Unsere zweite Teilstrecke auf dem Suezkanal
Am 7. Mai um 5.30 Uhr starteten wir zum letzten Teilabschnitt des Suezkanals. Am Ende der 48 Seemeilen langen Stecke würden wir die Stadt Port Said erreichen und ein paar Meilen später im Mittelmeer und damit zurück in Europa sein. Unser Lotse hieß mit Namen Said und war rein optisch gesehen das komplette Gegenteil von unserem ersten Lotsen.
Said gehörte nicht wie unser erster Lotse zu den modern aussehenden Ägyptern, Said war ein streng gläubiger Moslem. Am Anfang waren wir doch etwas irritiert, denn er laß die erste halbe Stunde ausschließlich im Koran und betete seine Suren leise vor sich her. Dann packte er den Koran bei Seite und guckte freundlich drein. Leider war auch sein Englisch sehr begrenzt aber ganz im Gegeteil zu seinem modernen Kollegen kannte er nicht die englischen Wörter wie bitte Backschisch (Trinkgeld), oder Fragen wie: habt Ihr Geschenke für meine Familie oder Kann ich einen Cappuccino bekommen oder den Satz das Backschisch ist sehr klein von Euch. Said erzählte in seinem gebrochenen Englisch von seiner Familie, den sechs Kindern, von denen er uns auch Fotos zeigte. Said war ein sehr freundlicher Zeitgenosse.
Dieses mal hatten wir besseres Wetter. Die Sonne schien und gegenwind hatten wir diesesmal auch nicht.
Dies war die einzige Autobahnbrücke die über den Suezkanal auf die andere Seite führte.
Im Unterschied zum ersten Teilabschnitt des Suezkanals war dieser Teil an den Ufern mehr bebaut und weniger mit Wüste geflankt. Militärstützpunkte gab es aber genauso viele wie im ersten Abschnitt.
Viel zu erzählen zum Kanal können wir nicht mehr. Das Wichtigste hatten wir bereits im ersten Teil über den Suezkanal beichtet und mit viel neuem können jetzt nicht mehr aufwarten.
Aber vielleicht noch ein paar Worte zu Herrn Ferdinand Marie Vicomte de Lesseps, dem französischen Diplomat und Ingenieur, der dem damaligen Vizekonsul in Ägypten assistierte und die Idee eines Kanals neu ins Leben rief.
Er begann das Projekt für den Bau des Kanal durch den Isthmus von Suez zu planen. Da de Lesseps beim Bau des Suezkanals so erfolgreich war, wurde er zum Präsidenten einer französischen Gesellschaft gewählt, die für die Konstruktion des Kanals durch den Isthmus von Panamá von 1881 bis 1888 verantwortlich war. Doch das Projekt wurde aus technischen und finanziellen Gründen aufgegeben. Skandale bei der Leitung des Projekts führten zu einer Untersuchung. Die beauftragte Kommission konnte Lesseps und seinem Sohn mangelnde Führungsqualitäten sowie die Veruntreuung des Gesellschaftsvermögens nachweisen. Sie wurden daraufhin angeklagt und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt – später folgte jedoch ihre Rehabilitation.
Im Kanal wurden zu beiden Seiten die Fahrrinne mit Tonnen begrenzt. Hier ist eine rote Tonne zu sehen, die mit Solarzellen ihren Strom gewinnt.
Auf der Stecke nach Port Said trafen wir viele Fischer. Sie fischten im Kanal mit ihren Netzen. Keines dieser Boote war mit Außenbordmotoren versehen. Alle Boote wurden entweder mit Rudern fortbewegt oder sie wurden vom Ufer aus getreidelt. Das Treideln erinnerte mich gleich an das Bild von dem Russen Ilja Repin "Die Wolgatreidler", das wir damals im Kunsterziehungsunterricht stundenlang durchgenommen hatten. Die Kardinalfrage war " Was wollte der Künstler damit ausdrücken....." Ich höre es noch heute.
In den Netzen verfingen sich nur kleinere Fische. In Ismailia kauften wir auf dem Markt für Salalah einiger dieser kleinen Portionsfische und Salalah befand sie für sehr schmackhaft. Fisch ist schlechthin ist für Salalah die Delikatesse. Da sagt sie nie nein, ein Fisch geht immer noch rein. Marc von der YAGOONA hatte Salalah auch schon mal frischen Hühnermagen mitgebracht und auch damit konnte er ihm eine große Fressfreude machen....Also nicht nur wir Segler schlemmten am abend in Ismailia auch Salalah kam nicht zu kurz.
Said kannte kannte viele Lotsen die auf der Stecke unterwegs waren. Ob es auf kleineren Schiffe war oder auf den großen Brummis. Ein kurzes " Hallo" oder ein kleiner Schwatz über das UKW- Gerät gab es immer. Said gehört scheinbar zu den "alten Hasen" unter den Kanallotsen, ganz im Gegenteil zu unseren ersten Lotsen Achmed.
Viele solcher Taubentürmchen standen an der Strecke. Die Tauben werden aus verschiedenen Gründen gehalten. Zum einen wegen der Eier oder des Fleisches das verkauft wird und zum anderen der Zucht wegen.
Nach knapp acht Stunden erreichten wir Port Said, unser Eingangstor ins Mittelmeer. Port Said mit seinem Hafen gehört zu den wichtigsten und größen Städten Ägyptens. Neben dem Fischfang sind die Herstellung von chemischen Produkten, Nahrungsmitteln und Zigaretten von wirtschaftlicher Bedeutung. Die wichtigsten Exportgüter Port Saids sind Baumwolle und Reis.
Auch wenn dieser Frachter den Namen der Hauptstadt Mecklenburg Vorpommerns trägt kommt er doch nicht aus Deutschland. Er fährt unter kanadischer Flagge und ist in St. John`s registriert, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Newfoundland and Labrador, auf der Halbinsel Avalon, im Südosten der Insel Neufundland. Drei Tage später auf unserer Überfahrt nach Kreta, begegneten wir der STADT SCHWERIN noch einmal. Knapp 100 Meter vor unserem Bug zog der Frachter an uns vorbei.....
Die Stadt Port Said wurde 1859 gegründet, als die Bauarbeiten am Suezkanal begannen. Heute beträgt die Einwohnerzahl um eine halbe Million und damit ist sie die viert größte Stadt Ägyptens.
In Port Said angekommen organisierte sich Said seinen Shuttle zum Land. Er funkte die Lotsenstation an und nach 10 Minuten kam ein kleines wendiges Motorboot an MULINE längs. Said verabschiedete sich freundlich von uns, wünschte uns eine gute Weiterfahrt und stieg auf das kleine Lotsenboot über. Er winkte zum Abschied uns verschwand im Gewimmel des Hafens.
Vor uns lag nun das Mittelmeer. Die YAGOONA und die MAGNOLIA waren bereits einige Meilen vor uns. Sie berichteten uns über Funk von wenig Welle und Wind aber dafür von entspanntem Segeln. Die MAGNOLIA war nun auf dem Weg in Richtung Rhodos, die YAGOONA in Richtung Athen und wir in Richtung der Insel Peloponnes. Über eine ausgemachte Kurzwellenfrequenz blieben wir aber vorerst weiter im Kontakt........
unser erster schöner Sonnenuntergang im Mittelmeer.....