Gesellschaftsinseln - Raiatea - Königstreffen Teil 1
Nach 10 Tagen in Tahiti und 3 Tagen auf Moorea sind wir gestern auf unserer dritten Gesellschaftsinsel in Raiatea angekommen.
Eigentlich wollten wir gleich von Moorea nach Bora Bora, aber Eva und Geza von der ungarischen Segelyacht ROTOR hatten in Tahiti in der Immigration ein Plakat gesehen, wonach vom 10. bis zum 14. September auf einem alten Kultplatz in Raiatea das 1er Grand Rassemblement Culturel et Traditionel entre les Familles Royales et les Grandes Cefferies du Pacifique stattfinden sollte. Also segelten wir vorgestern zusammen mit der ROTOR von Moorea zu dem 100 Seemeilen entfernten Raiatea, kamen erfolgreich durch einen kleinen Pass im Südosten der Insel in das Innere des riesigen Riffatolls und ankern gleich neben der alten Kultstätte, Marae de Taputapuatea genannt, gleich hinter einem Innenriff auf einem Plateau von 12 Meter Wassertiefe, wobei es rundherum 30 Meter tief ist. Kein komfortabler Ankerplatz, insbesondere wenn man keine elektrische Ankerwinsch hat.
Die Flagge von Französisch Polynesien
Unter den rot weißen Planen wurde ein kleines Büffet aufgebaut
Dieses Treffen fand in Taputapuatea statt, eine der bedeutendsten historischen Stätten im pazifischen Raum. Diese Kultstätte gehört zu den größten und besterhaltenen Anlagen in ganz Polynesien. Man nennt sie in Polynesien auch Marae. Dieses Marae ragt aus der dschungelartig bewachsenen Küste hervor, ist von drei Seiten vom Wasser umspült und bietet einen überwältigen Blick auf das Meer.
Dieser mächtige Ahu in Taputapuatea, so nennt man die Steintempel, die in Form einer Plattform angelegt wurden, ist knappe 43 Meter lang und 7 Meter breit und zwischen 2 und 3 Meter hoch. Davor ist ein rechteckiger Platz angelegt, der mit schwarzem Vulkanstein gepflastert ist. In der Mitte dieses Platzes soll einst ein Standbild des Kriegsgottes Oro gestanden haben, der vor langer Zeit hier stark verehrt wurde und hier auch selbst gelebt haben soll
n meinen Büchern steht, dass diese Kultstätte zugleich ein religiöses Zentrum war, in dem man über das Wesen der Götter nachsann und so die polynesische Religion weiterentwickelte. Die Hauptaufgabe dieser Priesterschule in Taputapuatea war aber nicht nur, die religiösen Vorstellungen für alle Polynesier exakt und einheitlich zu formulieren, sondern sie auch über die ganze Inselwelt zu verbreiten. Und somit wurde der Überlieferung zufolge Taputapeatea der Ausgangspunkt ausgedehnter Kanufahrten über den gesamten Pazifik zu weit entfernten Inseln.
Rechtes Bild
Nach 24 Stunden entspanntem Segeln liefen wir durch den südöstlichen Pass von Raiatea und wir konnten schon vom weiten die Vorbereitungen für das Königstreffen erkennen
Diesen bedeutungsvollen Platz ihrer Vorfahren hatten sich die Royals für ihr erstes Zusammentreffen ausgewählt. Das Meeting sollte drei Tage dauern. Und wir können Euch sagen, es wurde für uns überwältigend. Zumal auch kaum Touristen oder Einheimische vor Ort waren und wir hautnah neben den Familien das Treffen verfolgen konnten.
Sicherheitsmaßnahmen waren so gut wie keine vorhanden. Leider haben wir die genauen Hintergründe für dieses Treffen nicht ergründen können.
