Panama - San Blas Inseln
Das Besondere an den Cuna Indianern ist vielleicht, daß sie zu den wenigen Staemmen gehören, die nicht von den Europäern erobert worden sind und dadurch mit ihrer Kultur überleben konnten. Kolumbus besuchte im Jahre 1502 zwar diese Inselgruppe aber schlimmeres folgte darauf hin nicht. Ein Jahr zuvor entdeckte ein Roderigo de Bastidas die San Blas. Innerhalb Panamas genießt das San Blas Archipel eine gewisse Autonomie.
Die San Blas Inseln bestehen aus ungefähr 365 Inseln. Sie sind alle recht klein. Die eine Insel, vor der wir gelegen haben, konnten wir gemütlich in einer Stunde umwandern. Es gab viele angelandete Baumstämme, aber auch Plastikmüll. Überall lagen Kokosnüsse herum oder leere großen Schneckenhäuser. Die Inseln sind zu großen Teilen mit Palmen oder Mangroven bewachsen. Die meisten Inseln sind wohl bewohnt. Wir haben zum einen Inseln gesehen, auf denen nur ein oder zwei Hütten standen, aber auch dicht bis zum Platzen bebaute Inseln. Die unbewohnten Inseln werden zum Teil bewirtschaftet und gehören ebenfalls irgendeiner Cunafamilie.
MULINE in den San Blas Inseln. Das war unser erster wirklicher Ankerplatz vor einer Palmeninsel. da kommen langsam Südseeträume auf....
Leider gab es auf den Inseln nicht viel zu sammeln. Muscheln fast gar nicht, bis auf einige große, ausgeblichene Schneckenhäuser. Dafür habe ich einen intakten toten Seeigel gefunden. Sein richtiger Name lautet Clypeaster humilis, sein deutscher Name ist Sanddollar. Er hat eine braune bluetenfoermige Maserung auf seiner Schale und ist zirka 6 cm groß. Er ist wunderschön und ich hoffe, ihn heil nach Deutschland bringen zu können. Im Wasser allerdings konnten wir lebendige und farbintensive Seesterne beobachten. Am Strand fanden wir eine gestrandete Portugiesische Galeere, unten im Bild.
Über sie hatten wir schon einiges gelesen. Sie gehört nämlich zu den Quallenarten, die uns Menschen sehr gefährlich werden können. Sie sind hauptsächlich Bewohner der Hochsee tropischer Meere und nur selten sieht man sie in Kuestennaehe. Sie besitzen eine Schwimmblase, ein sogenanntes Segel (das ist auf dem Bild noch gut zu erkennen), das auf der Wasseroberfläche treibt. Diese Schwimmblase kann bis zu 15 cm groß werden. Das Segel bei unser gestrandeten Qualle auf dem Foto ist ungefähr 10 cm groß. Darunter hängen wurzelartige Tentakel (die sind auf dem Foto nicht so schöne zu sehen, denn das Segel liegt oben auf), die bis zu 30 Meter lang werden können und dem Beutefang dienen. Diese Tentakel sind mit vielen giftigen Nesselkapseln ausgestattet. Bei günstigen Winden "segelt" diese Qualle mit dem Wind und zieht ihre langen Tentakel hinter sich her. Im günstigstem Falle erwischt sie kleinere Beutetiere. Sollte doch einmal ein kühner Schwimmer sich dieses schöne Nesseltier vom nahem ausehen wollen, dann benutzt die Qualle ihre Tentakel einfach zur Abwehr. Todesfälle sind zwar auch bekannt, aber doch selten. Es kann aber starke Verbrennungen geben, die sehr schmerzhaft sein sollen. Es können sich Blasen und Quaddeln bilden und Schweissausbrueche eintreten. Ein Antidot gibt es nicht, aber es wird empfohlen, kein Süßwasser auf die Wunde zu gießen, nicht zu reiben oder die Wunde zu berühren. Das beste sei Weinessig auf die Wunde zu tun, in Form einer getränkten Mullbinde vielleicht, oder einen Brei von Backpulver oder Magnesiumsulfat vorsichtig auf die betroffenen Stellen zu tragen. Natürlich nicht zu vergessen, den kühnen Beobachter beruhigen. Das tückische an dieser Quallenart ist, das selbst wenn sie schon gestrandet ist, ihre Tentakel im Sand immer noch lange aktiv sind. Und da helfen nur Strandschuhe.......
Diese zwei Seesterne haben wir durch das kristallklare Wasser fotografiert.
