist eher selten, oder wie hier, einfach am Einfahrtstor aufgehängt.
Diese Sitzgelegenheit vor dem Haus fanden wir besonders einfallsreich. Etwas erhöht, wie ein Hochsitz, zudem luftig und direkt an der Straße, da gab es immer etwas zu sehen.
Diese Frau hatte sich wieder mit Reisbrei gegen die Sonne geschützt.
Mittlerweile sind wir die Attraktion. Normalerweise fragen wir die Einheimischen nach einem Foto und fotographieren sie, weil sie uns sehr exotisch erscheinen. Aber seit einiger Zeit ist das anders herum. Immer häufiger werden wir angesprochen, weil irgendjemand sich mit uns fotographieren lassen möchte. Dann zücken noch zwei drei weiter ihre Handys und schon geht das Foto-Shooting los.
Tanaberu
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