Ich weiß nicht, wie viele Bilder wir in den drei Tagen geschossen haben. Hunderte! Und das reichte noch nicht. Wir tauschten dazu noch alle Bilder mit der ROTOR. Leider oder auch zum Glück können wir Euch nicht alle zeigen, aber einen Bruchteil von den interessantesten Gesichtern und Eindrücken haben wir versucht zusammen zustellen. Da doch etwas mehr Bilder geworden sind, habe ich es in zwei Berichte verarbeitet. Dieser zeigt den ersten Tag, an dem sich die Königs und Häuptlingsfamilien begrüßen und anschließend bei einem kleinen Imbiß zusammenfinden. Es geht los.
Hier warten die Gäste auf den Einmarsch der Oberhäupter.
Musikalisch wurde das Meeting in den drei Tagen von einer Band von der Insel Huahine begleitet.
Linkes Bild:
Die erste Delegation hat Aufstellung genommen. Sie kommt von den Osterinseln. In der Mitte ist der König zusehen mit seinem Gefolge. An seiner rechten Seite ist vermutlich seine Mutter. Leider war es für uns schwierig, die einzelnen Delegationen den jeweiligen Inseln oder Inselgruppen zuzuordnen. Von dem Plakat wußten wir, dass die Oberhäupter von Tahiti, Bora Bora, Huahine, Raiatea, Moorea, den Marquesas, den Cook Inseln, Samoa, Tonga und Fidji Inseln geladen warden, um nur einige zu nennen. Aber auch Neukaledonien und die Hawaii Inseln waren vertreten.
Die Delegation von Huahine nimmt Aufstellung.
Diese netten Jungs vertraten Neuseeland und stammen von dem Volk der Maoris. Ihr Oberhaupt bekamen wir erst am letzten Tag dieses Treffen zusehen.
Das ist das Oberhaupt der Insel Huahine. Er eröffnet den Einzug der Delegationen mit seinem Gefolge, das traditionelle Tänze vorführte.
Links ist die Tochter des König von Huahine zu sehen..
Linkes Bild:
Nachdem alle Gäste eingetroffen waren, nahmen sie auf den historischen Steinen im Halbkreis platz und der oberste Priester von Tahiti eröffnete dieses Treffen mit einer sehr emotionalen Rede. Seine Familie ist vermutlich auch der Initiator für das Zustandekommen dieser Begegnung.
Links, in der Mitte des Bildes ist der oberste Priester zu sehen. Sein gesamter Körper war mit Tattoos geschmückt. Nur sein Kopf, die Hände und Füße waren frei. In meinem Buch über die Südsee schrieb der Ethnologe Miroslav Stingl dazu, dass diese Menschen einem Geheimbund angehören. Diese Geheimbunde waren und sind wahrscheinlich noch in der gesamten Südsee weit verbreitet. Welchen Rang innerhalb eines Bundes dessen Angehörige einnahmen, war an ihrer Tätowierung zu erkennen. Die Muster und die Verteilung der Tattoos, die man hier in Polynesien auch Tatouage nennt, waren für die einzelnen Körperteile genau festgelegt. Und im allgemeinen galt: Je reicher einer tätowiert war, desto größeres Ansehen genoß er. Und dieser oberste Priester von Tahiti war der mit Abstand meist tätowierte Mensch auf diesem Treffen.
Linkes Bild:
Nun beginnt die Familie des obersten Priesters mit der Kava-Zeremonie. Diese Zeremonie hat im pazifizischen Raum eine hohe rituelle Bedeutung. Die Kava ist ein beruhigendes, nichtalkoholisches Getränk, das Zunge und Lippen betäubt. Gewonnen wird es aus er getrockneten Wurzel der Pfefferpflanze. Die zeremonielle Zubereitung dieses Getränks stellt besonders bei den Menschen in Fidji, Samoa und Tonga ein gesellschaftlicher Höhepunkt in ihrem Leben dar und wird wie ein Sakrament bei Geburten, Hochzeiten, Sterbefällen oder bei der Ernennung eines neuen Häuptlings mit großen Ernst vollzogen.
Den höchsten Personen der Königs und Häuptlingsfamilien wurde eine Schale Kava zur Begrüßung überreicht.