.......viele Bücher empfehlen solche Strand-Schuhe und wir haben es uns zur Regel gemacht ohne Strandschuhe nirgendwo mehr mit dem Dingi anzulanden. Denn nicht nur die einzelne verirrte Portugiesische Galeere lauert auf ihren Einsatz, sondern auch Seeigel, Krebse, Schnecken und anderes Getier.
Die Kokospalme ist, egal in welchem Entwicklungsstadium sie sich befindet, eine wunderschön anzusehende Pflanze. In Einem anderen Bericht werden wir noch etwas ausführlicher zu diesen Exemplaren schreiben. Hier erst einmal nur ein Bild.
Linkes Bild:
Und zwischen den Inseln sahen wir immer mal Cuna-Indianer mit ihren Einbäumen segeln.
Von anderen Segler, die hier auf den San Blas Inseln schon seit mehreren Monaten und auch Jahren hier mit ihren Booten in den San Blas vor Anker liegen, hatten wir gehört, dass ein Besuch auf einer bewohnten Insel wirklich ein bleibendes Erlebnis sein würde. Also verlegten wir uns auf Empfehlung vor das Inseldorf Sidra.
Zwischen den Inseln segeln die Indianer hauptsächlich mit ihren Einbäumen oder staaken mit ihren Booten im flachem Wasser und fischen. Vereinzelt konnten wir auch schon Außenborder an größeren Booten der Indianer sehen. Vielleicht ist das ein Zeichen, dass sich auch hier ein langsamer Wandel abzeichnet. Auf den kleinen Inseln gibt es keinen Strom. Aber zum Beispiel auf Sidra konnten wir Abends vereinzelte Lichter erkennen. Wasser ist für die Cunas immer noch ein Problem. Eine festlandsnahe Insel sollte vor einiger Zeit eine Wasserleitung gelegt bekommen. Aber der Ältestenrat des Dorfes lehnte dieses Vorhaben ab mit der Begründung, dass die Männer auf der Insel dann weniger zu tun hätten. Die Männer haben Aufgaben wie Kokosnüsse sammeln, Wasser vom Festland zu besorgen, Brennholz zu schlagen und zu fischen. Die Frauen sind für die Familie da und fertigen ihre traditionellen Trachten, die Molas an und verdienen damit deutlich mehr Geld als die Männer.
Bei dem Besuch in dem Cuna Dorf Sidra hatten wir unsere Kamera nicht dabei. Das war uns dann doch zu unangenehm, zumal wir gehört hatten, daß nicht alle Indianer sich gerne fotographieren lassen. Aber schade war es trotzdem.
Die Abbildungen auf den Molas stellen häufig Symbole ihrer Religion und ihres tauglichen Lebens dar. Wer hier einmal herkommen sollte und nach einem geeigneten Mitbringsel für die Indianer sucht, der könnte Brillen im Gepäck haben. Die Frauen, die diese filigranen Handarbeiten herstellen haben im Alter auch das Problem, dass ihre Sehkraft für diese Arbeiten nicht mehr ausreicht.
Manchmal braucht eine Cuna Indianerin einen ganzen Monat, um solch eine Mola von 30 mal 30 Zentimetern herzustellen. Je feiner die Stiche sind und je mehr Stofflagen übereinander verarbeitet werden, desto aufwendiger und länger dauert das Kunstwerk. Wir haben gehört, dass mittlerweile ein Kreuzfahrtschiff die San Blas Inseln mit in ihr Programm aufgenommen haben soll. Auf der Hauptinsel Porvenir wird dann ein riesiges Treffen organisiert und alle Molaherstellerinen fahren dorthin, um ihre Arbeiten den Urlaubern anzubieten. Hoffentlich führt das nicht dazu, dass die Molas zu kitschigen oder maschinell hergestellten Mitbringseln verkommen. Die Gefahr ist groß, denn diese wunderschönen Handarbeiten gehören jetzt schon zu einem Teil ihrer Einkünfte.
Die Frauen stellen nicht nur Molas her, sondern auch Fuß und Handschmuck. Er gehört ebenfalls zu ihrer Tracht. In der Regel sind das bunte Perlenketten, die die halben Unterarme und Unterschenkel zieren. Indianerfrauen schminken sich auch. In den beiden Verkaufshuetten auf Sidra waren auch Kosmetika zu finden.
