Auf dem Vulkan
Die Tage in Aden nach unserem Ausflug nach Sanaa waren gezählt. Eigentlich wollten wir gemeinsam als Fünfergruppe Aden verlassen aber die drei anderen Boote YARA, YAGOONA und JUST DO IT waren bereits startklar, als wir aus Sanaa eintrafen, was uns dann doch etwas zu schnell war. So blieben wir zusammen mit der ESPERANZA noch einen Tag länger in Aden, bis wir mit unseren Vorbereitung fertig waren. Wir füllten unsere Wassertanks voll, kauften auf dem Markt frisches Gemüse und Obst und unser Motor stand auch noch einmal auf dem Plan. Auf der Fahrt von Salalah nach Aden wollte der Motor nicht mehr von alleine starten oder nur mit sehr starken Anlaufschwierigkeiten.

Helmut von der ESPERANZA hatte sich bereits unseren Motor kurz nach der Ankunft in Aden angesehen und eine mögliche Schwachstelle entdecken können. Die hatte er dann beseitigt, sagte uns aber, wir sollten in den nächsten Tagen den Motor immer mal wieder starten, um zu sehen, ob das Problem wirklich behoben sei. Nach dem Ausflug nach Sanaa starteten wir den Motor erneut und siehe da, das Problem hatte sich nicht erledigt. Nun war für Helmut klar, sein erste Hilfemaßnahme reichte nicht aus. Also setzten sich Helmut und Stefan nochmals in die Spur, auf der Suche nach einem Relais. Sie wurden schnell fündig und dank Helmuts Sachkunde war das Relais, zwischen Starterknopf und Anlasser, nach einer Stunde eingebaut. Wir werden gespannt sein, wie sich in Zukunft diese Maßnahme bewähren wird.

Für uns hieß es nicht mehr WELCOME TO ADEN sondern GOODBY ADEN.
Nach dem Einbau des Relais ging es auf den Markt und für den nächsten Tag stand dann nur noch ein letzter Gang ins Internet auf dem Plan und das Ausklarieren.
Diese Frau war uns "gut" bekannt. Wir sahen sie jedes Mal, wenn wir unseren Gang durch die Straßen von Aden machten oder in einen der Lokale zum Essen saßen. Wir nannten sie die böse Frau. Wenn man das Bild sieht, möchte man das gar nicht glauben. Aber so unverhofft, wie sie hier in die Kamera lächelte, hatten wir sie nie zuvor gesehen. Sie ist eine sehr große Frau von fast 1,80 Meter, ist sehr sehr schlank und fast immer in Schwarz gekleidet. Ihr Gesichtsausdruck war grimmig und zuweilen boshaft. Besonders hatte sie es auf Stefan abgesehen. Sie folgte ihm auf Schritt und Tritt in knapp zwei Meter Entfernung wenn sie ihn erblickte und es erschien uns, als ob sie böse und unverständliche Zauberflüche über ihn herabregnen ließe. Dazu gestikulierte sie wild mit ihren langen schlanken Fingern. Sie führte Selbstgespräche und zudem ging sie überall hin und bettelte jedermann an. Wir versuchten es immer mit Nichtbeachtung, aber an unserem letzten Tag ging ich einfach auf sie zu, gab ihr ein frisches Brot, dass wir uns zuvor in einer Bäckerei gekauft hatten und fragte sie, ob ich ein Foto von ihr machen könnte. Daraufhin schaute sie mich böse an, gestikulierte wild und sagte dann auf einem Mal sehr freundlich, in einem guten Englisch, " Thank you very much" und gab mir zu verstehen, dass sie nichts gegen ein Foto hätte. Und so entstand dann das obriege Foto.....

Später erfuhren wir von anderen Einheimischen, dass diese Frau aus Somalia kommt.

In den Straßen von Aden
Immer wieder wurden wir gefragt, wie uns Jemen gefällt. Auch von diesen Männern
Ein letztes Mal ging es in das Hafengebäude. Hier sitzt die Paßkontrolle, der wir jedes mal beim Verlassen und Betreten des Hafengeländes unsere Pässe mit dem Visum vorzeigen mußten. Auch kamen nur Einheimische durch diese Kontrolle, die einen Passierschein vorweisen konnten. Die Beamten, meist junge Männer, waren sehr freundlich und hilfsbereit und nach zehn Tagen Aufenthalt in Aden waren uns manche schon recht vertraut.

Linkes Bild:

Auch galt es nun Abschied von Maurizio und Achmad zu nehmen. Beide waren uns große Hilfen. Sie zeigten, erklärten und organisierten uns viele Dinge. Angefangen wo es sicher für Weiße ist, ein Internetcafé gibt, wo sich gute Teelokale befinden oder wo man gut essen kann und wo wir die einzelnen Behörden finden, die wir brauchten.

Alles war erledigt, wir waren ausklariert der Abfahrt stand nichts entgegen. Aber es sollte wieder einmal anders kommen......