Ein Mitglied der tahitianischen Priesterfamilie überbrachte die Kokosschale mit der Kava. Diese Zeremonie dauert fast 1 1/2 Stunden und alle Royals verfolgten geduldig dieses Ritual.
Nach der Kava-Zeremonie ging die Priesterfamilie persönlich herum und begrüßte persönlich die einzelnen Oberhäupter mit ihrem Gefolge, allen voran der Oberste Priester. Nur die Priesterfamilie begrüßte mit einem Stirndruck die geladenen Gäste. Alle anderen Royals gaben sich untereinander die Hand oder etliche Begrüßungsküsse.
Hier begrüßen sich gerade die Gefolge der Osterinseln und der Insel Huahine.
Auf diesem Bild sind die Priesterkinder zu sehen. Der mittlere schien der Kronsohn des obersten Priesters zu sein. Außerdem seht Ihr hier die große Kava-Schale. Sie wird Tanoa genannt und wird aus einem Stück Holz gefertigt. In der Schale kann man noch die Überreste von der Wurzel der Pfefferpflanze und etwas Kavaflüssigkeit erkennen. Das junge Mädchen bot nun die Reste der Kava den Besuchern, die nicht zu den geladenen Gästen gehörten und ebenfalls diesem Treffen bewohnten an. Also solchen wie wir.
Als Erste durfte ich das seltsame Getränk probieren.......
.....dann kam Geza und Eva von der Segelyacht ROTOR (
www.rotorman.hu) an die Reihe. Es schmeckte etwas eigenartig. Sehr nach Pflanze, etwas erdig, eigentlich nach nichts besonderem. Etwas komisch war es auf der Zunge, aber taub wurde nichts bei uns. Dann ging es auch bei uns weiter im Programm, zum Imbiss, denn auch dazu wurden wir höflich eingeladen.
Die Mitglieder der Delegation aus Raiatea hatten diesen kleinen Imbiss organisiert. Es gab selbstgemachten Kuchen und frisches Obst.
Als Erfrischungsgetränk gab es für jeden eisgekühltes Kokosnußwasser.
Die zwei Damen in der Mitte erklärten uns mit großer Freude was wir auf den Tellern zu essen sahen. Nach dem Imbiss war der erste Tag dieses Königs und Häuptlingstreffen beendet.
Heute abend soll auf dem Marae De Taputapuatea ein Feuertanz stattfinden. Darauf sind wir schon ganz gespannt, zumal das Menschenfressen schon lange nicht mehr praktiziert wird.
Und das beste am ganzen, wir waren zusammen mit Eva und Geza so gut wie die einzigen Touristen. Kein anderes Boot lag hier und es gibt hier nur eine kleine Siedlung und kein Dorf. Außer den Delegationen waren lediglich etwa 20 Journalisten und um die 100 einheimische Zuschauer vor Ort. Nach der Cavazeremonie gingen alle zu zwei Festzelten, unter denen Früchte, Getränke und Kuchen kunstvoll angerichtet waren. Zu unserer Freude wurden wir wie selbstverständlich eingeladen und konnten zwanglos unter den königlichen Familien umherflanieren. Zwischendurch sang eine Maorigruppe. Nicht nur ihr Gesang war toll, ihre Mimik dabei von einer unbeschreiblichen Intensität, von kriegerisch bis zärtlich. Nach einer knappen Stunde löste sich alles auf und wir wurden zum Abschied noch mit Früchten und Kuchen beschenkt.
Die Delegation der osterinsel hatte mit Abstand die beste Performance
Auch ein Mitglied der Osterinseln
Alle Gäste waren jetzt auf dem Marae versammelt.
Nach knapp 4 Stunden war dann alles vorbei, die Reden waren gehalten, die Kava-Zeremonie war beendet, alle hatten sich untereinander begrüßt und dann wurden die Gäste zu einem Erfrischungsdrink und kleinem Imbiss, unweit der Kultstätte geladen