So richtig wohl war uns nicht bei dem Besuch der Einheimischen. Nicht weil wir Angst um unsere Sicherheit gehabt hätten. Nein, das nicht aber wir kamen uns vielleicht etwas deplatziert vor. Wir hatten im Vorfeld über die Kuna Indianer gelesen, dass ihr Volk relativ ungestört und abseits von Panama lebt und die Frauen noch immer die traditionellen Molas herstellen und auch tragen. Und nun brechen wir in solch eine abgeschiedene Welt ein. Wollen ein Indianerdorf besichtigen, landen dazu mit einem neuen Dingi an, haben ordentliches Schuhwerk an, saubere Kleidung und haben gepflegte Zaehne. Irgendwie wird einem jetzt bewußter, dass hier zwei Welten aufeinander stoßen. Und das Gefühl ist neu für uns. Es stellten sich uns Fragen wie; Sind wir überhaupt willkommen oder wie reagieren die Indianer auf uns. Empfinden sie es als unangenehm, so "besichtigt" zu werden? Hier auf dieser Insel war alles anders, als bei dem bisher gesehenden auf unserer Tour.
Zu unserer Erleichterung waren die Indianer sehr aufgeschlossen, interessiert und freundlich. Auf dem Dorfplatz fand gerade ein Basketballspiel statt, Kinder faßten uns bei den Haenden, zogen uns in die eine oder andere Richtung und redeten auf uns ein. Ein jüngerer Indianer stellte sich als unser Fremdenführer zu Verfugung, zeigte uns sein Dorf und brachte uns zu den Indianerfrauen, die die besten Molas herstellten.
Stefan stieg noch einmal in den Mast und knipste ein paar schöne Fotos und dann verlegten wir uns zu dem nächsten traumhaftschönen Ankerplatz und da sollten wir etwas kurioses miterleben......
.....der Anker war gefallen, wir hatten noch einen kleinen Dinghiausflug unternomen und den Nachmittag verbrachten wir mit kleineren Arbeiten, die schon seit einigen Tagen auf unserer Liste standen. Martina reparierte einen Brenner am Herd und Stefan baute zwei Winschen auseinander, um sie zu reinigen.
Nachdem wir gerade damit fertig waren und mit einem Kaffee in der Plicht saßen, lief ein großer und recht neuer französischer Katamaran nur 100 Meter hinter uns auf das Riff auf. Das Riff konnten wir zwar nicht sehen, aber der Katamaran stand leicht schräg und bewegte sich nicht mehr. Innerhalb von weniger als 10 Minuten waren mit uns acht Dinghis am Ort, um zu helfen. Ein Amerikaner organisierte den Rettungsversuch, Ausbringen eines Ankers und ziehen und schieben mit acht Dinghis. Aber alles blieb erfolglos. Der Catamaran blieb an Ort und Stelle. Am nächsten Tag, früh um acht Uhr Ortszeit, sollte die Rettungsaktion fortgesetzt werden, da dann die Tide etwas höher stand.
Der französische Catamaran, der auf ein Riff aufgelaufen war, ist am nächsten Morgen bei Hochwasser glücklicherweise unbeschadet und mit Hilfe von nur einer Segelyacht vom Riff freigezogen worden.
Der Schiffseigner des 55 Fuß langen Catamarans Alain veranstalltete zum Dankerschoen fuer alle zur Hilfe gekommenden Segler am Abend ein Happy Hour auf seinem Cat. Dort trafen sich dann 6 Crews aus den unterschiedlichsten Ländern. Aus der Schweiz, aus Deutschland, aus Irland, aus den USA, Columbien und Frankreich. Es war ein sehr interessanter Abend. Wir lernten unteranderem ein älteres amerikanisches Ehepaar kennen, Brant and Shirley aus San Diego, die mit Mister Bush nichts am Hut hatten aber dafür den Namen unseres letzten Außenminsters und den unserer derzeitgen Kanzlerin präsent hatten. Wir waren beeindruckt. Überhaupt war das ein Pärchen, welches wir gerne näher kennengelernt hätten. Beide waren uns sehr sympathisch. Ich wurschtelte mich tapfer mit meinen relativ schlechten Englischkenntnissen durch die Gespräche über Politik und Segeln und Brant half mir dabei sehr durch seine aufmerksame Art. Zudem konnte er einige Brocken deutsch, die er in seiner Zeit bei der US-Armee in Bremerhaven gelernt hatte. Das erleichterte oftmals unsere Unterhaltung.
Und jetzt die letzten Bilder von den San Blas Inseln.
Das Dorf Sidra