Wir hatten bereits unseren Motor gestartet, nein es sollte nicht wieder an unserer Maschine liegen, da rief uns Helmut von der ESPERANZA über Funk zu, er könne seinen Motor nicht starten! Wir konnten es kaum glauben. Da werkelt Helmut stundenlang an unserem Motor herum und zu guter Letzt bekommt er selbst noch Probleme. Es stellte sich schnell heraus, dass seine Starterbatterie vom Motor defekt war. Da half nichts, es mußte eine neue her....Also schalteten wir unseren Motor wieder aus.

Helmut ließ sein Dingi erneut zu Wasser und zusammen mit Stefan fuhren sie in die Stadt. Zuvor hatte Ilse die Hafenbehörde darüber informiert, dass sie einen Motorschaden hätten und jetzt nicht Aden verlassen könnten. Das war kein Problem für die Behörde und trotz der bereits abgeschlossenen Ausklarierung durften Helmut und Stefan in die Stadt, um eine neue Batterie aufzutreiben. Das lag aber wahrscheinlich nur daran, dass die Sicherheitsbeamten noch nicht mitbekommen hatten, dass wir bereits ausklariert waren. Nach knapp anderthalb Stunden kehrten sie erfolgreich zurück und nach einer weiteren Stunde starteten wir in Richtung Rotes Meer....

Achmat und Stefan
Links im Bild Helmut und Martina in den Straßen von Aden.
Die ESPERANZA hat bereits Segel gesetzt.

Unser nächstes Ziel sollte eine kleine unbewohnte Inselgruppe im Roten Meer sein. Die vorausfahrende Gruppe mit der YAGOONA, der YARA und der JUST DO IT waren bereits dorthin unterwegs. Sie hieß Zubayr Gruppe und gehört noch zu Jemen.

Ein letzter Blick auf Aden...
Die ESPERANZA vor uns im Schmetterlingstil.
Auf dem Weg zu unserem neuen Ankerplatz ging uns dann pünktlich zum Abendessen dieser Thunfisch an die Angel. Die Freude war groß, besonders bei unserem kleinen Kater Salalah. Jetzt gab es Fisch satt.....
.....und eine Stunde später lag Salalah kugelrund und müde auf dem Kissen....
Vorsichtig beäugt Salalah seinen ersten Thunfisch.
Bislang hat Salalah keine Anzeichen von Seekrankheit gezeigt. Etwas wacklig ist er zwar auf den Beinen, wenn die Wellen das Boot hin und her werfen. Aber ansonsten scheint es ihm gut zu gehen auf See. Wenn es zu schaukelig wird, dann kommt er einfach zu uns auf den Schoß und schon sieht die Welt wieder anders aus.
Oben im Bild ist der Vulkan North Peak zu sehen.

Unser neuer Ankerplatz war ein Volltreffer. Die Inselgruppe bestand eigentlich nur aus Vulkanen und diese waren in unterschiedlichsten Größen, Formen und Beschaffenheiten. Solch eine Inselgruppe hatten wir noch nie gesehen.

Und wir hatten richtig Glück mit dem Wetter. In der Meerenge, Bab el Mandeb, der Einfahrt in das Rote Meer, herrschten moderate Winde. In dieser Meerenge kommt es auf Grund des Düseneffekts sehr häufig zu Winden in Sturmstärken. Wir hatten nicht mehr als 30 Knoten Wind, das sind 7 Beaufort, und zudem kam der Wind aus der richtigen Richtung und zwar aus Südost. Dieser Wind
trug uns in rasender Geschwindigkeit Richtung Norden und schon nach nur 48 Stunden und 265 Seemeilen im Kielwasser, lagen wir wieder vor Anker, in der Bucht der Insel Jabal Zubayr.
Die Insel Jabal Zubayr bestand ausschließlich aus Lavagestein und Vulkanen. Sie ist ungefähr 2,5 Seemeilen lang und 2 Seemeilen breit. Es gibt drei nennenswerte Vulkane von 170 m , 191 m und 223 m Höhe. Alle haben zusätzlich noch kleine Seitenvulkane. Auf dieser Insel gibt es ein kleinen Militärstützpunkt und von den Militärs wurden wir auch gleich, nachdem wir den Anker geworfen hatten, freundlich begrüßt.
Die ESPERANZA auf Ankerplatzsuche
Die jungen Männer von dem jemenitischen Militär fragten uns ein paar Daten ab und erklärten uns, dass wir uns in militärischen Gebiet befinden, aber an Land gehen dürften. Wir fragten gleich, ob wir auch auf den Vulkan klettern könnten. Das wäre auch kein Problem, versicherten sie uns, aber wir dürften keine Fotos machen. Zum Schluß gaben wir ihnen noch Zigaretten und dann düsten sie mit ihren kleinen Boot wieder ab.
Die ESPERANZA vor dem North Peak. Er ist 170 Meter hoch. Am nächsten Tag sollte es gemeinsam auf den Gipfel gehen.
Allmählich senkte sich die Sonne und tauchte die Insel in einen warmen Braunton ein. Die Kulisse und das Abendlich war wunderschön.
Die ESPERANZA in der Abendsonne.
Neben uns gingen noch zwei Fischerboote vor Anker und warteten auf den Morgen, um wieder auf das Meer zu fahren.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Gipfel des North Peak. Von Vorteil war, dass die Sonne erst gegen Mittag aus ihren Wolkenkleid auftauchte. So war es bei dem Aufstieg nicht ganz so heiß.
Salalah blieb zurück an Bord, wurde Kapitän auf Zeit und paßte somit auf MULINE auf, Ilse tat das gleiche auf der ESPERANZA.
Das erste Stück war einfach. Allerdings merkten Stefan und Helmut, dass sie nicht das richtige Schuhwerk an hatten. Stefan hatte seine Teva-Sandalen an und Helmut hatte zwar einen festen Wildlederschuh an, aber ebenfalls ohne Socken. Von überall rieselten die kleinen Lavasteinchen in die Schuhe und kamen zwischen die Zehen. Aber da mußten die beiden dann durch.
Allmählich stiegen wir immer höher und wir bekamen einen wunderbaren Überblick von diesem kleinen Archipel. Die Zubayr Gruppe besteht aus 11 Inseln und sowie es aus der Höhe aussieht, scheinen alle aus Vulkane zu bestehen. Oben im Bild sieht man die nur knapp 1,5 Seemeilen entfernte Insel Saba Island mit seinem 116 Meter hohen Vulkan. Eine Flanke ist durch den letzten Ausbruch stark abgesenkt und von unserem Beobachtungspunkt konnten wir in den Kraterkegel hineinsehen. Auf dieser Insel gibt es Flamingos, die wir später tatsächlich selbst gesehen haben, als wir uns am nächsten Tag nach Saba Island verlegt haben.
Leider konnte wir nicht aus Herzenslust fotografieren. Wir waren das erste Drittel gegangen, da folgten uns auch schon zwei junge Männer vom Militär. Ob sie uns aus purer Lust und Neugier nur begleiten wollten oder als "Bewachung" oder Schutz, wird für uns ein Geheimnis bleiben. Sie waren auf jeden Fall nett und zusammen erklommen wir dann zu fünft der Krater. Oben angekommen, konnte Stefan dann zwei Fotos schießen und dann war auch schon Schluß.
Für unsere müden Seglerbeine war dieser Aufstieg eine willkommende Abwechslung. Schwierig war der Aufstieg nicht. Nur das Material der Flanken war sehr locker. Wir krabbelten auf allen vieren den Vulkan hoch, dabei ging es; zwei Krabbler hoch und einen rutschten wir wieder zurück
Wir blieben über eine Stunde auf dem Vulkan. Der Kraterrand war sehr schmal und im Innern des Kraters lagen viele Steine. Der letzte Ausbruch muß schon länger zurück liegen. Es war kein Rauch zu sehen, keine Gase traten aus und andere Gerüche konnten wir auch nicht wahrnehmen. Wir genossen die Aussicht und umwanderten den Kraterrand. Nach über einer Stunde rutschen wir dann den Vulkan bergab.
ESPERANZA und MULINE vor Anker
Ein Blick von Kraterrand zur anderen Insel hinüber.
Das war die einzige Pflanze, die auf der Vulkaninsel zu sehen war. Ansonsten sah die Umgebung ein wenig nach einer Mondlandschaft aus.
Die erstarrten Lavafelder reichten bis an das Rote Meer heran.
Unten wieder angekommen, erwartete uns dann eine kleine Überraschung. Die beiden jungen Männer vom Militär fragten uns, ob wir Fisch mögen, obwohl wir sagen müssen, dass ihr Englisch fast gleich Null war und wir uns nur über Zeichensprache verständigen konnten. 10 Minuten später kamen sie mit zwei schönen großen Fischen zurück und wünschten uns einen schönen Abend.
Helmut und Stefan beim Fische ausnehmen.
Unser Kapitän auf Zeit war unterdessen beim Spielen eingeschlafen, MULINE paßte somit auf Salalah auf und unser kleiner Kater ließ sich dabei die Sonne auf den Bauch scheinen......
Nach drei Tagen verließen wir die jemenitische Zubayr Gruppe und segelten in Richtung Eritrea. Leider hatten wir hier nicht, wie erhofft, die drei anderen Boote, YARA, YAGOONA und die JUST DO IT angetroffen. Über Funk hörten wir von ihnen, dass sie es nicht mehr geschafft hatten, bei Tagenlicht diese Inselgruppe anzulaufen. Somit segelten sie weiter zu der Insel Harmil in Eritrea, was nun unser nächstes Ziel sein wird.

Mit der Insel Jabal Zubayr hatten wir einen wirklich interessanten und gelungenen Abschluß von Jemen. Jemen wird uns in sehr guter Erinnerung bleiben, mit Sanaa an der Spitze, gefolgt von der Vulkaninsel und seinen Menschen mit ihrer uns so fremden Kultur.

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Die beiden Fische hatten die jungen Männer von den vor Ankerl iegenden Fischerbooten geholt

Rechtes Bild:

Helmut und Stefan nahmen die Fische noch am Strand aus und damit war bereits klar, was es heute bei einem gemeinsamen Abendessen wieder einmal gab. Fisch satt.....

Einheimische Fischer, die bei Einbruch der Dunkelheit den Schutz der Inseln suchten